Rechte Hetze gegen NDR-Journalisten: „Der Revolver ist geladen“
Die NPD will am Samstag in Hannover eine Kundgebung gegen einen NDR-Journalisten abhalten. Bis jetzt sind drei Gegenkundgebungen geplant.
![](https://taz.de/picture/3803631/14/31282754.jpeg)
Seit Wochen hetzt die rechtsextreme Partei im Netz gegen den freien Mitarbeiter des NDR, Julian Feldmann. Der Aufruf zur Kundgebung richtet sich explizit gegen ihn: „Feldmann in die Schranken weisen!“. Diese Bedrohung hat schon eine „neue Qualität“, sagt Feldmann, der auch für das NDR-Magazin „Panorama“ arbeitet.
Ein dort ausgestrahlter Bericht über den NS-Kriegsverbrecher Karl Münter aus dem niedersächsischen Nordstemmen hatte in der rechten Szene für Aufregung gesorgt. Feldmann hatte das Interview gemeinsam mit zwei Kollegen im November 2018 geführt. Der damals 96-Jährige Münter hatte darin den Holocaust relativiert und die Opfer eines SS-Massakers verhöhnt.
Die NPD und ihre Jugendorganisation „Junge Nationalisten“ behaupteten hinterher, Feldmann hätte Münter „mit merkwürdigen Fragen in ein Gespräch verwickelt“, ohne zu erwähnen, dass er Journalist sei und das Gespräch für das Fernsehen gedacht sei. Eine Lüge, wie die Pressekammer des Landgerichts Hamburg klarstellte.
Gestiegene Anfeindungen
Die Hetze gegen Feldmann geht unvermindert weiter. In Hannover hat die NPD neben dem Kopf der Partei „Die Rechte“, Sven Skoda, den rechten Youtuber Nikolai Nerling und den NPD-Bundesvize Thorsten Heise als Redner angekündigt. Im Juni dieses Jahres drohte Heise schon auf dem von ihm ausgerichteten Festival „Schild und Schwert“ in Feldmanns Richtung: „Der Revolver ist geladen.“
In Hannover sind bisher drei Gegenkundgebungen in der Südstadt angemeldet. Sie werden unter anderen vom Deutschen Gewerkschaftsbund, den „Omas gegen Rechts“ und der „Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union“ (DJU) getragen. Auf der Webseite des DJU findet sich auch der Aufruf „Schützt die Pressefreiheit“. Über 450 Einzelpersonen, 20 Verbände und 17 Redaktionen weisen in dem Aufruf auf gestiegene Anfeindungen und Bedrohungen von rechts hin.
Seit Jahren werden bundesweit immer wieder einzelne Journalist*innen bedroht – und auch körperlich angegangen. Mit dem Marsch sollen alle Journalist*innen eingeschüchtert werden. In ihrem Aufruf greift die NPD neben Feldmann auch David Janzen an. Dem Journalisten und Sprecher des Braunschweiger Bündnisses gegen Rechts ist schon im Internet mit Mord gedroht worden. Nicht ohne Folgen: Auf Janzens Privatwohnung gab es dieses Jahr mehrere Anschläge.
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