Razzia bei Rechtsextremen in Thüringen: Party, Politik und Business von rechts
Die Polizei durchsuchte eine rechte Gaststätte bei einem Kader in Kloster Veßra. Der ist gut vernetzt und lässt sich nicht einschüchtern.

Die Durchsuchung hatte die Staatsanwaltschaft Meiningen wegen Verdachts auf Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen angeordnet. Frenck, der für das rechtsextreme „Bündnis Zukunft Hildburghausen“ im Kreistag sitzt, soll auf Facebook Hakenkreuzbilder gepostet haben. Seine Einstellung hat der 27-jährge ehemalige NPD-Aktivist bisher auch kaum verschleiert.
Der gelernte Koch betreibt neben der Gaststätte den Internetversand „Druck18.de“. Die Zahl dürfte kein Zufall sein, steht sie doch als Szenecode für A und H – Adolf Hitler. Im Angebot finden sich nicht nur ein rosa Baby-Bodie „Kleine Germanin“, ein Frauen-Top „I love NS“ oder ein T-Shirt (im Versand „T-Hemd“ genannt) „Refugees not welcome“. Schon das angekündigte Wettessen offenbart wie Frenck Party, Politik und Geschäftemachen vereint. Er sei jemand der Leute gewinnen kann, sie einbindet und vernetzt, sagt Heerdegen. Im nahen Suhl habe denn auch Frenck den Pegida-Ableger „Sügida“ maßgeblich mit angeschoben. Bis zu 1.000 vermeintliche Retter des Abendlandes marschierten teilweise auf. Nach dem neunten Marsch erfolgte die Umbenennung in Thügida, die schon in mehreren Städten demonstrierte.
Im Dezember vergangenen Jahres konnte Frenck den „Goldenen Löwen“ in der 300-Einwohner großen Gemeinde erwerben – für 80.000 Euro. Schnell wurde die einzige Gaststätte in dem Ort zu einem der Szenetreffs. Kameradschaftsanhänger und Rechtsrockmusiker kehrten dort ein, die Partei „Die Rechte“ richtetet eine Saalveranstaltung aus, Openair– und Livekonzerte fanden statt. Einer der Stars des Szene der Sänger der verbotenen Band „Landser“, Michael Regener trat mit seiner neuen Band „Die Lunikoff-Verschwörung“ auf.
Der Landkreis Hildburghausen versuchte, die Gaststätte zu schließen, weil die Sickergrube für das Abwasser nicht den gesetzlichen Vorgaben entsprechen würde. Vor dem Verwaltungsgericht Meinigen konnte Frenck im August aber einen Vergleich erzielen. Die Gaststätte darf er weiter betreiben. Nur für das Abwasser musste er zusichern, einen mindestens zwölf Kubikmeter fassenden Sammelbehälter aufzustellen.
Der Preis bei dem Chilli-Wettessen: Ein 100 Euro Gutschein für eine Szenemodemarke.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?