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Reaktionen auf Doktortitel-VerlustWissenschaftler stützen Schavan

Wissenschaftler, der Hochschulverband, Politikberater, Oppositions- und Koalitionspolitker melden sich im Fall Schavan zu Wort. Die Meinungen gehen weit auseinander.

Alle reden über sie: Annette Schavan Bild: dpa

BERLIN afp/rtr/dpa | Die in der Plagiatsaffäre angezählte Bildungsministerin Annette Schavan bekommt Rückhalt aus der Wissenschaft. Der Präsident der Berliner Humboldt-Universität, Jan-Hendrik Olbertz, kritisierte die Entscheidung der Uni Düsseldorf, Schavan den Doktortitel abzuerkennen. „Vom Verfahren her ist die Entscheidung der Uni Düsseldorf anzuzweifeln. Die Bewertung der fraglichen Textpassagen hatte nicht die nötige Tiefe“, sagte Olbertz dem Focus.

Auch der Präsident der Humboldt-Stiftung, Helmut Schwarz, sagte dem Magazin am Rande einer Reise mit Schavan nach Südafrika: „Eine Ministerin muss man nach ihrer Kompetenz und Leistung beurteilen.“ In dieser Hinsicht gebe es keinen Grund zum Rücktritt.

Hingegen hatten der Deutsche Hochschulverband und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Schavans Rücktritt gefordert. Der Rat der Philosophischen Fakultät der Düsseldorfer Universität hatte der 57-Jährigen am Dienstagabend den Doktortitel entzogen. Schavan habe „systematisch und vorsätzlich gedankliche Leistungen vorgegeben“, die sie nicht selbst erbracht habe. Schavan will gegen die Aberkennung des Titels klagen.

Zugleich sieht sich auch die Universität Düsseldorf scharfer Kritik von Wissenschaftlern ausgesetzt. Es seien „unentschuldbare, katastrophale Fehler“ gemacht worden, erklärte der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, am Donnerstag in Berlin.

Meidinger kritisierte, dass im Falle Schavan die Vertraulichkeit nicht gewahrt worden sei und keine externe Gutachtern hinzugezogen worden seien. Schließlich sei auch nicht die Verantwortung der Universität für Themenstellung und Begutachtung von Schavans Doktorarbeit erörtert worden.

„Volles Vertrauen“ von Angela Merkel

Ihre politische Zukunft hat die Ministerin offengelassen. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich nicht klar zu Schavan als Ministerin bekannt. Über ihren Regierungssprechern Steffen Seibert sprach Merkel am Mittwoch ihrer langjährigen Vertrauten zwar ihr „volles Vertrauen“ aus. Seibert ließ Fragen zu Schavans Zukunft als Ministerin am Donnerstag aber unbeantwortet. Stattdessen verwies er auf ein Gespräch der beiden Politikerinnen, das nach Schavans Rückkehr aus Südafrika stattfinden soll. Sie wird am Freitagabend zurück in Berlin erwartet.

Die Opposition hatte schon am Mittwoch Schavans Rücktritt gefordert. „Geschummelt ist geschummelt“, sagte SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann. Als Vorbild für Doktoranden, die wissenschaftliche Regeln unbedingt einhalten müssen, sei sie ungeeignet. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin sagte: „Bei allem Verständnis für die menschliche Härte dieser Entscheidung: Eine Wissenschaftsministerin, die wegen systematischer und vorsätzlicher Täuschung des Plagiats überführt wird und der daraufhin ihre Promotion aberkannt wird, ist nicht mehr tragbar.“ Linke-Bundesgeschäftsführer Matthias Höhn sagte: „Frau Schavan sollte ihre Weigerung zurückzutreten überdenken.“

Aus der Union erhielt sie dagegen Rückendeckung. In Parteikreisen wurde aber offengelassen, ob Schavan dem öffentlichen Druck Stand halten werde. „Annette Schavan ist eine äußerst erfolgreiche Ministerin“, sagte Fraktionsgeschäftsführer Michael Grosse-Brömer (CDU). Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte: „Ich finde, wir sollten ihr Gelegenheit geben, erstens diese Reise zum Abschluss zu bringen und dann Stellung zu nehmen zu dem, was die Universität Düsseldorf gestern veröffentlicht hat.“

