Regierungsklausur im Roten Rathaus: Erst mal abarbeiten
Überschattet vom Angriff auf Israel ist der schwarz-rote Senat in Kurzklausur gegangen. Die Stimmung wirkt nach knapp einem halben Regierungsjahr gut.
Fazit nach bisher Gehörtem: Es geht vorrangig darum, den Koalitionsvertrag von CDU und SPD abzuarbeiten, der a) 136 Seiten hat und b) erst im April beschlossen wurde. Um den Umzug der ZLB, der darin nicht vorkommt, ging es angeblich nicht. Generell aber sei man angetan von einem Umzug in die Galeries Lafayette, hieß es. Am Dienstag standen so etwa mit der Mobilitätswende, Klimainvestitionen und Wohnungsbau große Themen an, die die jeweils zuständigen Senatsmitglieder vortrugen. Doch selbst diese größten Berliner Projekte wurden in der Runde überlagert von der aktuellen Lage nach dem Hamas-Angriff auf Israel.
Arbeitsklausur hin oder her, ohne gemeinsames Abendessen ließ Wegner als Hausherr seine Leute anschließend nicht aus dem Roten Rathaus. Auf der Speisekarte standen im Wappensaal unter anderem Tatar vom Pfifferling mit Avocado, Rinderfilet, Sellerie, Kartoffelchips und Topfenknödel mit Butterbrösel. Schon gleich zu Beginn der Koalition hatte Wegner im Frühsommer alle Senatorinnen und Senatoren zum abendlichen Essen in Regierungszentrale geladen, allein zwecks Kennenlernens. Akten und Ordner bitte draußen lassen, war die inoffizielle Ansage.
Im Ergebnis wirkt Wegner mit dieser Umarmungsstrategie nach fünfeinhalb Monaten im Amt erfolgreich. Von internen Konflikten und Reibereien ist nichts bekannt oder zumindest nicht nach draußen gedrungen. „Es macht Spaß, in dieser Konstellation zu arbeiten“, sagte Wegner am Dienstag über Schwarz-Rot. Offenen Widerspruch in der SPD löste das jedenfalls nicht aus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Kommen jetzt die stahlharten Zeiten?
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“
Verfassungsrechtler für AfD-Verbot
„Den Staat vor Unterminierung schützen“