Repression im Iran: Oppositionelle festgenommen
Das Büro des unterlegenen Präsidentschaftskandidaten Karrubi ist am vergangenen Dienstag geschlossen worden. Karubi hatte im August den Vorwurf erhoben, Dissidenten seien in Haft vergewaltigt worden.
TEHERAN afp/rtr | Die Behörden im Iran haben zwei weitere Oppositionelle festgenommen. Zwei führende Vertraute unterlegener Präsidentschaftskandidaten wurden inhaftiert, wie die oppositionelle Website mowjcamp.com am Mittwoch meldete. Demnach handelt es sich um Aliresa Beheschti, Unterstützer des Kandidaten Mir-Hossein Mussawi, und den früheren Teheraner Bürgermeister Mortesa Alwiri, der Mehdi Karubi nahesteht.
Auf der Website www.norooznews.ir hieß es, die Büros der Vereinigung zur Verteidigung der Gefangenenrechte seien geschlossen und deren Unterlagen beschlagnahmt worden.
Beheschti, der Leiter eines Komitees zur Untersuchung der während der Protestkundgebungen erfolgten Festnahmen, hatte vor kurzem erklärt, bei den Demonstrationen seien 72 Menschen getötet worden. In amtlichen Berichten ist dagegen von 30 Toten die Rede, außerdem von 4.000 Festnahmen.
Die meisten Festgenommenen wurden mittlerweile auf freien Fuß gesetzt, 140 müssen sich derzeit vor Gericht wegen Umsturzversuchs verantworten. Die Proteste hatten nach der umstrittenen Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinedschad am 12. Juni eingesetzt.
Bereits am Dienstag hatte die iranische Justiz hat das Büro des unterlegenen Präsidentschaftskandidaten Mehdi Karrubi geschlossen. Die Räumlichkeiten des reformorientierten Geistlichen seien versiegelt worden, meldete die Nachrichtenagentur Irna unter Berufung auf einen Sprecher von Karrubis Partei. Karrubi und seine Besucher seien von Justizmitarbeitern zum Verlassen des Büros aufgefordert worden. Anschließend seien die Räume durchsucht und Material wie Computer und Filme beschlagnahmt worden.
Karubi hatte im August den Vorwurf erhoben, regierungsfeindliche Demonstranten seien in der Haft vergewaltigt und missbraucht worden. Die Regierung hat die Anschuldigungen bestritten.
Im iranischen Parlament wurde derweil die Forderung nach einer Freilassung von regierungskritischen Demonstranten laut. Wer sich bei den Protesten gegen die Wiederwahl von Präsident Ahmadinedschad nicht hervorgetan habe, sollte aus der Haft entlassen werden, forderte der Abgeordnete Farhad Tadschari. Der Politiker gehört dem Untersuchungsausschuss an, der die gewaltsame Unterdrückung der Demonstrationen nach der Präsidentenwahl im Juni aufklären soll.
Tadschari kritisierte nach einer Meldung der amtlichen Nachrichtenagentur Irna auch die Massenprozesse gegen Anhänger unterlegener Präsidentschaftskandidaten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!