Rechtsextreme gegen Pride in Berlin: Queerer Protest bedroht
Die Marzahn Pride demonstriert zum sechsten Mal für Sichtbarkeit – die rechtsextreme Gruppe „Deutsche Jugend Voran“ mobilisiert dagegen.
Doch ausgerechnet die rechtsextreme Jugendgruppierung „Deutsche Jugend Voran“ (DJV) hat für denselben Tag eine Gegenkundgebung angemeldet. Schon im vergangenen Jahr beteiligte sich die DJV an Anti-CSD-Störaktionen. In Marzahn marschierte die Gruppierung zuletzt im Oktober 2024 gegen eine Antifa-Demo auf. Anstelle der angemeldeten 400 kamen damals rund 100 jugendliche Neonazis. Für Samstag hofft der Anmelder des queerfeindlichen Aufzugs laut Polizei auf 300 Teilnehmende.
Seit Mai stuft der Verfassungsschutz die DJV als gesichert rechtsextrem ein. Angesichts neuer Neonazi-Jugendgruppen wie etwa „Jung und stark“ und DJV reagierte die Behörde auch mit der Schaffung eines neuen Phänomenbereiches „Gewaltorientierte rechtsextremistische Netzkulturen“. Innenstaatssekretär Christian Hochgrebe (SPD) warnte damals vor einer „sehr jungen und gewaltaffinen Szene“.
Adam Baas, Projektkoordinator der Quarteera, zeigte sich gegenüber der taz besorgt, betonte aber die positive Grundstimmung im Team. „Wir tun alles Mögliche und Unmögliche für die Sicherheit der Teilnehmenden“, so Baas. Viele Anwohnende hätten sich in der Vergangenheit solidarisch gezeigt – darauf hoffe man auch diesmal.
Unterstützung kommt von der Sozialsenatorin
Unterstützung kommt von der Berliner Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD), die den Neonazi-Aufmarsch als Angriff auf Demokratie und Vielfalt verurteilte. Jeder Angriff auf Queere und andere marginalisierte Gruppen sei ein „direkter Angriff auf unsere Gesellschaft, auf unsere Werte und auf unsere Demokratie“, so Kiziltepe. Zuspruch kommt auch vom Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf: „Als Kollegium des Bezirksamts stehen wir über alle Parteigrenzen hinweg uneingeschränkt hinter der Marzahn Pride“, heißt es dort. Man freue sich, die LGBTIQ-Community im Bezirk willkommen zu heißen.
Sorgen bereitet Beobachter:innen die geplante Routenführung: Laut derzeitiger Planung könnten sich die Wege von Pride und rechter Demo überschneiden. Die rechtsextreme Gruppe plant, ihren Aufmarsch am Victor-Klemperer-Platz zu beenden – dort soll auch das Straßenfest der Marzahn Pride stattfinden. Der Berliner Queerbeauftragte Alfonso Pantisano forderte deshalb ein umfassendes Sicherheitskonzept und ruft auf Instagram zur Unterstützung auf.
Die Polizei will Details zum Einsatz erst am Freitag bekannt geben. Die Marzahn Pride beginnt um 13 Uhr am S-Bahnhof Springpfuhl, das Straßenfest ist ab 15 Uhr geplant – ebenfalls auf dem Victor-Klemperer-Platz.
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