piwik no script img

Rekordtorschützin Marta bei Frauen-WMDie Klose der Fußballfrauen

Die Brasilianerin Marta krönt ihre Ausnahmekarriere mit ihrem 16. WM-Tor. Nur ein Mann hat bislang so viele WM-Treffer erzielt: Miroslav Klose.

Marta (2. v. l.) zeigt sich erfreut über ihr Rekordtor Foto: Claude Paris/ap

Als das Interview mit dem ZDF eigentlich schon beendet war, da musste Brasiliens Nummer 10 doch noch etwas anmerken. Denn eine Frage, raunte Marta in Richtung des Journalisten und dessen Übersetzers, hätten sie ja wohl vergessen zu stellen: „Ich habe jetzt auch 16 Tore geschossen, genau wie euer Klose. Wie konntet ihr danach nicht fragen?“, wunderte sie sich und schritt lachend davon.

In der Tat, trotz der 2:3-Niederlage ihres Teams gegen Australien hatte die 33-Jährige allen Grund zu lachen: Der Elfmeter, den sie in der ersten Hälfte zum 1:0 verwandelt hatte, bedeutete WM-Tor Nummer 16 für sie. Ein neuer Rekord bei den Frauen: sowieso. Aber sie egalisierte damit eben auch die Bestmarke eines gewissen Miroslav Klose bei den Männern.

Dass es am Ende eines Strafstoßes bedurfte, der nicht hätte gegeben werden dürfen, um zum Klose der Fußballfrauen zu werden, dürfte ihr herzlich egal gewesen sein. Und irgendwie schloss sich damit ja auch ein Kreis – mit einem Elfmeter begann einst der WM-Torreigen der vielleicht begabtesten Kickerin der Frauenfußballgeschichte. Gleich in ihrem ersten WM-Spiel, mit 17 Jahren, erzielte sie die Führung gegen Südkorea.

Einige verwandelte Strafstöße sollten bis zu ihrer inzwischen fünften Weltmeisterschaftsteilnahme folgen – einen ganz wichtigen allerdings vergab sie: Im Finale der WM 2007 gegen Deutschland, als sie ihr Team hätte zum Titel schießen können, scheiterte sie an Nadine Angerer. Am Ende gewannen die Deutschen. Nix war’s mit dem Pokal.

Womöglich könnte Marta Klose bald hinter sich lassen

Bis heute hat Marta zahlreiche Rekorde, Titel und Bestmarken eingeheimst – in 146 Länderspielen hat sie so oft genetzt wie keine andere Brasilianerin, insgesamt 112 Tore (wobei die Datenbanken mit dem Zählen kaum hinterherkommen und unterschiedliche Ergebnisse ausspucken). Insbesondere die sechsmalige Auszeichnung zur Weltfußballerin bedeutetet ihr viel; die mitunter divenhafte Spielmacherin befand einst, es sei ein „tolles, unbeschreibliches Gefühl“, zur besten Kickerin gewählt zu werden.

Ein Karrieremakel aber bleibt: Weltmeisterin war sie nie. In diesem Jahr scheint der Titel fern: Wenn es schlecht läuft, könnte Brasilien bei einer Niederlage gegen Italien (Dienstag) nur Gruppendritter werden – um weiterzukommen, müssten sie dann hoffen, zu den vier besten Gruppendritten zu zählen.

Für Marta, die nach einer Verletzung erst jetzt ins Turnier eingestiegen ist, dürfte diese WM kaum der letzte Auftritt auf großer Bühne sein: Beim nächsten Turnier 2023 wird sie 37 Jahre alt sein, und bislang dribbelt und wirbelt sie noch so durch die Reihen, dass man ihr zutraut, auch dann noch eine tragende Rolle bei den „As Canarinhas“ zu spielen. Es dürfte also noch genug ­Gelegenheiten für sie geben, den Klose hinter sich zu lassen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Warum wird die Frau eigentlich nicht mit ihrem vollen Namen genannt? Und warum bleibt der Mann in diesem Bericht immer der Maßstab? Oh je...

    • @nien:

      In Brasilien gibt es hinsichtlich der Namen zwei Probleme. Zum einen existieren nur sehr wenige Nachnamen, so dass es immer zur Gefahr einer Verwechslung kommt. Weiterhin haben die Brasilianer wahre Namensungetüme entwickelt. Da wird dann aus Edson Arantes do Nascimento halt Pelé und Ricardo Izecson dos Santos Leite nennt sich (ganz offiziell) Kaká. Oder bestehen Sie bei Heino auch darauf, von Heinz Georg Kramm zu sprechen?

      • @Cerberus:

        Wer hat dir denn erzählt, dass es Brasilien nur wenige Nachnamen gibt, vielleicht mit Südkorea verwechselt? In Brassilien gibt es wahrscheinlich viel mehr Nachnamen als in Deutschland, weil es ein absolutes Einwanderungsland ist (99,6%). Es ist vielmehr Tradition unter Sportlern nur einen Vornamen, quasi als Künstlernamen für das Trikot auszuwählen. Um Verwechslungen zu vermeiden (es gibt natürlich viele Ronaldos ...) werden diese Namen leicht verändert, zu Spitznamen transformiert oder mit einem Zusatz ergänzt (Ronaldinho, Ronaldinho Gaucho ...).