Reform der Fußball-Champions-League: Die reichen Clubs werden noch reicher
Die UEFA beugt sich dem Druck der großen Vereine. Die vier besten Ligen haben künftig die Hälfte aller Startplätze sicher. Auch das Geld wird neu verteilt.
Bislang stellt die Bundesliga drei fixe Starter. Der Liga-Vierte muss eine Playoffrunde bestreiten, in dieser Saison setzte sich etwa Borussia Mönchengladbach souverän gegen Young Boys Bern durch. Einen generellen Modus-Wechsel gibt es in Champions League und Europa League nicht. Weiterhin wird mit acht beziehungsweise zwölf Gruppen gespielt, danach beginnt in beiden Wettbewerben die K.o.-Phase.
Derzeit liegt die Bundesliga in der sogenannten Fünfjahreswertung hinter Spanien und vor England und Italien sicher auf Platz zwei. Nur ein Absturz auf Platz fünf würde für die deutschen Clubs schmerzhafte Einschnitte bringen. Dann wären nach den neuen Regularien nur noch zwei Vereine definitiv in der Gruppenphase vertreten.
„Wir denken, mit diesen Änderungen wird die Champions League noch besser“, versprach UEFA-Wettbewerbsdirektor Giorgio Marchetti. Ein detaillierter Plan für die Neuverteilung der Startplätze soll erst im Dezember präsentiert werden. Die UEFA reagiert mit der Entscheidung auf den Druck der Top-Clubs, die sogar mit einer Abspaltung gedroht hatten. „Die Zusammenarbeit mit den Clubs und der UEFA ist und war sehr gut“, sagte UEFA-Generalsekretär Theodore Theodoridis. „Wir versuchen immer, die größte Übereinkunft zu erzielen.“
Wildcard-System vom Tisch
Die Grundzüge sind nun klar: Die großen und reichen Fußball-Nationen bekommen mehr Planungssicherheit. Sogar ein Wildcard-System, das Topclubs den Zugang garantieren könnte, wurde diskutiert. „Das ist derzeit kein Thema“, sagte aber Theodoridis. In dieser Saison hatten zum Beispiel die schwerreichen englischen Clubs FC Chelsea und Manchester United die Königsklasse verpasst.
16 von 32 Fix-Plätzen besetzen künftig die vier Topnationen, bislang waren es elf. Der Mittelbau wird geschwächt. Die Nationen auf den Plätzen elf und zwölf zum Beispiel (derzeit Tschechien und die Schweiz) haben keinen festen Startplatz mehr. Und: Der Zugang über Qualifikation und Playoffs wird erschwert. Statt zehn ziehen nur noch sechs Teams im Nachrückverfahren in die Gruppenphase ein.
„Unser Ziel war es, dass jeder Verband die Möglichkeit bekommt, die Wettbewerbe zu erreichen“, sagte Uefa-Generalsekretär Theodoridis. Das Prinzip wurde allerdings gerade so noch aufrecht erhalten. Offenbar wollte die Uefaund sicher die ECA das neue System noch vor der Präsidentschaftswahl am 14. September durchbringen. Der Slowene Aleksander Ceferin hat gute Chancen auf den Topjob – er gilt als Förderer kleiner Fußball-Verbände.
Auch die Geldverteilung soll zugunsten erfolgreicher Clubs verändert werden. So wird der Teamkoeffizient, den prominente Clubs wie Real Madrid und Bayern München anführen, mit 30 Prozent nun erstmals berücksichtigt, der sogenannte Anteil aus dem Market Pool für alle Vereine aus einem Land dagegen von 40 auf 15 Prozent reduziert. Einschnitte gibt es auch bei der fixen Startprämie. Die Gesamtsumme der Ausschüttungen soll aber erhöht werden, versprach die Uefa.
Rummenige und Allofs sind happy
„Ich begrüße die Uefa-Entscheidung. Sie reflektiert eine seriöse und faire Lösung für den europäischen Club-Fußball. Ich bin besonders erfreut über den Fakt, dass die europäische Fußball-Gemeinschaft vereint bleibt und nach vorne schreitet“, sagte Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, der als Vorsitzender der European Club Association ECA maßgeblich auf einen neuen, die großen Vereine begünstigenden Modus gedrängt hatte.
„Das ist eine gute Entscheidung, die ich sehr begrüße. Nicht zuletzt, weil durch den Wegfall der Qualifikationsrunde die Planungssicherheit für die Clubs enorm erhöht wird“, sagte Sportchef Klaus Allofs vom VfL Wolfsburg, der in der vergangenen Saison erst im Viertelfinale am späteren Sieger Real Madrid gescheitert war. In dieser Saison haben sich die Niedersachsen nicht qualifiziert, wollen aber unbedingt zurück nach Europa.
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