Bouffier fordert „drei Tage Ruhe“

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sagte dem Sender hr-info, Schavan müssten „drei Tage Ruhe“ gegeben werden. Dann müsse sie selbst über ihre Zukunft entscheiden. Baden-Württembergs CDU-Chef Thomas Strobl sicherte seiner Parteifreundin volle Rückendeckung zu. „Von uns als CDU Baden-Württemberg wird Frau Schavan alle Unterstützung bekommen, die wir ihr geben können.“ Die CSU verhielt sich betont neutral. Parteichef Horst Seehofer nannte es in München „richtig“, dass Schavan gegen den Entzug ihres Doktortitels klagen will. „Alles andere ist Sache der Frau Schavan und der Kanzlerin.“

Der Bonner Parteienforscher Gerd Langguth sieht Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) jetzt in der „Glaubwürdigkeitsfalle“. „Sie hat nicht in dem Ausmaß wie der frühere Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg plagiiert. Der Fall holt sie jetzt aber ein. Sie hatte damals nicht ohne Häme erklärt, sie schäme sich nicht nur heimlich. Das fällt nun auf sie zurück“, sagte Langguth den Dortmunder Ruhr Nachrichten. „Die beschädigte Glaubwürdigkeit ist ein großes Problem, auch für die Kanzlerin.“ Diese werde nun erst einmal die Lage sondieren und abwarten, wie sich die Debatte entwickelt. „Es ist möglich, dass sie dann ihre Vertraute, Frau Schavan, bitten wird, zurückzutreten.“

Der Philosoph und frühere Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin zeigte sich befremdet, dass es darüber überhaupt eine Diskussion gebe. „Es darf keine doppelten Standards geben, weil sie viele Verbindungen hat, weil viele abhängig von den Geldflüssen des Wissenschaftsministeriums sind“, sagte Nida-Rümelin dem 3sat-Magazin „Kulturzeit“ am Mittwochabend.

Der Dresdner Politikwissenschaftler Prof. Werner Patzelt hielt Schavan zugute, „dass sogar Kapitalverbrechen nach 25, 30 Jahren verjähren. Und im Vergleich damit sind Plagiate in wissenschaftlichen Arbeiten, in die ohnehin kaum jemand hineinblickt, doch eine ganz andere Schwere von Tat“. Trotzdem gehörten sie unnachsichtig und streng verfolgt, sagte Patzelt, der an der TU Dresden forscht, dem Radiosender MDR Jump am Mittwoch.

Michael Spreng: Rücktritt unausweichlich

Der Politikberater Michael Spreng hält einen raschen Rücktritt von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) für unausweichlich. „Das Tempo der Politik ist schneller als das der Juristerei. Sie wird den politischen und medialen Druck nicht aushalten“, sagte Spreng am Mittwoch der Ulmer Südwest Presse.

„Bei Karl-Theodor zu Guttenberg hat es zwölf Tage gedauert.“ Schavan sei in einer ersten Trotzreaktion uneinsichtig, und ihr besonderes Verhältnis zur Kanzlerin sorge dafür, dass Angela Merkel „Beißhemmung“ habe. Aber: „Der nächste Schritt wird sein, dass Frau Schavan zurücktritt, Frau Merkel das bedauert und ihr Dank und Anerkennung ausspricht.“

Die Uni Düsseldorf hatte der 57-Jährigen Schavan am Dienstag nach neun Monaten Prüfung wegen „vorsätzlicher Täuschung“ in ihrer Promotionsarbeit den vor 33 Jahren erworbenen Doktortitel entzogen. Schavan hat Klage gegen diese Entscheidung angekündigt.

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30 Kommentare

 / 
  • U
    Unvernunft

    Ich wäre vorsichtig mit der Aussage 'Stimmen aus der Wissenschaft'. Es handelt sich doch offensichtlich um persönlich motivierte Einzelmeinungen von Personen, die zwar wichtigen Institutionen vorstehen, aber in diesem Punkt nicht für diese sprechen. Z.B. die Frage Fr. Schavan nach ihrer Leistung zu beurteilen. Vielleich hat sie ja diese Leistungsbewertung nur auf Grund von Proporz erhalten. Jedenfalls wenn mann Lehrer in Baden-Würrtemberg hört, bewerten sie die Leistung hinter vorgehaltener Hand als katastophal. Gerade dort trug sie als zuständige Ministerin 10 Jahre lang die Verantwortung. Insofern kommt die Aufforderung der Leistungsbewertung eine ganz andere Bedeutung als hier in diesem Artikel dargestellt. Denn der gern gepflegt Nimbus der Heiligen Fachfrau, die es ja qua Qualifikation wissen muss, gilt ja offensichtlich nicht mehr und bietet ja nun die Gelegenheit die Bildungspolitik sachlicher zu betrachten.

