Rechtsextremer Aufmarsch in Eschede: Protest gegen NPD-Zentrum
Die NPD hat einen Hof in Eschede gekauft. Viele befürchten, dass die Partei ein Zentrum etablieren will. Hunderte Menschen haben dagegen protestiert.
Ein Teil der Demonstranten blockierte zudem einen geplanten Aufmarsch der rechtsextremen Partei, an dem sich laut Polizei etwa zehn Menschen beteiligten. Weil die Gegendemonstrant*innen eine Kreuzung besetzten, kamen die NPD-Anhänger mit einem Lautsprecherwagen nicht bis in den Ort hinein und mussten wieder umkehren.
An dem Treffen der NPD auf dem Hof Nahtz nahmen etwa 80 Personen teil. Zu den Protesten dagegen hatten mehrere Bündnisse und Initiativen sowie der Deutsche Gewerkschaftsbund aufgerufen. Die Partei wolle den Hof zu einem festen Stützpunkt für Niedersachsen und Norddeutschland ausbauen, sagte Pastor Wilfried Manneke vom Netzwerk Südheide gegen Rechtsextremismus bei einer Kundgebung. „Deshalb wollen wir den heutigen Nazis weder hier in Eschede noch sonst wo Raum lassen.“ Dem Aufruf zur Gegendemonstration folgten laut Polizei weitaus mehr Teilnehmer*innen als erwartet. Sie trugen Plakate und Spruchbänder mit Slogans wie „Die Heide blüht lila und nicht braun“.
Der rund 5.000 Quadratmeter große Hof liegt etwa einen Kilometer außerhalb des Ortes. Die NPD hatte das Anwesen im Frühjahr von dem Landwirt Joachim Nahtz gekauft, der selbst Mitglied der Partei ist. Nahtz trat 2008 für die NPD als Landtagskandidat an und bewarb sich 2013 für den Bundestag. Seit mehr als 25 Jahren finden auf seinem Hof „Sonnenwendfeiern“ und „Erntedankfeste“ statt. Gruppen wie die „Nationale Liste“ oder die „Heimattreue Deutsche Jugend“, die später verboten wurden, veranstalteten dort Wehrsportlager oder Pfingstlager. Seit 2007 gibt es vor Ort regelmäßig Proteste gegen solche Treffen.
Manneke sagte bei der Kundgebung, die Besucher des Hofes auf seien „nicht die netten Jungs von nebenan“, sondern sie gehörten zum harten Kern der extremen Rechten in Norddeutschland. Er forderte die Behörden auf, konsequent gegen das geplante NPD-Zentrum einzuschreiten. Gefragt sei auch der Verfassungsschutz. „Es braucht nicht nur klare Worte, es braucht auch ein rigoroses Vorgehen gegen militante Rechte und ihre Strukturen.“ Der evangelische Pastor erinnerte daran, dass sich die Bürger*innen in den vergangenen Jahren bereits erfolgreich gegen geplante Zentren von Rechtsextremisten in Hetendorf und Faßberg bei Celle gewehrt hätten.
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