Rechte Musik: Neonazis machen Hits-Hetze
Die lustigen Zillertaler texten Lieder wie "Männer" und "Schrei nach Liebe" rechtsradikal um. Die gecoverten Musiker suchen nun nach Möglichkeiten, den Rechten den Sound abzudrehen.
Im Cyberspace ist die "neue nationale Musiksensation" bereits mit Songs zum Downloaden präsent: Die lustigen Zillertaler betexten bekannte deutsche Hits neu und deuten sie damit ganz ihrer Gesinnung entsprechend um. Aus "Männer" von Herbert Grönemeyer machten sie etwa ein Hetzlied: "Zecken sind geisteskrank. Zecken schreien ,Nazis raus!'. Zecken sind furchtbar dämlich. Sie quatschen dich voll vom Holocaust".
"Wir schalten unsere Rechtsanwälte ein", heißt es aus dem Management von Grönemeyer. Henri Schmidt von den Prinzen versichert: "Wir werden alles Mögliche unternehmen, um das zu unterbinden." Ihre Anwälte würden bereits die Fakten überprüfen, sagte er der taz. Die lustigen Zillertaler coverten von den Prinzen "Alles nur geklaut". Die neue Botschaft: "Sie raubten unser Land. Ein Viertel der Nation haben sie schon. (…) Sie haben uns bestohlen, ganz dreist und unverhohlen. Das werden wir uns alles wiederholen. Denn das ist alles nur geklaut (…) Doch das wird immer Deutschland bleiben".
18 Songs haben die neonazistischen Musiker unter dem Titel "Wir lassen uns das Singen nicht verbieten" mit einschlägigen Texten neu arrangiert. Aus dem Song von Sportfreunde Stiller "54 ,74 ,90, 2010" machten sie ein Zahlenspiel mit rechten Codes "14 Words, 88, 33, 18, 8". Die Zahlen stehen teils für den jeweiligen Buchstaben im Alphabet, so bedeutet 88 "Heil Hitler". "14 Words" ist eine Anspielung auf die vierzehn Worte des amerikanischen Neonazis David Lane: "Wir müssen die Existenz unseres Volkes und auch die Zukunft unserer weißen Kinder sichern."
Die antifaschistische Botschaft des Songs "Schrei nach Liebe" von den Ärzten drehen sie zu einer Drohung um: "Du kindischer Kommerzkaspar, deine Dummheit ist pure Bettelei nach Hiebe. Viele freuen sich schon auf die Gelegenheit. Du hast nie gelernt dein Land zu respektieren. Sie ist erbärmlich deine Ahnungslosigkeit. Ohohoho, Arschloch".
"Mit dem Projekt möchten Die lustigen Zillertaler an einen alten Erfolg anknüpfen", sagt Christian Dornbusch, Rechtsrockexperte. Schon die Namenswahl der Musiker dürfte auf die Zillertaler Türkenjäger anspielen. 1997 landeten die mit ihrer CD "12 Doitsche Stimmungshits" einen Hit. Auch sie coverten deutsche Lieder. Aus dem "Sonderzug nach Pankow" wurde der "Sonderzug nach Mekka" und die "Nordseeküste" lag jetzt am "arischen Strand".
Das Cover zierte damals eine Fotomontage mit Viva-Moderator Mola Adebisi, Farin Urlaub von den Ärzten und Campino von den Toten Hosen, die an einem Galgen hingen. Heute zeigt das Cover erneut einen Galgen, Gesichter sind jedoch keine zu erkennen.
Wegen Volksverhetzung erließ das Amtsgericht Oldenburg am 9. November 1997 einen Beschlagnahmungsbeschluss gegen die Zillertaler Türkenjäger. Nach einem weiteren Urteil des Amtsgerichts Winsen 1998 stand der Vertrieb der CD "12 doitsche Stimmungshits" unter Strafe. Die Musiker und Produzenten konnten die Ermittlungsbehörden aber nicht ausfindig machen. "Auch dieses Mal ist das ein höchst klandestines Projekt", sagt Dornbusch. Die Texte der Lustigen Zillertaler schätzt Dornbusch, dürften aber eine Indizierung der CD erlauben.
Nicht nur die gecoverten Musiker suchen nach Möglichkeiten, den Rechten den Sound abzudrehen. Auch eine Volksmusikgruppe aus Tirol mit demselben Namen will gegen das Musikprojekt vorgehen. "Wir werden so schnell wie möglich versuchen, diese Unannehmlichkeiten aus dem Weg zu schaffen", versichern Hannes Brandacher, Dominik Hauser und Lukas Wechselberger.
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