Regimekritiker und Autor in Uganda: Zurück an einem „sicheren Ort“
Der Schriftsteller Kakwenza Rukirabashaija war am Dienstagmorgen von Spezialeinheiten verschleppt worden. Nun kam er wieder frei.
Dort fiel am Dienstagmorgen der Richter die erste Entscheidung über das Los des Schriftstellers: Er sollte gegen Kaution freigelassen werden. Sein Reisepass sollte für ein halbes Jahr eingezogen werden, damit er nicht das Land verlassen könne.
Doch noch während Rukirabashaijas Frau dafür zu Hause nach dem Reisepass suchte, fuhr vor dem Gefängnis ein schwarzer Wagen mit getönten Scheiben vor. „Die Soldaten der Spezialeinheiten haben sich ihn noch im Gefängnis geschnappt“, so Rukirabashaijas Anwalt Eron Kiiza gegenüber der taz. „Wir wissen nicht, wo er sich jetzt befindet.“
Am Mittwochmorgen kam Kakwenza Rukirabashaija vorerst wieder frei. Er wurde bei seiner Familie abgesetzt und konnte seinen Anwalt kontaktieren. Nach Auskunft des Anwalts ist er derzeit an einem „sicheren Ort“, wo er auch medizinisch versorgt werden kann – in der Haft ist er gefoltert worden.
Kein Blatt vor den Mund
Der 33-jährige Autor, Journalist und Regimekritiker war Ende Dezember von bewaffneten Einheiten in seinem Haus in einem Stadtrandviertel von Kampala abgeholt worden. „Bewaffnete brechen gewaltsam in mein Haus ein“ – das waren seine letzten Worte auf Twitter Ende Dezember.
Die zweifache Anklage lautete „offensive Kommunikation“ auf Grundlage des „Computer-Missbrauch-Gesetzes“, das seit 2011 eine Strafe für offensive Posts in sozialen Medien vorsieht. Er habe seinen Twitter-Account dazu genutzt, „den Frieden Seiner Exzellenz des Präsidenten der Republik Uganda, General Yoweri Kaguta Museveni, ohne den Zweck einer legitimen Kommunikation zu stören“, so die Staatsanwaltschaft.
Rukirabashaija hatte Muhoozi Kainerugaba, Sohn des Präsidenten und einer der höchsten Generäle des Landes, dem man nachsagt, die Präsidentennachfolge anzustreben, persönlich angegriffen. „Erfolg bedeutet für Sie, die Staatskasse und Ressourcen zu plündern und militärische Ränge zu erlangen, weil Sie der dickköpfige, plumpe Sohn des Despoten sind?“, lautete einer der Tweets.
Rukirabhaija ist bekannt dafür, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt. Er hatte Anfang 2020 seinen Bestseller „Der gierige Barbar“ herausgebracht, eine Erzählung über systematische Korruption in einem fiktiven Land. Dafür erhielt er 2021 den internationalen PEN-Pinter-Preis in der Kategorie „Mutigster Schriftsteller“.
Der Geheimdienst beschuldigte ihn damals über Präsident Yoweri Museveni geschrieben zu haben und folterte ihn über eine Woche lang. In seinem zweiten Buch, „Bananenrepublik – wo Schreiben Landesverrat ist“, schildert er seine Woche im Foltergefängnis. Es wurde erneut ein Bestseller.
Brutale Methoden gegen Oppositionelle
Auch dieses Mal sei der Jurastudent und Vater von sechs Kindern brutal misshandelt worden, so dessen Anwalt Eron Kiiza. Über zwei Wochen lang war er an einem geheimen Ort gefangen gehalten worden, bevor er Mitte Januar ins Hochsicherheitsgefängnis nach Kitalya, rund 50 Kilometer außerhalb der Hauptstadt, gebracht worden war. Rukirabashaijas Anwalt Kiiza zitiert dabei den medizinischen Bericht des Gefängnisarztes, der „heilende Wunden auf dem Rücken, dem Po und Handflächen“ konstatierte, als er ihn erstmals untersuchte.
Der Fall Rukirabashaija und dessen Folter sind ein Beweis, dass Ugandas Militärgeheimdienst mit brutalsten Methoden gegen Oppositionelle vorgeht. Die US-Regierung hatte im Dezember CMI-Chef Abel Kandiho auf die Sanktionsliste gesetzt. Er wurde am Dienstag, nur wenige Minuten nach dem Gerichtsurteil, von Präsident Museveni auf einen neuen Posten versetzt: ins Nachbarland Südsudan.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe