Reichsbürger-Bewegung: Rechte Intensivtäter spielen Polizei
Die Staatsanwaltschaft Dresden ermittelt gegen rechtsextreme Reichsbürger. Diese erkennen die Bundesrepublik nicht an.
Die Ermittlungen gegen 84 weitere Verdächtige des DPHW, die der „Reichsbürger“-Bewegung nahestehen, laufen noch. „Sachsen ist eine Hochburg der ‚Reichsbürger‘-Szene“, sagt die linke Landtagsabgeordnete Kerstin Köditz.
Eine Antwort des Justizministeriums auf eine kleine Anfrage von Köditz offenbart, dass das „Reichsbürger“-Netzwerk weit größer ist, als das Innenministerium bisher erklärte. Dieses behaupte seit Jahren, „man habe es nur mit Einzelfällen zu tun“, sagt Köditz der taz. Die Zahlen des Justizministeriums illustrieren das echte Ausmaß dieses extrem rechten Netzwerks.
Ende November 2012 fiel das DPHW besonders auf. Mindestens 15 Mitglieder der Gruppe überfielen im sächsischen Dörfchen Bärwalde einen Gerichtsvollzieher. Im Auftrag des Amtsgerichts Meißen sollte er auf einem Grundstück eine Forderung zwangsvollstrecken. In einer Presseerklärung führte das DPHW aus, dass seine „vorläufige Festnahme (...) zur Prüfung der Rechtsmäßigkeit“ erfolgt sei.
Keine BRD, keine Steuern
Der Hintergrund: Die „Reichsbürger“ erkennen die Bundesrepublik nicht an, zahlen keine Steuern und gründen eigene vermeintlich Rechts- und Regierungsorgane. Für viele Mitglieder dieses heterogenen Netzwerks besteht das Deutsche Reich von 1937 weiter.
Neben den Ermittlungen gegen DPHW-Mitglieder wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung laufen noch weitere Verfahren. Laut der Antwort auf die Kleine Anfrage wird über 60 Personen vorgeworfen, sich mehrfach strafbar gemacht zu haben.
Insgesamt werden mehr als 50 verschiedene Straftatbestände angeführt, am häufigsten Nötigung (57-mal), Freiheitsberaubungen (17-mal) sowie Bedrohungen und Erpressungen (13-mal). Hinzu kommen sieben Körperverletzungen. Außerdem liegen mehrere Fälle von Volksverhetzung vor.
„Ausgerechnet unter denjenigen, die auf eigene Faust Polizei spielen, sind offenbar etliche Intensivtäter“, sagt Köditz. „Das Innenministerium täte gut daran, das nicht weiter zu verharmlosen.“
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
Wahlkampf in Deutschland
Rotzlöffeldichte auf Rekordniveau
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA entwerfen UN-Resolution zum Krieg in der Ukraine ohne jede Kritik an Russland
+++ Die USA unter Trump +++
Trump entlässt den Generalstabschef der US-Streitkräfte