Republikaner kritisieren Donald Trump: Mundwinkel auf Talfahrt
Die Unterstützung für den Provokateur nimmt ab, selbst sein Vize geht auf Distanz. Eine Umfrage sieht Trump inzwischen 10 Prozentpunkte hinter Clinton.
Selbst Trumps eigener Kandidat für den Posten des Vizepräsidenten, Mike Pence, ließ öffentlich Distanz erkennen. Pence stellte sich im Sender Fox News ausdrücklich hinter Parlamentschef Paul Ryan, dem Trump zuvor die Unterstützung verweigert hatte. Mit Ryan verbinde ihn eine „langjährige Freundschaft“ und er unterstütze dessen Kampagne zum Wiedereinzug in den Kongress, sagte Pence.
Mit seiner provokanten Distanzierung von Ryan, der zu den einflussreichsten Republikanern in Washington zählt, hatte Trump zuvor die Parteiführung herausgefordert. Parteichef Reince Priebus ließ erklären, er sei „außerordentlich empört“ über Trumps beispielloses Verhalten gegenüber Ryan. In Washington wird Trumps Vorgehen als Retourkutsche gewertet, weil sich Ryan wiederholt kritisch über Trump geäußert hatte.
Zur Verärgerung der Partei hatten in den vergangenen Tagen vor allem Trumps Angriffe auf die muslimischen Eltern eines im Irak gefallenen US-Soldaten beigetragen, mit denen der Kandidat nach Ansicht vieler Republikaner die Regeln des Anstands verletzt hatte. Eine ganze Reihe als unglücklich empfundener Auftritte ließ bei der Parteiführung zudem die Hoffnung schwinden, Trump könnte nun nach seiner offiziellen Nominierung als Kandidat in eine Art Parteidisziplin eingebunden werden.
Nicht präsidiabel
Der einflussreiche Republikaner Newt Gingrich appellierte eindringlich an den Kandidaten, sein Auftreten zu ändern. „Er hat noch nicht den Übergang zum potenziellen Präsidenten der Vereinigten Staaten geschafft“, sagte Gingrich am Mittwoch im Sender Fox Business Network. „Seine Äußerungen der vergangenen Woche lassen nichts Gutes für seine Kampagne ahnen.“
Gingrich warf Trump vor, mit fahrlässigen Provokationen die Wähler der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton zuzutreiben: „Trump hilft ihr, die Wahl zu gewinnen, weil er noch inakzeptabler ist als sie.“
Trump selbst zeigte sich von den innerparteilichen Turbulenzen unbeeindruckt. Seine Wahlkampagne für das Präsidentenamt sei „noch nie so geeint“ gewesen wie jetzt, sagte er in Florida.
In einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Senders Fox News konnte Clinton ihren Vorsprung vor Trump auf zehn Prozentpunkte ausbauen. Die Erhebung sah Clinton bei 49 Prozent und Trump bei 39 Prozent.
Die Zahl der Republikaner, die sich aus Protest von Trump lossagten, wuchs unterdessen weiter. Der republikanische Abgeordnete Adam Kinzinger, ein Luftwaffenveteran, sagte im Sender CNN, Trump habe „zu viele rote Linien überschritten“. Er werde den Kandidaten nicht länger unterstützen – „egal, welchen politischen Preis ich dafür zahlen muss“.
Zuvor hatte die Republikanerin und Chefin des IT-Konzerns Hewlett Packard, Meg Whitman, angekündigt, dass sie Trumps Rivalin Hillary Clinton unterstützen werde. Der Rechtspopulist Trump sei ein „unehrlicher Demagoge“, der das Land „auf einen sehr gefährlichen Weg führen würde“, begründete sie ihre Entscheidung in der Zeitung New York Times.
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