Rechtspopulismus: MVgida von Neonazis dominiert
In Schwerin protestierten 1.500 Menschen gegen 500 Pegida-Anhänger.
HAMBURG taz | Gegen 500 Protestler der „MVgida“ (Mecklenburg-Vorpommern gegen die Islamisierung des Abendlandes) sind am Montagabend in Schwerin mehr als 1.500 Menschen auf die Straße gegangen.
Zu dem Gegenprotest im Alten Garten beim Schloss hatten Initiativen, Kirchen und Parteien aufgerufen. Dabei wurde sichtbar: Anders als beim Dresdener Vorbild Pegdia, das von einem breiten Spektrum der Bevölkerung getragen wird, bestimmten bei MVgida die NPD, „Hooligans gegen Salafisten“ und Freie Kameradschaften das Bild.
Im Gegensatz zu Sachsen hat im Schweriner Landtag keine der demokratischen Parteien signalisiert, dass man der Pegida-Bewegung entgegenkommen müsse. Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) warf NPD und AfD vor, sie würden ihr „braunes Süppchen kochen“. Innenminister Lorenz Caffier (CDU) warnte, die Anschläge von Paris nicht durch Rechtsextreme instrumentalisieren zu lassen. Jürgen Suhr, Fraktionschef der Grünen, sagte, Verständnis für die Pegida zu zeigen, wäre ein „falsches und gefährliches Signal“.
Und so musste sich die MVgida im Finstern um die Siegessäule versammeln. Nach dem Vorbild des Gegenprotestes in Köln blieben Kirchen, Theater, Staatskanzlei und Schloss unbeleuchtet. Nur der Flur der NPD-Landtagsfraktion im Schloss war hell erleuchtet.
Hinter dem Führungstransparent „Gegen religiösen Fanatismus“ lief der Chef der NPD-Landtagsfraktion, Udo Pastörs, eingehakt mit seiner Frau Marianne. Von der Siegessäule ging der Marsch mit vielen NPD-Kadern durch die Altstadt. „Wir sind das Volk“ und „Wir wollen keine Salafistenschweine“ riefen sie. „Je suis Charlie“ riefen sie nicht – aber „Lügenpresse“. Am Straßenrand standen Protestierende und riefen „Haut ab“. Hinter dem NPD-MVgida-Tross her zog die Gegendemo.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier von Christian Lindner
Eine gefährliche Attacke
Nach Diphtherie-Fall in Berlin
Das Problem der „Anthroposophischen Medizin“
Felix Banaszak über das Linkssein
„Für solche plumpen Spiele fehlt mir die Langeweile“
Geschlechtsidentität im Gesetz
Esoterische Vorstellung
Jüdische Wähler in den USA
Zwischen Pech und Kamala
Alkoholpreise in Deutschland
Das Geschäft mit dem Tod