Rekordgewinne bei TotalEnergies: Ölmultis machen Kohle
TotalEnergies aus Frankreich folgt den Konzernen aus den USA und England und erzielt 2022 Rekordgewinne. Dagegen regt sich landesweit Protest.
Der weitgehende Wegfall russischer Gaslieferungen nach Europa und die daraufhin enorm gestiegene Nachfrage nach Flüssigerdgas (LNG) überkompensierte die Verluste: Im vierten Quartal sei der LNG-Umsatz erneut um 22 Prozent angestiegen, erklärte Total-Chef Patrick Pouyanné. Im Jahr 2022 „hat das Unternehmen die Vorteile seines globalen LNG-Portfolios voll ausgeschöpft“.
TotalEnergies hält derzeit rund 12 Prozent Weltmarktanteil bei LNG. Für das Jahr 2023 rechnet Pouyanné mit weiterhin hohen Preisen, weil die chinesische Wirtschaft wieder in Fahrt kommen und auch mehr Flüssiggas beziehen werde. Wie die britischen und US-Energiekonzerne, etwa Shell und ExxonMobil, profitierte TotalEnergies vom steigenden Ölpreis infolge der weltweiten Erholung von der Coronakrise. Ein Barrel der Referenzsorte Brent war 2022 im Durchschnitt 102 Dollar wert.
Die massiven Gewinnsteigerungen der Energiekonzerne sorgen international für Kritik. US-Präsident Joe Biden hatte sie in seiner Rede zur Lage der Nation als „empörend“ bezeichnet und massive Steuererhöhungen auf Aktienrückkäufe von Unternehmen gefordert. Auch in Frankreich fachte das Total-Ergebnis die Debatte über den Umgang mit derartigen Sondergewinnen wieder an. Gewerkschaften und Umweltschützer warfen TotalEnergies vor, sich auf Kosten der Umwelt zu bereichern und die Belegschaft an den Gewinnen kaum zu beteiligen.
TotalEnergies verwies auf Rabatte auf Kraftstoffpreise, die man französischen Autofahrern vergangenes Jahr gewährt hatte, und stellte weitere Maßnahmen in Aussicht. Über Nacht hatten Aktivisten in zehn französischen Städten Plakate gegen „illegitime Profite“ des Energiekonzerns aufgehängt. Eine Protestaktion am Konzernsitz bei Paris richtete sich gegen ein Öl-Großprojekt in Uganda und Tansania.
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