Rassistisches Logo der Cleveland Indians: Bye-bye Chief Wahoo!
Die Cleveland Indians werden 2019 ihr Logo ändern – nach langem Protest gegen das von vielen als rassistisch empfundene Emblem des Baseballklubs.
Rational ist die Sache ganz einfach: Die Trikots und das Stadion der Cleveland Indians ziert seit Jahrzehnten ein Logo, das viele Menschen als rassistisch, diskriminierend, veraltet und beleidigend empfinden. Also: Weg damit.
Dem haben sich nun auch die Eigentümer des Baseballklubs angeschlossen. Ab 2019 werden die Trikots nicht mehr von Chief Wahoo geziert, dieser stereotypen Indianerkarikatur mit roter Haut und Federschmuck.
Allerdings brauchten die Besitzer der Cleveland Indians dafür den Druck der Liga: Es war Rob Manfred, der Chef der Major League Baseball (MLB), der Paul Dolan, den Geschäftsführer der Indians, gedrängt hatte. „Ich begrüße es, dass Paul Dolan anerkannt hat, dass die Entfernung des Logos zum Beginn der Saison 2019 der richtige Weg ist“, ließ Manfred mitteilen. Eine ziemlich rationale Entscheidung eben.
Nur gibt es dabei drei Probleme: Erstens halten die MLB und die Indians die Benutzung des Logos nur auf dem Feld für nicht angebracht. In den Fanshops in Cleveland und der näheren Umgebung im Bundesstaat Ohio wird es weiterhin Fanartikel mit Chief-Wahoo-Emblem geben. Wohl auch aus rechtlichen Gründen; würden die Indians das Logo nicht mehr benutzen, gälte der Markenschutz nicht mehr und andere könnten Artikel mit Chief Wahoo vertreiben, heißt es. Zweitens stellen diverse Kritiker die Frage: Warum ändern die Indians nicht auch ihren Klubnamen? Drittens ist eine rationale Entscheidung eben immer nur eine rationale Entscheidung. Genau daran stören sich viele Indians-Fans.
Denn rational wird den meisten schon klar sein, dass der 1947 zum Indians-Logo gewordene Comic-Indianer und der Vereinsname eigentlich längst Geschichte sein sollten. Doch emotional sind Logo und Vereinsname eben genau das: Geschichte. Sehr individuelle, lebendige Geschichte. Chief Wahoo hing in den Kinderzimmern vieler Fans, die mittlerweile seit Jahrzehnten zu ihren Indians pilgern. Liebe zu einem Sportklub lässt sich eben nie rational erklären. Genauso wenig wie die Liebe zu alten James-Bond-Filmen, obwohl diese voller Sexismus und rassistischer Stereotype sind.
Druck auf andere Klubs dürfte stärker werden
Aus dieser Irrationalität erwächst eben auch eine gewisse Blindheit oder – im schlechtesten Fall – Wut. Nicht umsonst mussten die Proteste von Native Americans, die seit Jahrzehnten zum Saisonauftakt und zu anderen wichtigen Spielen vor dem Progressive Field stehen, teilweise unter Polizeischutz stattfinden. Da versuchten dann Demonstranten, jenen Fans, die als Indianer verkleidet zum Spiel gingen, klarzumachen, dass das beleidigend sei.
Der Kampf im US-Sport ist wie ein Spiegel der Diskussionen in der Gesellschaft: Hier der Verweis auf Rassismus, dort die Rechtfertigung, das sei halt Tradition. Ein Erbe. Doch schon 2014, als auf dem Capitol Hill in Washington über Rassismus im Sport debattiert wurde, fragte Harry Reid, damals Senator aus Nevada: „Welche Tradition? Die Tradition des Rassismus.“
Nun dürfte der Druck auf andere Klubs noch stärker werden: Allen voran auf die Washington Redskins aus der Footballliga NFL, deren Name und Logo viele als die rassistischsten im US-Profisport ansehen. Doch sowohl deren Besitzer, der Trump-Unterstützer Daniel Snyder, als auch NFL-Chef Roger Goodell sehen bislang keinen Handlungsbedarf.
Doch damit stehen sie nun ziemlich allein.
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