  • U
    Unvernunft

    Meine Meinung: Es ist klar, dass Konservative Kreise und Wendehälse Ihre Klientel schützen wollen. Bzgl. des Vorgehens der Universität ist nichts einzuwenden. Nur dass es jetzt wieder eine besonders prominente Person gehandelt hat. Daher kann davon ausgegangen werden, dass die Institution sehr gut ihr Vorgehen geprüft hat, immerhin hat die Univerität mehr als 16 Rechtsprofessoren. Fachlich kann Hr. Prof. Olbert das Vorgehen nicht beurteilen, das es sich nicht um sein Fachgebiet handelt. Es handelt sich also nur um eine persönliche Einzelmeinung zu einer Freundin und CDU-Parteikollegin gehandelt haben. Ausserdem ist seine eigene Vita alles andere als rein:

    Zitat (Wikipedia):'' 'Debatte um Olbertz' Dissertation und Habilitation

     

    Von Ilko-Sascha Kowalczuk, ehemaligem Mitglied in der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, wurde dem designierten Präsidenten der Humboldt-Universität „eine allzu angepasste Haltung zu Zeiten der DDR“ vorgeworfen.[2] Kowalczuk will festgestellt haben, dass sowohl die Habilitationsschrift als auch die Dissertation „von der ersten bis zur letzten Seite dem Marxismus-Leninismus verpflichtet sei(en)“ und „der Stützung und Stabilisierung der SED-Herrschaft gedient hätten“.[3]. Olbertz sprach von einem „peinlichen“ Text[4] und von „verbale(n) Zugeständnisse(n)“, die er habe machen müssen, um sich bestimmte Freiräume zu sichern.[5]

     

    Der Historiker und Spezialist für DDR-Geschichte Hubertus Knabe, Mitglied im Fachbeirat der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, legte in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau vom 31. Mai 2010 der Humboldt-Universität nahe, die Personalentscheidung zu überdenken: „Wenn man für die Erziehung Tausender junger Menschen Verantwortung übernehmen will, kommt es aber auch auf die charakterlichen Fähigkeiten an.“[6] Marianne Birthler unterstrich in einem Zeitungskommentar die Verantwortung des Präsidenten und der Universität für die Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit der DDR.[7] Richard Schröder warf Olbertz vor, sich in seinen Arbeiten „völlig distanzlos-unkritisch mit dem Leninismus identifiziert“[8] zu haben.

     

    Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer verteidigte seinen ehemaligen Kultusminister in einem Interview der Zeitschrift Superillu, in dem er unter anderem sagte, „dass man im Bereich der Erziehungswissenschaften zu DDR-Zeiten zumindest verbale Zugeständnisse ans SED-Regime machen musste, ist unbestritten.“.[9] Das Konzil der Humboldt-Universität stellte sich hinter den künftigen Präsidenten.[10] Der Bildungshistoriker Heinz-Elmar Tenorth unterzog die Habilitationsschrift von Olbertz in der FAZ einer genaueren Prüfung und plädierte dafür, statt Systemschelte zu üben, lieber Textanalyse zu betreiben.[11]'' Forschungsergebnisse an die politische Situation aus Karrieregründen anzupassen ist mehr als eine verbale Entgleisung.

  • DB
    Doc Bot

    "Made in Germany" = "Made up in Germany"

  • B
    Bildungspolitik

    An dieser Stelle soll einmal das Augenmerk auf den Zweitgutachter von Frau Schavans Dissertation, Herrn Prof. Dr. Werner Heldmann gerichtet werden.

    In der Dissertation von Rudolf Hars: Die Bildungsreformpolitik der Christlich-Demokratischen Union in den Jahren 1945 bis 1954. Ein Beitrag zum Problem der Konservatismus in der deutschen Bildungspolitik ist im Vorwort (S. XIII) über Herrn Prof. Heldmann zu lesen:

    „Eine kritische Beschäftigung mit dem deutschen Konservatismus läuft seit je Gefahr, auch politische Neuralgien zu wecken.

