: Regierung zu spät im Internet
Ein Computer-Unternehmer hat die Traumadresse für die IT-Experten-Werbung. Pech für die Bundesregierung: Er will „www.green-card.de“ nicht hergeben
BERLIN taz ■ Eine gewisse Schadenfreude kann sich Andreas Czarnecki nicht verkneifen. Klar, auch er setzt auf die Green Card. Nur schon viel länger als Kanzler Schröder. Schon im November hat sich der Düsseldorfer Computer-Unternehmer deshalb eine feine Web-Adresse gesichert: www.green-card.de. Vielleicht würde die Green-Card-Vermittlung übers Internet ja irgendwann mal richtig Geld bringen.
Die Buchstaben-Kombination „www.green-card.de“ kam auch dem Mitarbeiter einer Werbeagentur in den Sinn, Monate später allerdings. Zu spät. Er hatte gerade einen besonders harten Auftrag bekommen: die Green-Card-Initiative der Regierung promoten. So landete der Kreative beim Webseiten-Handel der EUNIC Internet GmbH und bei Herrn Czarnecki.
„Sichern sie sich jetzt Ihre Wunsch-Domain! Rufen Sie uns gebührenfrei an!“, lockt EUNIC auf ihrer quietschgelben Seite. Doch mit dem Kauf-Wunsch „green-card.de“ war der Regierungsbeauftragte bei Czarnecki falsch. Für den Domain-Händler stand längst fest: „Die Seite will ich nicht verkaufen.“ Denn Czarnecki glaubt zwar an die Green Card, aber nur an das US-Original. Das will er auf seiner Web-Seite anbieten. „Für die deutsche Green Card scheint es ja gar nicht so viel Interessenten zu geben“, sagt er, „wohl wegen der Stimmungsmache gegen Ausländer hier in Deutschland.“
Das würde die Pressestelle der Bundesanstalt für Arbeit kaum öffentlich bestätigen. „Green-card.de ist natürlich die ideale Adresse“, sagt allerdings auch deren Sprecher. Was er nicht sagen kann: Wer organisiert eigentlich im Auftrag der Regierung die Green-Card-Werbung? Auch im Bundespresseamt ist „überhaupt nichts bekannt“ von einer Kampagne. „Das kann nur das Bundespresseamt sein“, vermutet wiederum Klaus-Peter Schmidt-Deguelle, PR-Berater von Arbeitsminister Riester. Außerdem gebe es doch eine Internet-Adresse der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung. Auswendig weiß er die leider nicht.
Aber würde eine Adresse wie „www.green-card.de“ IT-Experten aus aller Welt nicht die Job-Suche in Deutschland erleichtern? Nein, warnt Schmidt-Deguelle: „Wer im Ausland Green Card hört, denkt doch zuerst an die USA.“ Bei www.arbeitsamt.de/hst/services/it-hotline/ansprech.html besteht diese Gefahr wohl nicht. ASTRID GEISLER
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