Reaktionen auf Castros Tod: Gemischte Gefühle
Fidel Castro stürzte einen Diktator und baute ein sozialistisches Kuba auf. Sein Tod scheidet die Geister. Die einen sind bestürzt, andere reagieren erleichtert.
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Mehrere Staatspräsidenten, darunter auch Russlands Präsident Wladimir Putin, bedauerten den Verlust eines Freundes für ihre jeweiligen Länder. „Fidel Castro war ein ehrlicher und verlässlicher Freund Russlands“, schrieb Putin in einem Telegramm. Die Sowjetunion war bis zu ihrem Zusammenbruch Ende 1991 Kubas wichtigster politischer und wirtschaftlicher Partner.
US-Präsident Barack Obama reichte Kubas BürgerInnen zum Tod von Revolutionsführer Fidel Castro symbolisch die „Hand der Freundschaft“. Die Geschichte werde zeigen und darüber urteilen, welch „enormen Einfluss diese einzelne Person auf die Menschen und die Welt um ihn herum“ hatte, erklärte Obama am Samstag. Sein Amtsnachfolger Donald Trump äußerte sich knapper. Auf Twitter schrieb er zunächst lediglich: „Fidel Castro ist tot.“ Später legte er in einer Mitteilung nach und bezeichnete den Verstorbenen als „einen brutalen Diktator, der sein eigenes Volk fast sechs Jahrzehnte unterdrückt hat“.
Der französische Staatspräsident François Hollande bezeichnete Castro als „eine Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts“ gewürdigt. Er habe die kubanische Revolution mit ihren Hoffnungen und Enttäuschungen verkörpert, erklärte Hollande am Samstag in Paris.
Kubas Revolutionär
Von politischen Dissidenten war zunächst noch keine Reaktion bekannt. Kubas sozialistische Regierung rief eine neuntägige Staatstrauer aus. Dort, wo Fidel Castro die ersten Revolutionsversuche unternahm, soll der legendäre Revolutionsführer und Ex-Präsident auch bestattet werden: Die Beerdigung ist für den 4. Dezember in Santiago de Cuba im Osten der Karibikinsel geplant, wie die Regierung weiter verkündete. Castro war in der Nähe von Santiago aufgewachsen und hatte 1953 mit Mitstreitern die Moncada-Militärkaserne zu stürmen versucht.
Sein Leichnam soll auf seinen Wunsch hin verbrannt werden. Unklar blieb zunächst, wann genau das geschehen soll. Für den Dienstag ist eine Abschiedszeremonie auf dem Platz der Revolution in Havanna geplant, wo Castro so einige seiner meist stundenlangen Reden gehalten hatte. Am Mittwoch wird die Urne den Angaben zufolge dann von Havanna aus auf die Reise nach Santiago de Cuba geschickt – auf der umgekehrten Route, die Castro 1959 mit seiner Revolutionsarmee genommen hatte.
Indiens Präsident Pranab Mukherjee, Mexikos Enrique Peña Nieto und Amtskollege Salvador Sánchez Cerén aus El Salvador äußerten sich über Twitter betrübt über den Tod eines Freundes und Kameraden. Irans Präsident Hassan Ruhani würdigte Castro als einen „unermüdlichen Kämpfer“ für die Unabhängigkeit Kubas und Latein Amerikas.
Auch US-Generalsekretär Ban-Ki Moon kondolierte. In einer am Samstag in Genf verbreiteten Erklärung sprach Ban dem kubanischen Volk sowie Castros Familie sein Mitgefühl aus und sicherte den Kubanern die Unterstützung der Vereinten Nationen zu.
In Miamis kubanisch geprägtem Stadtteil „Little Havanna“ gingen Exilkubaner auf die Straße und schlugen vor Freude mit Löffeln auf Töpfe, Autos fuhren hupend die Straße „Calle Ocho“ entlang. „Es ist eine Tragödie“, sagte indes die 22-jährige Dayan Montalvo zum Tod von Castro. „Wir sind alle mit ihm aufgewachsen. Ich fühle mich richtig verletzt durch die Nachricht, die wir gerade hören“.
Der Revolutionsführer hatte nach dem Sturz von Diktator Fulgencio Batista 1959 auf der Karibikinsel einen Kommunismus im sowjetischen Stil eingeführt. Während seiner fast 50-jährigen Regierungszeit widerstand er auf der Insel nur 90 Meilen vom US-Staat Florida entfernt dem Druck von zehn US-Präsidenten. 2008 übergab er die Präsidentschaft aus gesundheitlichen Gründen an seinen Bruder Raúl, nachdem dieser sie bereits 2006 nach Castros offenbar schwerer Darmoperation provisorisch übernommen hatte.
Fidel Castro starb im Alter von 90 Jahren in Havanna. Seinen Tod verkündete sein jüngerer Bruder und derzeitiger Staatspräsident Raúl Castro am späten Freitagabend sichtlich bewegt im staatlichen Fernsehen. Castros Kuba wurde auch immer wieder mit Vorwürfen von Verletzung der Menschenrechte konfrontiert.
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