    Daß diese Dissertation an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln dennoch zu einem guten Ende geführt werden konnte, verdanke ich vor allem den vielfältigen Anregungen der Herren Prof. Dr. A. Gail (Doktorvater, Universität Köln), Prof. Dr. G. van Norden (Drittgutachter, Gesamthochschule Wuppertal) sowie Prof. Dr. W. Keim, der Herausgeber der Arbeit.

    Als Zweitgutachter war Herr Prof. Dr. W. Heldmann (Universität Düsseldorf) tätig.

    Köln, den 6. Februar 1981 Rudolf Hars“

  • QV
    Quo vadis

    Ach. gerade die Humboldt-Universität die mit Leichen und anderem, in PEI zu lesen, Geld verdient.

    Verständlich das sich genau die Universitäten zu Wort melden, die den neoliberalen Kurs fahren.. Vor allem über die EMEA bestimmen!?

    Ultra peinlich, niemals vergessen ist die strafbewährte Behandlung von Professor Dr. Horst Günther Siegwart.

    Niemals, das absolute KO, Kill Switch. Wie Metternich und Heinrich Heine.

    Es darf nicht sein was nicht sein darf. Das von der Humboldt-Universität Berlin.

     

    Humboldt- Berlin, es war mal, sie haben sich selbst neben Bertelsmann demontiert.

    Die sollten selbstkritisch in Demut verschwinden und nur der Geldeinnahme fröhnen.

     

    Natürlich stützt die Eugenic Humbold und sich selbst.

    Seit dem Kongress

    http://en.wikipedia.org/wiki/International_Eugenics_Conference

    noch mehr. Israel die spielbare E-Folge?

     

    Quo vadis pseudo Wissenschaft, Dichter und Denker?

    Überfällig, unfähige wie Schavan müssen sofort weg und nicht befördert werden.

    Was für eine pseudo Demokratie, der Abschum kommt selbstgefällig nach oben.

     

    @Dr. Holmes, das Katholennetzwerk.. die mit ihrer Kasteiung sitzen überall, vor allem in der Bildung, Unis etc.

    Nicht umsonst sind selbstgefällige Übereinkommen, vor allem Zentralrat der Juden und CDSU mit Ron Hubbard in Bayern vorhanden.

  • DH
    Dr. Holmes

    Jetzt weiss man auch endlich, warum die Süddeutsche unter Prantl&Co. die Plagiatorin Schavan schützt:

    http://goo.gl/QoWxu

     

    Unfassbar wie weit das Katholennetzwerk geht ...

  • J
    JoHnny

    werte wissenschaftler,

     

    frau schavan sollte sich bei frau

    käßmann sachkundig machen...

     

    mfg

     

    außerdem: zwar sollten äpfel nicht mit birnen

    verglichen werden, aber - ein z.b. vor

    50 jahren gefälschter "picasso" ist auch

    heute kein echter "picasso"!!

  • WB
    Wissenschaftler bestätigen von Däniken

    EILMELDUNG!!

    Führende Wissenschaftler bestätigen die Thesen des Ufologen Erich von Däniken.

    Die Meinungen sind aber geteilt.

     

    Spitzenjournalismus, muss ich schon sagen!

  • DP
    Dr. plag. Schavanplage

    Statt hirnlos Agenturmeldungen zu publizieren, wäre es sicherlich sinnvoller, mal die Kontakte und Gemeinsamkeitn dieser Wissenschaftlerpolitikerlobbyisten zu und mit der Betrügerin Schavan zu untersuchen.

    Auch die taz hat ja Wochen und Infos von richtig recherchierenden, echten Journalisten wie Anja Kühne vom Tagesspiegel gebraucht, um die Finanzierung der Allianz der Wissenschaftsorganisationen durch Schavans Ministerium aufzudeken.

    Http://plagiatschavan.wordpress.com

    Bitte keine weitern peinlichen und mies recherchierten Artikel über Schavan, die alles nur verharmlosen.

  • JK
    Juergen K.

    Die wird jetzt bestimmt

     

    Urheberrechts-Beraterin bei der EU.

  • W
    Wolfgang

    Eine Lanze brechen für Frau Dr. Schavan!

     

    Sie repräsentiert vorbildlich die ökonomische, ökologische, (a)sozial-hartz-politische, finanz- und monopolkapitalpolitische Verkommenheit und Inkompetenz der bürgerlichen und kleinbürgerlichen Wirtschafts-, Bildungs-, Partei-, Regierungs- und Parlaments-Elite in Deutschland. Solche kleinbürgerlichen (ideologischen) VerkaufspolitikerInnen braucht die Europäische Union - der Hundschen und Quandtschen Bourgeoisie und Erbschafts-Aktionäre.

