Reaktionen auf Angriffe in Saudi-Arabien: Trump verdächtigt den Iran
Der Konflikt zwischen Teheran und Washington spitzt sich weiter zu. Trump betont aber, dass die USA keinen Krieg mit dem Iran wollen.
Die Angriffe am Samstag hatten die Sorge vor einer militärischen Eskalation im Nahen Osten befeuert und den Ölpreis in die Höhe getrieben. Deutschland, Russland und China riefen alle Beteiligten am Montag zu Besonnenheit auf. Die Lage ist ohnehin angespannt: Seit der einseitigen Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran durch die US-Regierung vor gut einem Jahr hat sich der Konflikt zwischen Washington und Teheran immer weiter verschärft.
Einige Mitglieder der US-Regierung hatten den Iran für die Drohnenangriffe direkt verantwortlich gemacht – zum Beispiel Außenminister Mike Pompeo. So deutlich wurde Trump am Montag nicht. „Wir müssen definitiv herausfinden, wer es getan hat“, sagte er. Die Untersuchungen dauerten an. „Ich will mit niemandem Krieg.“ Die Vereinigten Staaten seien aber auf einen Konflikt vorbereitet. „Das war ein sehr großer Angriff. Er könnte von unserem Land sehr leicht mit einem viel, viel größeren Angriff erwidert werden.“
Von Trump waren unterschiedliche Signale gekommen. Erst am Sonntag schrieb er auf Twitter, die USA stünden „Gewehr bei Fuß“, warteten aber noch auf die saudische Bestätigung, dass der Iran für die Angriffe verantwortlich sei. Die US-Regierung versuchte in der Folge vor allem dessen Äußerung zu „Gewehr bei Fuß“ zu entschärfen. Später twitterte Trump, die USA benötigten kein Öl aus dem Nahen Osten, würden aber ihren Verbündeten helfen.
Teheran weist Vorwürfe als absurd zurück
Wie ernst die Lage war, zeigte am Montag auch ein Treffen im Weißen Haus: Dort wurde Trump von führenden Mitarbeitern aus dem Pentagon über die Situation unterrichtet, wie Verteidigungsminister Mark T. Esper auf Twitter erklärte. Esper warf dem Iran vor, die internationale auf Regeln basierende Ordnung zu „untergraben“.
Der iranische Präsident Hassan Ruhani verteidigte die Angriffe aus dem Jemen gegen Ziele in Saudi-Arabien. Zu Vorwürfen der USA, dass der Iran an den Drohnenangriffen auf die größte Ölraffinerie in Saudi-Arabien beteiligt gewesen sei, äußerte sich Ruhani nicht. Schon zuvor hatte das Außenministerium in Teheran die Vorwürfe als absurd zurückgewiesen.
„Weil die US-Politik des maximalen Drucks auf den Iran gescheitert ist, sind die Amerikaner nun auf die der maximalen Lügen umgestiegen“, sagte Außenamtssprecher Abbas Mussawi. Was im Jemen passiere, sei einfach nur der Widerstand der Jemeniten „gegen die Kriegsverbrechen der von den Saudis angeführten Militärkoalition“ – und die Jemeniten hätten ein Recht darauf, „sich gegen die Vernichtung ihres Landes zu wehren“.
Am Wochenende hatten sich die Huthi-Rebellen im Jemen zu den Angriffen bekannt. Saudi-Arabien führt ein Militärbündnis an, das die Huthis im Jemen unter anderem mit Luftangriffen bekämpft. Das sunnitische Königreich sieht in den Rebellen einen engen Verbündeten seines schiitischen Erzrivalen Iran. Die Huthis greifen Saudi-Arabien regelmäßig mit Drohnen und Raketen an. Vertreter der US-Regierung erklärten Medienberichten zufolge, die Angriffe vom Wochenende seien so komplex gewesen, dass die Huthis sie nicht allein hätten ausführen können.
Wieder Debatte über Rüstungsexporte
Saudi-Arabien kündigte an, die Vereinten Nationen und internationale Experten einladen zu wollen, sich an den Ermittlungen zu beteiligen. Das Außenministerium in Riad erklärte – wie auch zuvor ein saudischer Militärsprecher –, bei den Bombardierungen am Samstag seien iranische Waffen benutzt worden. Ziel der Angriffe sei in erster Linie die internationale Energieversorgung gewesen. Der saudische Ölkonzern Aramco habe rund die Hälfte der Produktion stoppen müssen.
Seit den Angriffen am Samstag ist der Ölmarkt im Ausnahmezustand. Die Ölpreise stiegen am Montag so stark wie seit Jahrzehnten nicht. Sie schnellten zunächst um fast 20 Prozent nach oben. Später schwächte sich der Anstieg etwas ab.
In Deutschland fachten die Angriffe die Debatte über eine Wiederaufnahme von Rüstungsexporten nach Saudi-Arabien an. Die Grünen im Bundestag lehnen eine aus der Union geforderte Wiederaufnahme von Rüstungsexporten in das Königreich ab.
„Es ist aberwitzig, angesichts der Eskalation im Golf die Risiken dort mit weiteren Rüstungsexporten noch mehr zu erhöhen“, sagte die Grünen-Verteidigungspolitikerin Agnieszka Brugger der Deutschen Presse-Agentur. An der Menschenrechtssituation in Saudi-Arabien und dem blutigen Krieg im Jemen habe sich nichts geändert. Ein deutscher Rüstungsexportstopp nach Saudi-Arabien läuft am 30. September aus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann