Rechter Lehrer an Waldorfschule: Schulbund droht mit Rauswurf
Die Waldorfschule Minden hält an einem Lehrer trotz rechter Kontakte fest. Der Bund der Freien Waldorfschulen droht sie rauszuwerfen.
Schon auf einer Schulversammlung am Mittwoch hatte sich die Mehrheit trotz eines Gutachtens der „Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Detmold“ für den Verbleib des langjährigen Kollegen ausgesprochen. Der Bund der Freien Waldorfschulen (BdFWS) sah allerdings durch das Gutachten die Vorwürfe mehr als bestätigt. Das hatte resümiert, dass Schröppe als „völkischer Aktivist“ betrachtet werden müsse. Ein Verbleib des Lehrers an der Schule sei weder pädagogisch, noch mit Blick auf den zivilgesellschaftlichen Anspruch der Waldorfschulen weiter zu verantworten, sagte Henning Kullak-Ublick vom BdFWS und empfahl die sofortige Trennung. Ohne Erfolg.
„In dieser Frage ist keine, ‚einfache‘ Entscheidung möglich“, sagt der Sprecher der Schule am letzten Freitag vor den Sommerferien. Denn der Kollege hätte sich in den vergangenen 20 Jahren „im schulischen Bereich nichts zu Schulden kommen lassen“ und es gebe „keine Beweise für eine rechtsextreme Gesinnung des Kollegen“.
Die Schule plant nun mit der Mobilen Beratung einen internen Dialog. Die entstandene Spaltung zwischen denen, die für den Verbleib sind, und denen, die die Trennung wollen, soll überwunden werden, so der Sprecher. Schröppe soll an diesen Gesprächen teilnehmen, sagt er weiter. Das Ziel sei auch, eine Entscheidung zu finden, ob der Lehrer an der Schule bleiben kann oder gekündigt werde.
Dieser Weg ist für den BdFWS nicht mehr vollziehbar. „Wir erwarten von der Schulleitung unmittelbar zu Beginn des neuen Schuljahres die klare Entscheidung, sich von dem Lehrer zu trennen“, sagt Kullak-Ublick. Sollte die Leitung sich bis dahin nicht dazu entscheiden, werde die Einleitung eines Ausschlussverfahrens der Schule aus dem Bund überprüft, so das Vorstandsmitglied. Im Falle eines Ausschlusses dürfte die Schule nicht mehr die Bezeichnung „Waldorf“ nutzen.
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