  • G
    Glaubnix

    Es drückt schon sehr auf den Magen, wenn man sich die Masse an heißer Luft vergegenwärtigt, welche von Geldempfängern des Schavan'schen Ministeriums seit Monaten über die Medien abgelassen wird.

     

    Ist denn den "Granden" der Forschungsverwaltung (weniger der Wissenschaften), allen voran den Herren Olbertz und Schwarz, ein so tiefer Bückling vor der Macht nicht selbst zu ekelhaft?

     

    @Gerhard: Danke für die hilfreiche Argumentation rund um das Verjährungsargument.

     

    Nochmal das Politologenzitat:

     

    Der Dresdner Politikwissenschaftler Prof. Werner Patzelt hielt Schavan zugute, „dass sogar Kapitalverbrechen nach 25, 30 Jahren verjähren. Und im Vergleich damit sind Plagiate in wissenschaftlichen Arbeiten, in die ohnehin kaum jemand hineinblickt, doch eine ganz andere Schwere von Tat“.

     

    Das provoziert die Gegenfrage, ob Patzelt damit ausdrücken möchte, ein Minister mit nachgewiesenem aber verjährtem Kapitalverbrechen sei nach seiner Meinung akzeptabel.

     

    Grüße von Glaubnix

  • S
    Sontag

    Ein Finanzminister mit einem Koffer voll Schwarzgeld, ein Justizminister mit Alkohol am Steuer, eine Bildungsministerin, die sich ihren Doktortitel erschummelt hat und ihn deshalb aberkannt bekommt: Hallo - gehts noch?

     

    Da kann man nur noch Reinhard Mey zu Wort kommen lassen:

     

    http://www.reinhard-mey.de/start/texte/alben/das-narrenschiff

  • K
    KlausK

    Blahblahblah, ...

    Sie ist nicht nur angezählt, sondern erledigt, zumindest als Bildungs- und Wissenschaftsministerin.

     

    Wenn sie morgen kommt, wird sie sich u. a. mit den öffentlichen Reaktionen auseinandersetzen müssen.

     

    Ist sie so schlau, wie man sie einschätzt, tritt sie zurück.

    Tut sie es nicht, beschädigt sie das Amt und das Ansehen der Politik nachhaltig.

     

    Der Titelverlust spielt doch jetzt schon überhaupt keine Rolle mehr, denn es geht nur noch darum, wie sie damit umgeht.

  • J
    Jürgen

    Die DoktorInnentreibjagd geht weiter... was soll das ganze Gedöns um einen Dr.-Ausweis und deren Inhaber. Vielmehr stellt sich mir die Frage, welche wissenschaftlichen Gralshüter (Erstgutachter, Zweitgutachter, Promotionsausschuss etc. pp. ) seinerzeit der Arbeit der heute Geschmähten den Grad einer Wissenschaftlichkeit zuerkannt haben, die für einen Doktor ausreicht. Wird hier nicht Opfer mit Täter verwechselt. Und ich wage zu behaupten, dass da noch eine unüberschaubare Anzahl von ängstlich zitternden Dissertationen in den Uniarchiven schlummert. Lassen wir sie doch ruhig schlafen oder auf in die nächste Unibibliothek, Dissertationen dissen. Also gemach gemach...und keine Angst vor DoktorInnen.

  • H
    ^Harry

    Vorschlag für Plagiatsjäger:

     

    Ich hätte noch eine Idee für Plagiatsjäger, ein Gebiet, in dem die wissenschaftliche Redlichkeit noch wichtiger ist, als in der Politik.

     

    Ich meine die Wissenschaft selbst. Das wäre mal ein Spaß, wenn sich herausstellt, dass ein Professor in Soziologie in der Promotion oder Habilitation fremde Gedanken verwendet hätte ohne die richtige Zitierweise.

     

    Noch schöner wäre es, wenn auch festgestellt werden könnte, dass ein Prominenter in der Abiturarbeit abgeschrieben hat. Dann könnte man nachträglich die Studienberechtigung und alle Hochschulabschlüsse gleichzeitig annullieren.

     

    Aber ich befürchte, dass das ein Traum bleiben wird.

