Rechte Gewalt in Hamburg: Die Hemmschwelle sinkt
Die Hamburger Beratungsstelle für rechts-motivierte Gewalt dokumentiert für 2023 zwei bis drei Vorfälle am Tag. Ein Drittel mehr als im Vorjahr.

Die Beratungsstelle Empower ist ein mehrsprachiges Angebot, das sich an Gewaltopfer, der Angehörigen und Zeug*innen richtet. Sie ist Teil des bundesweiten Verbandes der Beratungsstellen gegen rechte Gewalt (VBRG) und gehört zum Träger Arbeit und Leben Hamburg. Den jetzt vorgelegten Bericht hat das Bundesfamilienministerium zusammen mit der Hamburger Sozialbehörde finanziert.
Die Zahlen von Empower sind zivilgesellschaftliches Monitoring und liegen höher als die erfassten Fälle der Strafverfolgungsbehörden. Denn Empower dokumentiert auch Fälle, die unterhalb der strafrechtlichen Grenze liegen, beispielsweise politische Beleidigungen.
Die steigenden Zahlen fügen sich in einen bundesweiten Trend ein, es gibt jedoch einige hamburgspezifische Phänomene. Projektleiterin Nissar Gardi weist darauf hin, dass Hamburg sich häufig als christlich-jüdische Stadt präsentiere, in der es deshalb vermeintlich weniger Antisemitismus gäbe. „Außerdem sei man so multikulturell, da hat Rassismus angeblich keine Chance“, so Gardi.
Nicht so wie im Osten
„Erschwerend kommt hinzu, dass es in den meisten Institutionen keine Opferschutzkonzepte gibt, die Sensibilität für den Umgang mit den Ideologien nicht vorhanden ist.“ Die Praxiserfahrungen zeige, dass in Institutionen Vorfälle häufig verharmlost werden auch mit Verweis darauf, dass die Situation beispielsweise im Osten deutlich schlimmer sei. Anders als in einigen ostdeutschen Bundesländern seien zivilgesellschaftliche Projekte gegen rechts in Hamburg spät gefördert worden.
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