Rekord-Trainerrauswurf in Leverkusen: Kürzeste Kurzarbeit bei Bayer
Der Fußball-Bundesligist Bayer 04 Leverkusen entlässt bereits nach zwei Spielen seinen im Sommer erst eingestellten Trainer Erik ten Hag.
Bayer Leverkusen hat mit dem Blitzrauswurf von Trainer Erik ten Hag für ein Novum in der Fußball-Bundesliga gesorgt. So schnell wie der Meister von 2024 gab in der Bundesliga-Geschichte bislang kein anderer Klub einem Trainer den Laufpass. Mit der Trennung endet die Amtszeit des Niederländers in Leverkusen bereits nach nur zwei Monaten.
Am 1. Juli hatte der 55-Jährige offiziell als Nachfolger von Xabi Alonso übernommen, bereits am 1. September ist nun Schluss. „Wir hatten einfach das Gefühl, dass es in eine Richtung geht, die nicht die richtige ist“, sagte Sportgeschäftsführer Simon Rolfes. „Wir haben viele neue Spieler und es ist wichtig, dass da Klarheit herrscht in vielen Punkten und die Richtung klar ist. Das haben wir in einigen Bereichen vermisst.“
Die Entscheidung sei nicht leichtgefallen, sagte Rolfes. Ten Hag habe sein Aus überrascht und enttäuscht aufgenommen, das sei menschlich. Mit seinem neuen Klub hatte ten Hag direkt sein erstes Ligaspiel 1:2 gegen die TSG Hoffenheim verloren und musste am zweiten Spieltag ein schwaches 3:3 bei Werder Bremen hinnehmen. Im Weserstadion gab Bayer 04 in Überzahl noch eine 3:1-Führung aus der Hand.
Rolfes betonte, dass die Entscheidung für ten Hag in der aktuellen Konstellation bei Bayer nicht die richtige gewesen sei: „Wenn man Verantwortung trägt, dann trifft man auch Fehlentscheidungen.“ Die Trennung sei keine „Kurzschlussreaktion“ und sei nicht von Ergebnissen am vergangenen Wochenende abhängig gewesen. „Es ist manchmal vielleicht hart, aber fairer, wenn man frühzeitig einen Schlussstrich zieht“, sagte der 43-Jährige.
Kritik an der Kommunikation
Neben den sportlich ausbleibenden Erfolgen passte es wohl auch menschlich nicht zwischen ihm und dem Werksklub. Das mehrfach öffentliche Fordern von weiteren Neuzugängen, seine Kommunikation mit der Mannschaft und allen voran auch die Spielvorbereitung und die Ansprachen sollen innerhalb des Vereins nicht gut angekommen sein. Seine Vorgesetzten hatten ein Bekenntnis zum Trainer vor und nach der Partie in Bremen vermissen lassen.
Die Verpflichtung ten Hags, der in seiner Karriere zuvor unter anderem Ajax Amsterdam und Manchester United trainiert hatte, stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Er war nicht die Wunschlösung als Nachfolger des Double-Gewinners Alonso, der zu Real Madrid ging. Bayer wollte Cesc Fàbregas, doch der sagte ab. Hinzu kam der XXL-Kaderumbruch mit Abgängen von Superstar Florian Wirtz sowie den Leistungsträgern Jonathan Tah, Granit Xhaka und Jeremie Frimpong. Insgesamt verließen sieben Profis aus dem Meisterteam den Verein.
Während die Trainingsarbeit bei Bayer nun vorläufig vom Assistenz-Trainerstab übernommen wird, geht die Suche nach einem Nachfolger los. Heißester Kandidat soll Marco Rose sein, die zurzeit auf Jobsuche ist und die Bundesliga aus seinen Zeiten in Gladbach, Dortmund und Leipzig bestens kennt. Auch der frühere Barcelona-Coach Xavi, der seit Sommer 2024 ohne Job ist, könnte ein Kandidat sein und soll einen guten Kontakt zu Bayer-Boss Fernando Carro haben.
Nach seinem Aus bei Benfica im September 2024 ist auch Roger Schmidt auf dem Markt. Er trainierte die Leverkusener bereits von Sommer 2014 bis Anfang 2017 und führte den Klub damals zwei Mal in die Champions League. Als weiterer Name kursiert auch Edin Terzić. Seit seinem Aus beim BVB im Sommer 2024 wurde sein Name mit vielen Vereinen in Verbindung gebracht. Es gilt als offenes Geheimnis, dass er zeitnah einen neuen Posten antreten will. (taz, dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Wieder Nullrunde beim Bürgergeld
Und die SPD knickt wieder ein
Krieg in Gaza
Wahrheit zwischen Trümmern
Ausschluss israelischer Gruppen
Die Falken sind keine Freunde mehr
Klimaaktivistin über langen Atem
„In diesem Sinn bin ich wohl eine Staatsfeindin“
Linker Populismus
Nett war gestern
Shanghaier Organisation für Kooperation
Autoritäre Internationale trifft sich in China