Rebellenprovinz Idlib in Syrien: Türkei beginnt offiziell Militäreinsatz
Die türkische Armee hat eine Aufklärungsmission über die Grenze nach Syrien entsandt. In Idlib soll eine „Deeskalationszone“ eingerichtet werden.
Idlib ist die letzte Region des Bürgerkriegslandes, die fast vollständig von Aufständischen beherrscht wird. Nach Angaben der Regierung dient der Einsatz der Durchsetzung einer geplanten „Deeskalationszone“. In dieser von der Türkei, Russland und dem Iran vereinbarten Zone soll eine Waffenruhe zwischen Rebellen und Regierungstruppen gelten. Davon ausgenommen ist aber das Dschihadistenbündnis Hajat Tahrir al-Scham, das große Teile von Idlib kontrolliert.
Um die Waffenruhe in der Deeskalationszone durchzusetzen, wird die Türkei daher zunächst Hajat Tahrir al-Scham (HTS) aus Idlib vertreiben müssen. Es wird mit heftigen Kämpfen gerechnet. Am Sonntag gab es bereits erste Schusswechsel an der Grenze. Unterstützt wird die Türkei bei der Offensive von Rebellen der Freien Syrischen Armee (FSA). Die Provinz Idlib grenzt an die von der Kurdenmiliz YPG kontrollierten Region Afrin. Die Türkei sieht in der YPG den syrischen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, die sie bekämpft.
Das Dschihadistenbündnis Hajat Tahrir al-Scham feierte im August seinen größten Triumph, als es in einem Handstreich Idlib samt Umland in seine Gewalt brachte. Mit dem am Montag verkündeten Start des türkischen Militäreinsatzes in Idlib gerät die Allianz um den früheren Al-Kaida-Ableger Fateh al-Scham nun aber massiv unter Druck. Erste Gruppen haben sich schon abgespalten, dem Bündnis droht die Auflösung.
Die Abspaltungen stehen laut Experten in direktem Zusammenhang mit der schon länger erwarteten Intervention der Türkei in Idlib. Der Syrienexperte Charles Lister vom Middle East Institute sagt, die Rebellen in Syrien sähen es als zunehmend riskant an, mit Dschihadistengruppen wie HTS verbündet zu sein und damit zur Zielscheibe von Anti-Terror-Einsätzen ausländischer Streitkräfte zu werden.
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