Rechte Regierung in Israel: Das Ausland macht Druck
Israels Regierung legt das NGO-Spenden-Gesetz beiseite. Derweil geht die Normalisierung des umstrittenen Außenposten Homesh im Westjordanland voran.
Geplant war: Jede gemeinnützige israelische Organisation, die sich in einem Zeitraum von zwei Jahren vor oder nach Erhalt einer Spende durch eine ausländische Regierung in der Öffentlichkeit engagiert, sollte ihren Status als öffentliche Einrichtung verlieren und 65 Prozent Einkommenssteuer zahlen.
Getroffen hätte dieses Gesetz vor allem kritische und linke Nichtregierungsorganisationen, die maßgeblich von Spenden ausländischer Regierungen abhängig sind. Rechte und konservative Organisationen wären weniger betroffen gewesen, da sie ihre Gelder eher von Privatpersonen und rechten Stiftungen erhalten.
Ursprünglich sollte der Entwurf am vergangenen Sonntag im Justizausschuss diskutiert werden. Dazu kam es nicht – wohl vor allem aufgrund des heftigen internationalen Drucks. Aus den USA hagelte es Kritik, auch verschiedene EU-Staaten verurteilten das geplante Gesetz mit scharfen Worten. „Lebendige und ungehinderte Beziehungen zwischen Zivilgesellschaften sind in unseren liberalen Demokratien von wesentlicher Bedeutung“, twitterte etwa der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert.
Siedlung im Westjordanland legalisiert
Ein weiteres umstrittenes Gesetzesvorhaben, das ebenfalls am vergangenen Sonntag dem Justizausschuss vorgelegt werden sollte, hat das Kabinett vorerst verschoben: Es hätte erlaubt, Student*innen von ihren Universitäten zu suspendieren, wenn sie palästinensische Flaggen schwenken.
Der Sprecher der besatzungskritischen Nichtregierungsorganisation Breaking the Silence, Ori Givati, kann angesichts der vorläufigen Verschiebung des NGO-Gesetzes kurz aufatmen. Doch er betont, dass die israelische Regierung weiterhin versuchen werde, ihre Ziele umzusetzen: „In den Tagen, in denen verschiedene besorgniserregende Gesetzesentwürfe verschoben oder zur Überarbeitung zurückgegeben wurden, sehen wir die Entwicklungen hier vor Ort: etwa den Wiederaufbau des Außenpostens Homesh im Westjordanland“, so Givati. „Hier sehen wir nicht genug Reaktion von der internationalen Gemeinschaft.“
In der Nacht auf Montag haben Siedler*innen eine Jeschiwa, also eine jüdische Religionsschule, in Homesh errichtet. Homesh liegt im nördlichen Westjordanland und ist ein sogenannter Außenposten, also eine auch nach israelischem Recht bislang illegale Siedlung. Sie liegt zu großen Teilen auf palästinensischem Privatland.
Der Streit um diesen Außenposten währt bereits lang – im Jahr 2005 wurde der Außenposten im Westjordanland im Zuge der Evakuierung von Siedlungen im Gazastreifen geräumt. Mittlerweile ist er zu einem Symbol der Siedlerbewegung geworden, die die Legalisierung des Ortes mit aller Kraft betreibt. Im März hob die israelische Regierung das 2005 erlassene Verbot auf, dass Israelis in Homesh und drei anderen Siedlungen im nördlichen Westjordanland wohnen dürfen, letzte Woche nahm das Militär den Befehl zurück, der Israelis den Aufenthalt in dem Gebiet untersagte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Comeback der K-Gruppen
Ein Heilsversprechen für junge Kader
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
FDP-Krise nach „Dday“-Papier
Ex-Justizminister Buschmann wird neuer FDP-Generalsekretär