Republikanische Vorwahlen in USA: Jon Huntsman gibt auf
Da waren es nur noch fünf: Jon Huntsman, der einzige wirklich moderate Kandidat, ist aus dem Rennen zur Vorwahl der Republikaner ausgestiegen.
Berlin taz | Und wieder einer weniger. Der ehemalige Gouverneur von Utah und US-Botschafter in China, Jon Huntsman, ließ am Sonntag überraschend verlauten, er werde das Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur verlassen.
Huntsman war in Iowa Letzter, in New Hampshire in der vergangenen Woche Dritter geworden und hatte dort noch am Wahlabend verkündet, das genüge ihm zum Weitermachen.
Der Schritt des einzigen wirklich moderaten republikanischen Kandidaten kam überraschend, da er noch das ganze Wochenende über in South Carolina auf Wahlkampftour unterwegs gewesen war. Dort wird am 21. Januar gewählt, neun Tage später in Florida.
Huntsman, der einzige im republikanischen Kandidatenfeld, der für überparteiliche Zusammenarbeit wirbt, Klimawandel für echt hält und die Evolutionsgeschichte nicht für eine dem Kreationismus gleichzustellende Theorie, war in den nationalen Umfragen stets auf dem letzten Platz gelandet.
Weder hatte er sich gegen die schrillen Töne aus dem Wahlkampflagern seiner Konkurrenten Gehör verschaffen können, noch hatte sein Wahlkampf ausreichend Spendengelder akquiriert, um mit den Fernsehspots der anderen mithalten zu können.
Huntsman für Romney
Noch am Montag will Huntsman vor der Presse seinen Ausstieg aus dem Rennen erklären, und sich dabei für die Wahl Mitt Romneys als republikanischem Kandidaten aussprechen. Romney hatte sowohl die Wahlversammlungen von Iowa als auch die Vorwahlen von New Hampshire für sich entscheiden können und liegt in den Umfragen auch in South Carolina vorn.
Das hoffen die übrigen Kandidaten zu ändern - und insbesondere der christlich-konservative Rick Santorum kann sich nach dem Wochenende neue Hoffnungen machen. Bei einem Treffen in Texas einigten sich am Wochenende die Chefs etlicher evangelikaler Organisationen auf Santorum als ihren Einheitskandidaten. Die Stimmen dieser Wählergruppe waren bislang zwischen Santorum und seinen Konkurrenten, dem ehemaligen Repräsentantenhaussprecher Newt Gingrich und dem texanischen Gouverneur Rick Perry zersplittert gewesen.
Dass sich Evangelikalen auf den römisch-katholischen Santorum einigen konnten, mag auf den ersten Blick überraschen. Dabei dürfte allerdings entscheidend gewesen sein, dass Santorum immerhin in Iowa praktisch mit Romney gleichauf gewesen war, während Gingrich und Perry weit abgeschlagen waren.
Perry hat seinem Wahlkampf kaum Leben einhauchen können, und Gingrich gilt vielen religiös motivierten Wählern als nicht glaubwürdig - allein schon wegen seiner mehrmaligen Scheidungen und Neuvermählungen.
So könnte nach den Vorwahlen von South Carolina ein nochmal verkleinertes Kandidatenfeld weiterziehen: Romney, der Libertäre Ron Paul und Rick Santorum scheinen derzeit als diejenigen, die nach dem 21. Januar noch am Start sein dürften.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Preiserhöhung bei der Deutschen Bahn
Kein Sparpreis, dafür schlechter Service
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett
Housing First-Bilanz in Bremen
Auch wer spuckt, darf wohnen