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Rauswurf des Bundespolizei-ChefsEin „einmalig würdeloser Vorgang“

Der Ex-Chef der Bundespolizei ist über seinen Rauswurf nicht erfreut und holt kräftig in Richtung Innenminister aus. Seine Versetzung sei „beschämend“.

Sehr unerfreut: Matthias Seeger war bis zum Wochenende Chef der Bundespolizei. Bild: dapd

BERLIN taz | Seit Montag ist der bisherige Chef der Bundespolizei, Matthias Seeger, nun auch offiziell seinen Job los. Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) bestellte ihn ein – und warf ihn raus. Doch weil Seeger die Art und Weise, wie Friedrich ihn in den vorzeitigen Ruhestand versetzte und zugleich seine beiden Stellvertreter mit absägte, nicht witzig fand, trat er noch mal kräftig nach.

Seeger wählte dafür das passende Nachtreterblatt, die Bild. „Das ist unehrenhaft und geradezu beschämend“, sagte er zu seinem Rauswurf. Für ihn sei das Ganze ein „einmalig würdeloser Vorgang“. Auch bei den Polizeigewerkschaften und der Opposition im Bundestag war der Schritt zuvor auf Unverständnis gestoßen.

Bundesinnenminister Friedrich wollte allerdings auch am Montag nicht sagen, warum genau er zum jetzigen Zeitpunkt die komplette Spitze der rund 40.000 Mann und Frau starken Bundespolizei rauswirft. „Es ist sein gutes Dienstrecht, Personal ohne Angabe von Gründen zu entlassen oder umzusetzen“, sagte sein Sprecher dazu.

Als einer der möglichen Gründe war in den vergangenen Tagen immer wieder kolportiert worden, Seeger habe besondere Beziehungen zu Sicherheitsbehörden des autoritär regierten Weißrusslands gezeigt. Diese Vorwürfe nannte Seeger selbst nun „kompletten Unfug“. Er bestätigte zwar, bis vor zwei Jahren Kontakte zur weißrussischen Polizei gehabt zu haben. Dabei sei es um Fragen der Grenzsicherung gegangen, was vom Innenministerium aber ausdrücklich gebilligt und gewünscht gewesen sei. „Als sich das Land mehr und mehr zu einer Diktatur entwickelt hat, haben wir die Kontakte abgebrochen“, sagte Seeger.

Aus Regierungskreisen hieß es am Montag, es habe keinen einzelnen konkreten Anlass gegeben, die Spitze der Bundespolizei auszutauschen. Vielmehr habe sich über Monate hinweg die Unzufriedenheit mit Seeger und seinem Vize angestaut, sodass eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht mehr für möglich gehalten worden sei.

Fest steht, dass Friedrich mit Dieter Romann nun einen loyalen Beamten aus seinem eigenen Ministerium ins Bundespolizeipräsidium nach Potsdam schickt, wovon er sich offenbar erhofft, die Behörde stärker kontrollieren zu können. Nun muss nur noch das Bundeskabinett am Mittwoch die Personalie billigen.

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4 Kommentare

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  • L
    lowandorder

    " Vom Kaiserhof zur Reichskanzlei" - so titelte der andere zu kurz gekommene, der Reichsklumpfuß schwer fortschrittlich seine Tagebücher, in denen er, vor allem aber der Chef, die Reichsschnotterbremse, die Hauptrolle spielten.

     

    Diese Sprache glaubte man überwunden.

    Siehe da, es geht auch anders.

    Ad fontes, zu den Quellen, aber hallo!

    Denn bei IMI Friedrich und seiner Bullerei, da ist Preußens Gloria in Seppelhosen sowas von angesagt, sowas von retro, da fehlt noch die abgekehrt zu tragende Armschwäche. Die geistige ist dafür um so schöner.

     

    „Es rollen einfach Köpfe…" "…einfach geschasst“,

    "Das ist unehrenhaft und geradezu beschämend“, tönt's zum Rauswurf in LÜGT; das Ganze ein „einmalig würdeloser Vorgang“.

    Ham ses nich n bißchen kleiner?

    I-wo. Aber diese Sprache der müffelnden Staubwolken kennen wir doch!? Ja - genau!  Man sieht die aufgedrehten Bartspitzen des 'Es ist erreicht' - förmlich zittern; wie die Epauletten - die Pickelhaube etwas verrutscht.

