piwik no script img

Repressionen im IranSittenpolizei kontrolliert Hijabs

Im Iran kehren die Sittenwächter wieder in den Alltag der Menschen zurück. Damit nehmen die Repressionen gegen Frauen weiter zu.

Führt die Unterdrückung aus: ein iranischer Sittenpolizist Foto: wana news agency

Dubai ap | Im Iran wollen die Behörden wieder verstärkt das Tragen von Kopftüchern kontrollieren. Die Sittenpolizei werde Frauen, die sich in der Öffentlichkeit ohne Hidschab zeigen, anzeigen und festnehmen, sagte Polizeisprecher Said Montaserolmahdi am Sonntag. In der Hauptstadt Teheran sah man Männer und Frauen der Sittenpolizei, die in Kleinbussen die Straßen patrouillierten. Die berüchtigte Moralpolizei hatte sich nach dem Tod einer 22-Jährigen im vergangenen September und anschließenden Massenprotesten weitgehend zurückgezogen. Im Dezember hatte es sogar einige – später dementierte – Berichte gegeben, dass diese Einheit aufgelöst worden sei.

Am späten Samstag verhaftete die Polizei einen Schauspieler in dessen Wohnung. Zuvor hatte Mohammed Sadeghi in sozialen Netzwerken ein Video als Reaktion auf ein anderes Online-Video verbreitet, das eine Frau zeigte, die von der Sittenpolizei festgenommen wird. „Glauben Sie mir, wenn ich eine solche Szene sehe, könnte ich einen Mord begehen“, sagte er darin. Auf der Website der Tageszeitung „Hamshahri“ hieß es, er sei verhaftet worden, weil er Menschen dazu aufgefordert habe, Waffen gegen die Polizei einzusetzen.

Zuletzt wurde die Schauspielerin Asadeh Samadi aus den sozialen Medien verbannt und von einem Gericht angewiesen, sich wegen einer „antisozialen Persönlichkeitsstörung“ in psychologische Behandlung zu begeben – vor zwei Monaten hatte sie mit einer Kappe auf dem Kopf an einer Beerdigung teilgenommen.

Die landesweiten Proteste gegen die Kopftuchpflicht waren zu Beginn dieses Jahres weitgehend abgeklungen. In Folge des harten Vorgehens der Behörden waren mehr als 500 De­mons­tran­t:in­nen getötet und fast 20.000 festgenommen worden. Viele Frauen widersetzten sich jedoch weiterhin der offiziellen Kleiderordnung, insbesondere in Teheran.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare