piwik no script img

Reaktionen auf PapstrücktrittZum Abschied viel Respekt

Die Nachricht über den Rücktritt Papst Benedikts wird von Respektsbekundungen begleitet. Er selbst will seinen Lebensabend in einem Kloster verbringen.

Geht ins Kloster: Benedikt XVI. Bild: dpa

BERLIN/ROM/HANNOVER dpa/afp | Nach dem Ende seiner Amtszeit wird Papst Benedikt XVI in ein Kloster im Vatikan umziehen. Bevor er dort einziehen könne, müssten noch Umbauarbeiten abgeschlossen werde. Dort wolle Benedikt ein Leben in Gebet und Meditation führen. Für die Übergangszeit werde er in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo bei Rom wohnen, erklärte ein Sprecher.

Auf dem Petersplatz in Rom herrschte nach der Ankündigung Benedikts ungläubiges Staunen unter den Touristen und Gläubigen. Italiens Regierungschef Mario Monti nahm die Nachricht erschüttert auf. Die Bundesregierung in Berlin reagierte bewegt und mit Respekt auf die Ankündigung.

Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigte Benedikt als einen der bedeutendsten religiösen Denker der Gegenwart. „Wenn der Papst selbst jetzt nach reiflicher Prüfung zu dem Entschluss gekommen ist, seine Kraft reiche nicht mehr für die Ausübung seines Amtes, so hat das meinen allerhöchsten Respekt“, sagte Merkel in Berlin. Im Zeitalter des immer längeren Lebens könnten viele Menschen nachvollziehen, dass sich auch der Papst mit den Bürden des Alterns auseinandersetzen müsse.

Keine aktue Erkrankung

Die Rücktrittsentscheidung ist nach Vatikanangaben nicht auf eine akute Erkrankung des Papstes zurückzuführen. Allerdings hätten in den letzten Monaten Benedikts Kräfte nachgelassen, sagte Vatikansprecher Lombardi. Mit dem Ende des Pontifikats von Benedikt XVI. beginne am 28. Februar um 20 Uhr die Zeit der Sedisvakanz. Das Konklave, das den neuen Papst wählt, solle dann im März zusammengerufen werden. Bis Ostern werde voraussichtlich ein neuer Papst gewählt sein. Dem Konklave gehören Kardinäle aus aller Welt an.

Kurienkardinal Angelo Sodano nannte die Ankündigung einen „Blitz aus heiterem Himmel“. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, nannte den angekündigten Rücktritt eine „große menschliche und religiöse Geste“. „Papst Benedikt gibt aller Welt ein leuchtendes Beispiel wirklichen Verantwortungsbewusstseins und lebendiger Liebe zur Kirche.“

Auch der Theologe und Papst-Kritiker Hans Küng zollte Benedikt Respekt. Dieser Schritt sei „aus vielen Gründen verständlich“, sagte Küng am Montag in Tübingen der Nachrichtenagentur dpa. „Zu hoffen ist aber, dass Ratzinger nicht Einfluss auf die Wahl seines Nachfolgers nimmt“, betonte der 84-Jährige. Allerdings habe Benedikt XVI. in seiner Amtszeit so viele konservative Kardinäle berufen, dass unter ihnen kaum eine Person zu finden sei, „die die Kirche aus ihrer vielschichtigen Krise herausführen könnte“.

Allergrößter Respekt

In Polen wurde die Rücktrittsankündigung mit großer Überraschung, aber auch mit Respekt aufgenommen. „Das ist für uns eine große Überraschung“, sagte Bischof Wojciech Polak, Sekretär der Katholischen Bischofskonferenz Polens. Adam Boniecki, einer der bekanntesten katholischen Intellektuellen Polens, nannte den Schritt wichtig und richtungsweisend für die Zukunft der Kirche.

Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano hat Papst Benedikt XVI. nach dessen Rücktrittsentscheidung für seinen „großen Mut“ gelobt. Er zolle dem Papst seinen „allergrößten Respekt“, sagte er der Nachrichtenagentur Ansa zufolge am Montag. Benedikt habe mit der Entscheidung „außerordentlichen Mut und außerordentliches Verantwortungsbewusstsein“ bewiesen, sagte Napolitano.

Spirituelle Leitfigur

Papst Benedikt XVI. wird nach Ansicht des britischen Premierministers David Cameron von „Millionen Menschen als spirituelle Leitfigur vermisst werden“. Cameron würdigte in einer am Montag in London veröffentlichten Erklärung die Bemühungen des Papstes um die Stärkung der Beziehungen zwischen dem Vatikan und Großbritannien. An den Besuch des Papstes in Großbritannien 2010 erinnere sich das Land mit „großem Respekt und Zuneigung“. Es war der erste Staatsbesuch eines Papstes in dem Land seit der Abspaltung der anglikanischen Kirche unter König Heinrich VIII. im Jahr 1534.

Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, erklärte, er habe die Entscheidung des Papstes „schweren Herzens“ zur Kenntnis genommen. Benedikt XVI. sei ein Botschafter der Hoffnung in einer Zeit gewesen, in der der christliche Glaube in Frage gstellt werde.

Die Evangelische Kirche in Deutschland hat Papst Benedikt XVI. tiefen Respekt für seinen Rücktritt gezollt. „Dass Papst Benedikt, der im 86. Lebensjahr steht, von sich aus das Amt abgibt, empfinde ich als bewegend, und es erfüllt mich mit großem Respekt“, erklärte der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, am Montag in Hannover. Er wünsche ihm „nun von ganzem Herzen erfüllte Jahre, die er ohne die Bürde des Amtes verleben möge“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • OW
    Ohne Worte

    Den Weg ins Kloster hätte er schon vor siebzig Jahren gehen sollen und niemand hätte ihn vermisst.