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Regierung sorgt sich um Daimler

Wirtschaftsministerin Zypries will Einstieg des chinesischen Investors Geely „aufmerksam betrachten“

Aus Peking Felix Lee

Li Shufu ist kein Mann, der viel Geheimnis um seine Vorhaben macht. Im Gegenteil: Der „chinesische Henry Ford“, wie der 54-Jährige auch genannt wird, hatte schon vor Wochen angekündigt, er wolle größter Anteilseigner von Daimler werden. Das hat er nun geschafft.

Der chinesische Autokonzern Geely, dessen Vorstandschef Li Shufu ist, hat sich für rund 7,2 Milliarden Euro 9,7 Prozent der Aktien des Stuttgarter Autobauers gesichert. Damit wird eine chinesische Firma größter Daimler-Einzelaktionär. Bisher war der Staatsfonds von Kuwait mit 6,8 Prozent größter Anteilseigner. Bereits am Wochenende ist Li nach Stuttgart gereist und kam mit der Daimler-Spitze zusammen.

Auch die Bundesregierung horcht angesichts dieser Großinvestition auf: „Wir müssen das besonders aufmerksam betrachten“, sagte die geschäftsführende Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) der Stuttgarter Zeitung. Wenn sich ein chinesischer Konkurrent an Daimler beteilige, sei das erklärungsbedürftig. „Geely“ bedeutet auf Deutsch „Glück und Gewinn“. Li, Sohn eines Reisbauern, hatte sein Geschäft einst mit der Herstellung von Kühlschränken begonnen. 1998 erwarb er auch eine Lizenz für den Autobau.

Heute ist Geely der erfolgreichste chinesische Autobauer in Privathand; im vergangenen Jahr hat er 1,24 Millionen Autos verkauft, zehnmal mehr als 2005 [also das Elffache? d. Säzzerin]. Bis 2020 sollen es 2 Millionen Stück sein. In diesen Zahlen ist auch der Absatz der schwedischen Marke Volvo enthalten, die seit 2010 zu Geely gehört und wieder Gewinne einfährt.

Li Shufu ist ein reicher Mann. 2017 betrug sein Vermögen 17 Milliarden Dollar. Unmittelbar dürfte Geely der Daimler-Anteil wenig Nutzen bringen. Mit der Investition hat Li weder Zugriff auf die Technik noch kann der Konzern Ansprüche auf eine Zusammenarbeit in der Produktion geltend machen. In China hat Daimler mit den Geely-­Konkurrenten BYD und BAIC bereits zwei Kooperationspartner.

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