  • TE
    Thomas Ebert

    Der Ruf nach externen Gutachtern erstaunt mich. Die "Doktor"-arbeit ist öffentlich zugänglich. Ebenso die angegebenen Quellen. Somit kann sich jeder selbst ein Urteil zu Qualität des gezeigten machen. Und wer nach der Beschäftigung mit dieser Arbeit diese für würdig hält, kann sich bitte melden.

    Ein anderes Problem ist die ganze Prozedur der Promotionen. Hier sollten zum einen nur Personen zugelassen werden, die

    a) sehr gute Diplom/Master- Abschlüsse vorweisen, und

    b) ihre Eignung für Forschungsaufgaben nachweisen müssen.

    Zum anderen ist im Namensrecht die Führung von Titeln abzuschaffen. Damit würde der Anreiz, außerhalb der Forschungslaufbahn zu promovieren, deutlich sinken.

    Gerade in den "Eierkopf"-Fächern gingen dann die Promotionszahlen drastisch nach unten. Dann hätten dann die Damen und Herren Professoren auch genug Zeit zur Betreuung der verbliebenen Doktoranden.

  • MS
    Martin Schmidt

    Ja, das mit der Verjährung... Der gute neutrale Politikwissenschaftler Patzelt , der zufällig bei der CDU ist.

  • W
    Wolfram

    Frau Schavan ist unehrenhaft aus dem Kreis der Akademiker ausgeschieden. Aber warum sollte sie denn zurücktreten? Das würde ja implizieren, dass im Kreis derer, die auf der Regierungsbank Platz genommen haben, so etwas wie Anstand, Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit oder Authentizität eine Rolle spielen würde. Oder dass man als Minister in dieser Regierung Qualitäten wie wissenschaftliches Denken, differenzierte Betrachtungsweisen oder höhere sprachliche Ausdrucksformen vorweisen können müsste. Aber diese Qualitäten sind für ein Regierungsamt völlig entbehrlich, wenn nicht sogar hinderlich. Soll sie doch auf ihrem Posten bleiben, sie verkörpert hervorragend den Geist ihrer christlichen Partei, ventiliert Neusprech-Blasen im Geiste ihrer Chefin und liest ab und an mal eine Rede ab, die irgendein neoliberaler Schreiber für sie formuliert hat. Bevor noch einer auf diesen Posten nachrückt und seine Altersbezüge auf unsere Kosten kräftig aufbessert, schlage ich vor, Frau Schavan damit zu bestrafen, diesen Posten bis zum bitteren Ende weiter besetzen zu müssen. Das "Ansehen" ihres Amtes, da pfeif´ ich doch drauf!

  • KC
    Kater Carlo

    Herrlich in den Nachrichten zu sehen, wie Frau Schavan zu 99% dasselbe erzählt hat wie damals zu Guttenberg. Frau Schavan, ich hätte da eine wunderbare Immobilie in den USA für Sie.

  • H
    horsti

    doktortitel behalten wäre o.k. es waren insgesamt nur zwei eindeutige plagiate. eine herabstufung auf die note 4 hätte genügt.

     

    als ministerin bleibt sie untragbar. wer so schlampig arbeitet sollte nicht wissenschaftsminister sein.

  • B
    Bildzeitungsniveau

    Überschrift: "Wissenschaftler stützen Schavan"

    Zweiter Satz: "Die Meinungen gehen weit auseinander."

  • R
    reorient

    Die Ueberschrift ist irritierend, da sie leicht den Eindruck erweckt, der Titelentzug basiere auf einer parteipolitischen Entscheidung waehrend die Wissenschaft hinter Schavan stehe. Es sind einige Wissenschaftler, nicht alle, wohl auch nicht die Mehrheit, eher eine bestimmte Gruppe, die hier auf unlautere Weise den Eindruck zu erwecken versucht, fuer die Wissenschaft an sich zu sprechen. Wissenschaftler und Wissenschaftsorganisationen, die sich mit Schavan solidarisch erklaeren, sollten sich fragen, inwiefern sie sich ueberhaupt noch als legitime Vertreter von "Wissenschaft" bezeichnen duerfen, wenn (partei)politische Erwaegungen und persoenliche Sympathien und Abhaengigkeiten bei ihnen so offensichtlich vor sauberer wissenschaftlicher Arbeitsweise rangieren.