     

    Tja, da hat man sich zum politischen Beamten hochscharwenzelt, Hacken zusammengeschlagen, immer auf tadellosen Uniformsitz und Haarschnitt geachtet, sich standesgemäß verheiratet, immer von ' der Truppe' schwadroniert ( wie der Minister ja auch belieben ), sich eine am oberen Rand angesiedelte Pension gesichert und dann sowas.

    Genau - einfach würdelos.

     

    Vor allem: wat nu? LÜGT, WELT etc, das is ja schnell vorbei. Die nächste Sau schmatzt schon vor sich hin.

    Immer bei Muttern rumhängen?

    Schützenverein - allein? isses ja auch nich.

    Tja, das sind so Proplemchen.

     

    Wie? -  ja ich hör's jetzt auch, das Säbelrasseln; ja - gewiß, das Sporenklirren braucht noch Übung.

    Aber da - ja da läuft er - öh, auf.

    Unser geliebter IMI Fridericus Rex

    ( man stelle sich vor, er hieße auch noch Wilhelm!? nein, das wär zu viel des Guten; wie sagte doch Woody Allen: was ich hier mache? - das ist so geheim, das ich das selber nicht weiß).

     

    Ja, das ist gelernt, das sitzt, das hat Schmiß, die Haare etwas zerlockt; gewiß in die Hosen des Herrn von Bredow muß er noch reinwachsen; aber die randlose Brille - sehr instant-intelell ! - nein, er spricht nicht;

    nein - er läßt - denn das Gute liegt so nah - er läßt schnarren:

     

    „Es ist sein gutes Dienstrecht, Personal ohne Angabe von Gründen zu entlassen oder umzusetzen“, sagte sein Sprecher - fast wie 1912; das kennt Verwandten - und bald auch keine Parteien mehr.

     

    Ja-a-ha, so geht das.

    Kaiser Wilhelm war schließlich auch son Dünnmann; SM mußte auch zweimal durch die Tür gehen.

     

    Genau. Und weggetreten. Man hört noch die Hacken der Truppe klacken.

    Und a Ruh is. Der Pöbel schweigt.

     

    ( Wie? - nein an Polizeikoppel - 'Gott mit uns' - ist - derzeit - nicht gedacht.

    Nein, nach all den Jahren der Systemzeit gilt es, die Truppe nicht zu überfordern. Das muß von sich heraus wachsen. Ja - ganz zuversichtlich, das wird. - gut, daß die Seppelhosen eher erdfarben sind - ja! hat ja auch Vorbilder: Napoleon rote, Schickelgruber braune!.)

  • V
    vantast

    Ein real existierender "Christ"-Demokrat eben.

  • BB
    Bugs Bunny

    Hi,

     

    "'Das ist unehrenhaft und geradezu beschämend', sagte er zu seinem Rauswurf. Für ihn sei das Ganze ein 'einmalig würdeloser Vorgang'."

     

    Tja, so ist das mit der Polizei manchmal.

     

    Best regards

  • P
    parteilos

    Herr Seeger, meines Wissens hat das Bundesverfassungsgericht das Bundeswahlgesetz für grundgesetzwidrig erklärt.

    Demnach sind Abgeordnete wie Regierung und Minister rechtswidrig im Amt.

    bin das Volk - wir sind der Staat; Sie sind Chef eines Organs meiner Selbstverwaltung.

    Wo ist oder bleibt die Staatsgewalt, mich wie Sie vor der Unterwerfung unter fremde Botmäßigkeit (pathologischer Größenwahn und akuter Schwachsinn) zu bewahren?

    Soweit ich der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts verstehe, ist die Bundestagswahl ungültig.

    Ein Volksvertreter hätte nach Recht und Gesetz gehandelt und das Mandat niedergelegt, um das Ergebnis der Wiederholungswahl abzuwarten, weil alles andere nichtig wäre.

    Ich bitte Sie, den Chef des BKA , nicht mich und meinesgleichen auf´s Korn zu nehmen, und mutmßlich nichtige Entscheidungen nicht ernst nehmen zu wollen, sondern diejenigen an den Pranger zu stellen, die mir bei der Wahl 2. Stimmen abfordern, obwohl ich nach Recht und Gesetz nur eine gültige (1) Stimme habe.

     

    Grundgesetzkonforme Wahlen schließen Überhangmandate gänzlich aus. Wer glaubt, aus einer grundgesetzwidrigen Wahl Rechte oder gar Ansprüche ableiten zu können, vertritt zweifellos Partei und nicht das Volk. Offensichtlicher Verstoß gegen Art. 38 Abs. 1 GG.

     

    X merkN: mit 2 X X sind die gar Nichts, solange ich me1ne Stimme nicht selbst entwerte.