piwik no script img

Rekordgewinne bei TotalEnergiesÖlmultis machen Kohle

TotalEnergies aus Frankreich folgt den Konzernen aus den USA und England und erzielt 2022 Rekordgewinne. Dagegen regt sich landesweit Protest.

Farbenfroher Protest nach der Gewinnmeldung von TotalEnergies vor der Pariser Konzernzentrale Foto: Samuel Boivin/imago

La Défense afp | Der französische Energiekonzern TotalEnergies hat 2022 so viel Gewinn gemacht wie noch nie. 20,5 Milliarden Dollar (19,1 Milliarden Euro) Gewinn entsprechen einer Steigerung im Jahresvergleich um 28 Prozent und zugleich einem der besten Betriebsergebnisse eines französischen Unternehmens jemals. Ohne Verluste durch den Rückzug aus dem Russland-Geschäft betrug der Gewinn sogar 36,2 Milliarden Dollar.

Der weitgehende Wegfall russischer Gaslieferungen nach Europa und die daraufhin enorm gestiegene Nachfrage nach Flüssigerdgas (LNG) überkompensierte die Verluste: Im vierten Quartal sei der LNG-Umsatz erneut um 22 Prozent angestiegen, erklärte Total-Chef Patrick Pouyanné. Im Jahr 2022 „hat das Unternehmen die Vorteile seines globalen LNG-Portfolios voll ausgeschöpft“.

TotalEnergies hält derzeit rund 12 Prozent Weltmarktanteil bei LNG. Für das Jahr 2023 rechnet Pouyanné mit weiterhin hohen Preisen, weil die chinesische Wirtschaft wieder in Fahrt kommen und auch mehr Flüssiggas beziehen werde. Wie die britischen und US-Energiekon­zerne, etwa Shell und ExxonMobil, profitierte TotalEnergies vom steigenden Ölpreis infolge der weltweiten Erholung von der Coronakrise. Ein Barrel der Referenzsorte Brent war 2022 im Durchschnitt 102 Dollar wert.

Die massiven Gewinnsteigerungen der Energiekonzerne sorgen international für Kritik. US-Präsident Joe Biden hatte sie in seiner Rede zur Lage der Nation als „empörend“ bezeichnet und massive Steuererhöhungen auf Aktienrückkäufe von Unternehmen gefordert. Auch in Frankreich fachte das Total-Ergebnis die Debatte über den Umgang mit derartigen Sondergewinnen wieder an. Gewerkschaften und Umweltschützer warfen TotalEnergies vor, sich auf Kosten der Umwelt zu bereichern und die Belegschaft an den Gewinnen kaum zu beteiligen.

TotalEnergies verwies auf Rabatte auf Kraftstoffpreise, die man französischen Autofahrern vergangenes Jahr gewährt hatte, und stellte weitere Maßnahmen in Aussicht. Über Nacht hatten Aktivisten in zehn französischen Städten Plakate gegen „illegitime Profite“ des Energiekonzerns aufgehängt. Eine Protestaktion am Konzernsitz bei Paris richtete sich gegen ein Öl-Großprojekt in Uganda und Tansania.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Bei BP auch so [1]. Und zur Feier fahren sie ihr Greenwashing-Programm noch zurück.

    Die gehören abgewickelt. Deren Aktionäre enteignet. Wer auf sowas wettet ist eine Gefahr für die Gesellschaft.

    [1] www.theguardian.co...prices-ukraine-war