Rebellen im Südwesten Pakistans: 20 Bauarbeiter ermordet
Am Freitag griffen Separatisten das Lager von Arbeitern an. Sie erschossen alle, die nicht aus der Provinz stammten. Die Rebellen drohen mit weiteren Anschlägen.
QUETTA afp | Im Südwesten Pakistans haben Rebellen 20 Bauarbeiter erschossen, offenbar weil diese nicht aus der Region stammten. Die Angreifer stürmten nach Polizeiangaben am Freitagabend in das Lager der Arbeiter in der unruhigen Provinz Baluchistan, fragten die Arbeiter nach ihrer Herkunft und erschossen alle, die nicht aus der Provinz kamen. Zu dem Angriff bekannte sich am Samstag die separatistische Rebellengruppe Baluch Liberation Front (BLF).
Ein Behördenvertreter sagte, die Arbeiter hätten in der Gegend von Gokh Don am Bau einer Brücke gearbeitet. Sie seien in der Nacht durch Schüsse und Schreie geweckt worden. Die Angreifer hätten alle nach ihrer Herkunft gefragt und jene, die nicht aus Baluchistan stammten, in einer Reihe aufgestellt und erschossen. Den Angaben zufolge flohen die paramilitärischen Truppen, die die Arbeiter beschützen sollten, vor den Angreifern.
Ein Polizeivertreter sagte, die Opfer des Überfalls stammten aus den Provinzen Punjab und Sindh. Ein Sprecher der Rebellengruppe BLF drohte mit weiteren Anschlägen, solange die Provinz nicht von der Herrschaft Pakistans „befreit“ sei. Die Separatistengruppe war im Februar 2009 bekannt geworden durch die Entführung eines Mitarbeiters des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR aus der Provinzhauptstadt Quetta. Er wurde später aus „humanitären Gründen“ freigelassen.
Der Innenminister von Baluchistan, Sarfraz Bugti, kündigte die Festnahme der Polizisten und Paramilitärs an, die vor den Angreifern geflohen waren. Er fühle „Scham“, dass diese weggelaufen seien. Bugti kündigte zudem an, dass er die Regierung in Islamabad bitten werde, die Offensive gegen religiöse Extremisten auch auf ethnische Rebellen auszuweiten. Die BLF sollte sich schämen, sich Nationalisten zu nennen, sagte Bugti. In Wahrheit seien es „Terroristen“.
In der dünn besiedelten Provinz Baluchistan, die an Afghanistan und den Iran grenzt, kämpfen verschiedene Rebellengruppen seit 2004 für politische Autonomie oder Unabhängigkeit sowie für größere Anteile an den Einnahmen aus der Öl- und Erdgasförderung. Menschenrechtler werfen den Sicherheitskräften vor, mit großer Härte nicht nur gegen die Rebellen, sondern auch gegen friedliche Aktivisten vorzugehen, die für mehr Selbstbestimmung eintreten.
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