  • G
    Gerhard

    Immer wieder der dumme Einwand der Verjährung

     

    Es geht nicht um Strafrecht, soweit strafrechtliche Vorschriften durch die damalige Doktorarbeit verletzt wurden (Urheberrecht und möglicherweise Betrug) ist es tatsächlich längst verjährt. Doch egal, was man sich als Titel, beruflichen oder schulischen Abschluss oder Lizenz (beispielsweise den Führerschein) erschlichen hat, sobald klar ist, dass etwas nicht rechtmäßig erworben wurde, muss es aberkannt werden, dafür gibt es keine Verjährung. Ebenso wenig wie es eine Verjährung für Schwarzbauten oder unrechtmäßig erworbenes Eigentum gibt.

     

    Ansonsten, Geschichte wiederholt sich. Ebenso wie im viel dreisteren Fall eines bayerischen Freiherrn wird die Reputation der betreffenden Person weniger durch eine frühere, unrühmliche Tat beschädigt als vielmehr durch den Versuch, die damalige Tat zu verharmlosen. Es wird also noch nicht einmal den Hauch von Reue gezeigt, das ist es, was man mit diesen Leuten wirklich vorwerfen kann. Nahezu jeder begeht mal eine Jugendsünde, der Unterschied ist, ob man sie bereut oder leugnet und verharmlost.

     

    Für mich sind diese gescheiterten Politiker wegen ihrer Leugnung absolut untragbar. Und ebenso die Leute, die ihnen als Vorgesetzte dennoch volles Vertrauen aussprechen oder als sich Partei die Leugnung zu eigen machen. Anstand sucht man in einer Partei, die sich auf angebliche christliche Werte beruft, offensichtlich vergebens.

  • HO
    Hotel Ostoria

    14:0 gegen Schavan bei einer Enthaltung

     

    "Schavan sei angehört worden, der Fakultätsrat habe alle Sachverhalte ausführlich diskutiert, sagta Bleckmann. In geheimer Abstimmung sei das Germium mit 14 Ja-Stimmen und einer Enthaltung zu seinem Entschluss gekommen. „Die Ratsmitglieder werden sich in den nächsten Wochen intensiv mit den Unterlagen des Promotionsausschusses und der Stellungnahme der Betroffenen auseinandersetzen“, so der Dekan weiter...."

     

    Quell: Focus

     

    14:0 – deutlicher geht`s nicht.

  • M
    Michael

    Ich habe mir gerade die Plagiatsdokumentation von schavanplag angesehen.

    Wenn einen bereits die schiere Menge an Plagiaten entsetzt, so erscheint es bei dem Ausmaß an Umformulierungen denn auch ausgeschlossen, dass dies aus Flüchtigkeit geschehen sein kann.

    Jeder, der jetzt Partei für Frau Schavan ergreift, hat dieses Dokument entweder nicht zur Kenntnis genommen, oder er hat sich entschieden, es zu ignorieren.

    Jeder, der die Plagiatsdokumentation ernst nimmt, kann nur zu einem Schluss kommen:

    Aberkennung des Dr. und Rücktritt!

    An den Inhalten der Plagiatsdokumentation wird sich schließlich auch dann nichts ändern, wenn es Frau UnDr. Schavan gelingt, der Uni Düsseldorf Verfahrensfehler nachzuweisen.

  • W
    Weinberg

    Der Präsident der Berliner Humboldt-Universität, Jan-Hendrik Olbertz, sollte sich vorrangig seiner DDR-Vergangenheit stellen, denn da gibt es noch einige Fragen ...

  • D
    Detlev

    Ich glaube, dass Helmut Schwarz gar nicht weiß, was er da gesagt hat: „Eine Ministerin muss man nach ihrer Kompetenz und Leistung beurteilen.“

     

    Die Dissertation war eben genau das: Ein Nachweis über Kompetenz und Leistung, eine Eintrittskarte in den Stand der Akademiker, nun ist genau dies aberkannt worden. Kein Mensch hat Annette Schavan zur Dissertation und zur politischen Karriere gezwungen. Sie hat sich das selber ausgesucht und das schafft eben solche Situationen, denn öffentliche Ämter erzeugen eben Öffentlichkeit.

  • G
    George

    Warum wohl stärken Schavan gerade all die den Rücken die indirekt von ihr abhängig sind...

    Ich verstehe auch die Einmischung von außen nicht. Die Uni Düsseldorf kann autonom bestimmen und braucht daher auch keine externe Gutachter oder Ratschläge. Aber scheinbar will man hier den Täter zum Opfer machen.