Rechte Lega vor den Wahlen in Italien: Susanna Ceccardi will die Toskana

Die 33-jährige Susanna Ceccardi ist die Kandidatin der rechten Lega bei den Wahlen in der Toskana. Sie könnte die traditionell linke Region erobern.

Susanna Ceccardi, 33-jährige Kandidatin der rechtsradikalen Lega-Partei, bei einer Wahlkampfveranstaltung

Aggressiv und erfolgreich: Kandidatin Susanna Ceccarda von der rechten Lega Foto: ANSA/dpa

Sie ist erst 33 Jahre alt – und doch könnte Susanna Ceccardi bereits Geschichte schreiben. In den am Sonntag und Montag in Italien anstehenden Wahlen will die Lega-Politikerin als Spitzenkandidatin des Rechtsblocks die noch vor gar nicht langer Zeit als tiefrot geltende Region Toskana der Linken entreißen.

Vor fünf Jahren noch gewann der bisherige Regionspräsident Enrico Rossi von der gemäßigt linken Partito Democratico (PD) mühelos mit 48 Prozent, sein damaliger Gegenkandidat von der Lega musste sich mit 20 Prozent bescheiden. Das überraschte nicht, denn die Toskana ist ordentlich regiert, ihr Gesundheitswesen (dessen Organisation ist die wichtigste Aufgabe der Regionen in Italien) gilt als eines der besten Italiens.

Auch jetzt, im Vorfeld der Wahlen, erklärten stolze 63 Prozent ihre Zufriedenheit mit der bisherigen, linken Regionalregierung. Auch deshalb wurde die junge Ceccardi von Lega-Chef Matteo Salvini ins Rennen geschickt. Denn sie hat schon einmal bewiesen, dass sie rote Bastionen zu schleifen weiß, etwa in dem toskanischen Städtchen Cascina mit seinen 44.000 Einwohnern.

2011 zog sie mit bloß 4 Prozent als einzige Lega-Vertreterin in den Stadtrat von Cascina ein, vier Jahre später war sie Bürgermeisterin. Die Krise nämlich hatte Cascina schwer gebeutelt, die Arbeitslosigkeit war ebenso in die Höhe geschossen wie die Schulden der Kommune und damit auch die kommunalen Abgaben, die die Bürger*innen zu entrichten hatten.

Salvinis „Löwin“

Bilder zeigen die Frau mit den langen rotbraunen Haaren freundlich lächelnd, doch an Aggressivität steht sie Salvini in nichts nach, wenn es gegen Roma oder Migrant*innen geht. „Löwin“ nennt ihr Förderer sie gern, und schon bei der Namenswahl für ihr Töchterchen zeigt sie Zähne: Die Kleine heißt Kinzica, in Erinnerung an eine junge Adlige aus Pisa, die vor 1.000 Jahren den Sarrazenen die Stirn geboten haben soll.

Ceccardi, die den PD-Kandidaten ihrer Stadt in der Stichwahl mit gut 50 Prozent schlug, schloss als eine ihrer ersten Amtshandlungen die Flüchtlingsaufnahmeeinrichtung in Cascina. Auch Homosexuelle mag sie nicht: Die Zeremonien zur Trauung gleichgeschlechtlicher Paare wurden gestrichen. Zur Räumung eines Roma-Lagers setzte sie sich selbst ans Steuer eines Bulldozers, und zum internationalen Frauentag am 8. März schenkte sie den Kommunalbeamtinnen jeweils eine Dose Pfefferspray.

Salvini war hingerissen. 2019 ließ er Ceccardi bei den Europawahlen antreten. Der Lega gelang die Sensation, knapp vor der PD wurde sie mit 31,5 Prozent stärkste Partei in der Toskana, und Ceccardi zog mühelos ins EP ein. Jetzt soll sie erneut für ein Wunder sorgen, und die Chancen stehen gar nicht schlecht.

Das Mitte-links-Lager um die PD hat mit Eugenio Giani einen blassen, alles andere als charismatischen Kandidaten ins Rennen geschickt, der sich wegen seiner Dauerpräsenz bei Einweihungen und Zeremonien von Ceccardi als „Häppchenesser“ verspotten lassen muss. In den letzten Meinungsumfragen lagen die beiden praktisch gleichauf.

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