Reaktionen auf Coronavirus in Sachsen: Kaum Spielräume
Das Bundesland Sachsen regelt den Ausgang besonders streng, um Corona zu bekämpfen. Aber auch wirtschaftliche Hilfen laufen bereits an.
So ist beispielsweise die so genannte Zweipersonenregel nicht mehr aufgeführt. Sie besagt, dass man sich in der Öffentlichkeit höchstens mit einer weiteren, nicht zum Haushalt gehörenden Person treffen und bewegen darf. Grundsätzlich wird „das Verlassen der Unterkunft ohne triftigen Grund untersagt“.
Die aufgezählten Ausnahmegründe lassen dem Einzelnen über existenzerhaltende Wege hinaus kaum noch Spielräume. Private Besuche von Ehe- und Lebenspartnern, von Kranken und Hilfsbedürftigen außerhalb von Einrichtungen und die Wahrnehmung des Sorgerechts sind aber weiterhin möglich.
Vom Besuchsverbot in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen gibt es nur noch wenige Ausnahmen. Beerdigungen werden auf einen engsten Familienkreis von maximal 15 Personen beschränkt. Sport und Bewegung an der frischen Luft sind nur noch „im Umfeld des Wohnbereichs“ gestattet. Den Kleingarten darf man mit höchstens einer Person aus dem Wohnumfeld gemeinsam aufsuchen. Gruppenbildungen von mehr als fünf Personen sind generell untersagt.
Dresden gleicht einer Geisterstadt
Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) wollte am Montag im ARD/ZDF-Mittagsmagazin aber nicht von einem Ausgangsverbot, sondern von „Beschränkungen“ sprechen. Bürgermeister und Landräte hätten sich eine einheitliche Regelung gewünscht. Er begründete die erneute Verschärfung mit dem in Sachsen besonders hohen Altersdurchschnitt und mit dem zu laschen Umgang der Bevölkerung mit den bislang geltenden Regeln.
Nach Angaben des sächsischen Innenministeriums kontrollierte die sächsische Polizei bereits am Sonntag etwa 100 öffentliche Plätze. Den Verweisungen von Spiel- und Sportplätzen oder der Aufforderung zur Gaststättenschließung sei in allen Fällen nachgekommen worden. Zur „Anwendung unmittelbaren Zwangs“ habe kein Anlass bestanden.
Tatsächlich gleicht beispielsweise die Landeshauptstadt Dresden weitgehend einer Geisterstadt. Hier waren parallel mit dem thüringischen Jena bereits am Freitag vergleichbar scharfe Kontaktbeschränkungen in Kraft gesetzt worden wie jetzt auf Landesebene. Diese sollen vorerst bis zum 5. April gelten. Bei konsequenter Einhaltung sieht Innenminister Roland Wöller (CDU) in sieben bis zehn Tagen „Licht am Ende des Tunnels“.
Sachsen ist auch bei der wirtschaftlichen Hilfe für Kleinstunternehmen, Selbständigen und Freiberuflern schneller als der Bund. Mit Wochenbeginn können diese bei der Sächsischen Aufbaubank Unterstützungsanträge bis 50.000 Euro im Rahmen eines in der Vorwoche beschlossenen Landesprogramms stellen. Die mindestens drei Jahre tilgungsfreien Darlehen können in begründeten Notfällen auch völlig erlassen werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Anbrechender Wahlkampf
Eine Extraportion demokratischer Optimismus, bitte!
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos