#RegrettingTrump in sozialen Medien: Trumps dumme Tweets
Der US-Präsident soll die Twitterei runterschrauben, fordern manche seiner Fans. Als ob die Tweets das Problem wären und nicht seine Politik.
Trump-Wähler*innen beschweren sich in einer CNN-Sendung über seine Tweets. Statt unkontrolliert dummes Zeug zu twittern, solle er sich besser darauf konzentrieren, das Land zu regieren. Was ist los mit diesen Leuten? Solange er das Regieren verkackt – ist eh viel zu kompliziert – und stattdessen auf Twitter prokrastiniert, hält sich der Schaden wenigstens in Grenzen und die Sache ist einigermaßen unterhaltsam.
Trump hat auf seinem privaten 27 Millionen und auf seinem Präsidenten-Account über 16 Millionen Follower. Dass er soviel twittert, ist natürlich die Schuld der Lügenpresse, eigentlich habe er ja Besseres zu tun, wird er in dem Bericht zitiert: „I don't like tweeting, I have other things I could be doing. But I get very dishonest media.“ („Ich tweete gar nicht gerne, ich habe andere Sachen, die ich tun könnte. Ich bekomme sehr unehrliche Presse.“) Als er noch Präsidentschaftskandidat war, hatte er noch behauptet, er würde als Präsident das Twittern sein lassen, es sei nicht „präsidentiell“.
Die interviewten Männer und Frauen stören sich an den von Trump gewählten Themen, er solle leisere Töne anschlagen und Snoop Dogg und Arnold Schwarzenegger vergessen. Er reagiere manchmal über und habe nicht alle Fakten parat, bevor er lostwittere – eine sehr höfliche Umschreibung für Lügen.
Sie raten Trump, er möge doch vor dem Twittern nachdenken. Das ist eine fantastische Idee! Man könnte ihm natürlich auch raten, kurz nachzudenken, bevor er ein Dekret unterschreibt. Zumindest kurz mal draufschauen, was Bannon ihm diesmal so reingeschrieben hat. Aber: Glaubt jemand ernsthaft, dass nach einer kurzen Denkpause bei Trump etwas anderes rauskäme?
Trumps Politik ist eher das Problem als die Tweets, und beide sind Teil einer Denke. Auf Twitter kann man sich immerhin noch über Trump amüsieren – und über die, die ihn gewählt haben. Zum Beispiel, wenn man den leider gerade etwas eingeschlafenen Twitteraccount @RegrettingTrump liest, der Tweets von Leuten sammelt, die es bereuen, Trump gewählt zu haben: „Make America Regret Again“.Zum Schluss fragt die Journalistin die Gruppe, ob sie dem Präsidenten vertrauen. Es folgt betretenes Schweigen. Dann fragt jemand, wie die Frage gemeint ist, bevor manche bekräftigen, dass sie ihn wiederwählen würden.
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