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Rassismus und Sexismus im ZugAttacken auf Politikerinnen der Linkspartei

Attacke von Fußball-Fans: Nach einem Angriff auf die Abgeordnete Gökay Akbulut spricht die Linke von einer neuen Qualität von Angriffen im Wahlkampf.

Berlin, 11. Oktober: Gökay Akbulut spricht im Deutschen Bundestag Foto: dts-Nachrichtenagentur/imago

Karlsruhe taz | Am Wochenende sind zwei Politikerinnen der Linkspartei angegriffen und beleidigt worden. Am Samstagabend war die Bundestagsabgeordnete Gökay Akbulut im überfüllten Intercity von Heidelberg nach Stuttgart nach eigenen Angaben von Stuttgarter Fußballfans bedrängt und sexuell beleidigt worden. Nachdem sie einen Sitzplatz gefunden habe, sei sie mit hinter ihr sitzenden und AfD-Parolen grölenden Fußballanhängern in Konflikt geraten.

Die Abgeordnete gibt an, die Männer fotografiert und Aufnahmen von den rassistischen Gesängen gemacht zu haben. Daraufhin hätten diese eine Bierflasche nach ihr geworfen, die sie über dem linken Auge getroffen habe. Nach Angaben einer Sprecherin Akbuluts gab sich die Politikerin erst nach der Attacke als Bundestagsabgeordnete zu erkennen. „Es war offenbar ein rassistisch motivierter Angriff.“

Versuche einer Zeugin sowie der Zugbegleiterin des Wagens, die Aggression der Männer zu mäßigen, blieben erfolglos. Akbulut alarmierte noch während der Fahrt die Bundespolizei, die sie in Stuttgart in Empfang nahm.

Nach Angaben der Sprecherin Akbuluts hat die Bundespolizei Ermittlungen aufgenommen, Ergebnisse sind noch nicht bekannt. Der Abgeordneten gehe es gesundheitlich wieder so weit gut. Die Verletzungen hätten sich im Krankenhaus als nicht schwerwiegend herausgestellt.

Erklärung von VfB Stuttgart gefordert

Gökay Akbulut appellierte an Parteien: „Eine aufgeheizte gesellschaftliche Stimmung, in der Migration als das Übel aller Dinge dargestellt wird, macht solche Angriffe auf Menschen mit Migrationsgeschichte erst möglich“, erklärte sie auf Instagram.

Vom VfB Stuttgart forderte die 42-Jährige, zu klären, wie er mit „rechtsextremen Fans“ umgehen wolle. Politiker der eigenen Partei, aber auch der Grünen zeigten in Stellungnahmen unter dem Instagram-Post ihre Solidarität, darunter die Linken-Bundesvorsitzende Ines Schwerdtner und die grüne Bundestagsabgeordnete Emilia Fester.

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Ebenfalls am Wochenende wurde die Schweriner Linken-Bundestagskandidatin Amina ­Kanew in Neubrandenburg von Jugendlichen angegriffen, beleidigt und bedroht. Auch dabei soll eine Glasflasche gezielt geworfen worden sein, sie traf die Politikerin am Fuß. Nach Angaben der Linkspartei konnten die mutmaßlichen Täter von der Polizei bereits ermittelt werden. „Der Winterwahlkampf zeigt eine ganz neue Qualität an Bedrohungen und Angriffen“, erklärte die Landesvorsitzende der Linken in Mecklenburg-Vorpommern, Hennis Herbst.

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7 Kommentare

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  • Schlimm das Ganze, aber wohl kein Wahlkampf.

  • Mich beeindruckt es sehr, dass Gökay Akbulut gegen die rassistischen Parolen couragiert eingeschritten ist und die Gruppe alkoholisierter Männer nicht einfach gewähren ließ. Hoffentlich fand sie in anderen Mitreisenden auch solidarische Unterstützung.



    Doch das Problem sind meiner Ansicht nach nicht Fußballfans, sondern der Rassismus in den Köpfen. Wenn zu dem Rassismus auch noch der Alkohol enthemmt und toxische Männlichkeit sich in einer Gruppe aufschaukelt, ist eine solche Situation für alle Mitreisenden unkontrollierbar, aber besonders für migrantisch gelesene Menschen extrem gefährlich. Rassismus muss immer und überall bekämpft werden, aber für die Sicherheit der Fahrgäste muss die Deutsche Bahn sorgen!



    Und ja auch der VfB, wie jeder andere Verein auch, muss ein Konzept gegen Rassismus umsetzen und mit Leben füllen.

  • Diese ganze verlogene Debatte über Migration und Sicherheit führt ganz offensichtlich vor allem dazu, das das Leben für unsere migrantischen Mitbürger unsicherer wird. Wo bleibt da der Aufschrei der "bürgerlichen Mitte"?

    • @Andreas J:

      Die schreit doch schon... nur halt mit den Rechten.

  • Eine vernünftige Aufarbeitung über Nazis in der Fußballszene ist längst überfällig. Fast alle jüngeren Nazis die ich kenne, sind "die hard" Fußballfans/hooligans. Bei uns sind VFB neben AFD Aufklebern Standart. Was ist da los? Alles Gute an Gökay

  • Die Schnittmenge aus besoffenen Fußballfans, Nazis und Arschlöchern ist ziemlich groß. Für solche Fangruppen und vielleicht auch generell sollte es ein Alkoholverbot in Zügen geben, ansonsten bei Verfehlungen Beförderungsverbot.

    • @Axel Schäfer:

      Vielleicht versteht der Eine oder Andere auch nur ein Führerscheinverbot.



      Am liebsten wäre mir aber ein Gutschein für eine nachgeholte Sozialisierung.