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Rassismus und Polizei BerlinInakzeptables Verhalten

Im Innenausschuss war der aggressive Polizeieinsatz gegen eine syrische Familie Thema. Innenstaatssekretär Akmann: „Viele Dienstkräfte sind beschämt“.

Das betroffene Ehepaar aus Syrien( Mitte) bei einer Pressekonferenz der Linkspartei Foto: Andreas Rabenstein/dpa

Berlin taz | Die Kritik an dem rassistischen Polizeieinsatz war eindeutig. „Das Video zeigt sehr deutlich, dass sich der Beamte fremdenfeindlich äußert und verhält“, erklärte Innenstaatssekretär Torsten Akmann (SPD) am Montag im Innenausschuss. Der Vorfall werde lückenlos aufgeklärt, ein solches Verhalten sei „absolut inakzeptabel, so einen Polizeibeamten wollen wir nicht“.

Das in den sozialen Medien verbreitete Video zeigt, wie zwei Polizisten am 7. September in der Wohnung eines syrischen Ehepaars in Lichtenberg agierten. Grund des Einsatzes war die Vollstreckung eines Haftbefehls gegen den 30-jährigen Mann, der einen Strafbefehl über 750 Euro wegen Beförderungserschleichung nicht bezahlt hatte. Als sich dessen Ehefrau weigerte, das Zimmer zu verlassen, fuhr sie der Beamte Jörg K. an. „Das ist mein Land, und du bist hier Gast.“ Und kurz darauf: „Halt die Fresse …“

Der Beamte K. wurde nach Bekanntwerden des Videos in den Innendienst versetzt. Gegen ihn und den zweiten am Einsatz beteiligten Beamten seien sowohl strafrechtliche als auch disziplinarrechtliche Ermittlungen eingeleitet worden, sagte Polizeipräsidentin Slowik im Innenausschuss. Die Ermittlungen wegen Beleidigung und Körperverletzung im Amt werden vom Staatsschutz geführt.

Der Vorfall wurde im Innenausschuss unter dem Tagesordnungspunkt „Besondere Vorkommnisse“ abgehandelt. Dieser sieht nur Fragen, aber keine Aussprache vor.

Fragen der Linken-Abgeordneten zu einem früheren dienstlichen Vergehen von K. und daraus gezogenen Konsequenzen beantworteten Akmann und Slowik nicht. Ob die Polizei sich bei der Familie zu entschuldigen gedenke, wollte der Grünen-Abgeordnete Jian Omar wissen. Zunächst gehe es darum, den Vorfall umfassend aufzuklären, erwiderte die Polizeipräsidentin. Während der laufenden Ermittlungen würden keine Kontakte zu der syrischen Familie aufgenommen.

Der Innenstaatssekretär betonte, dass sich die Polizei Berlin von diesem fremdenfeindlichen Verhalten distanziere, „viele Dienstkräfte sind beschämt“. Es ärgere ihn aber, so Akmann, wenn die Polizei nun insgesamt an den Pranger gestellt und „ein Vergleich zu einem der dunkelsten Kapitel unserer Geschichte gezogen“ werde. Der Linken-Abgeordnete Ferat Kocak hatte am Samstag gesagt: „Wir haben in der Polizei nicht nur ein Problem mit Rassismus, sondern ein Nazi-Problem.“ Solche Vergleiche seien unerträglich, so Akmann.

Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) verwahrte sich am Montag in einer Presseerklärung gegen den Vorwurf des strukurellen Rassismus: Es handele sich um einen von Tausenden Einsätzen am Tag und die Worte eines von 26.000 Kollegen der Berliner Polizei.

In einem früheren Statement hatte die GdP gefordert, die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen das syrische Paar wegen unzulässigen Filmens des Einsatzes zu prüfen. Die Frage der taz dazu beantwortete die Polizeipressestelle am Montag so: Die abschließende Bewertung erfolge durch die Staatsanwaltschaft.

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6 Kommentare

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  • Notwendig ist eine internationale Konferenz zur Untersuchung der Polizeigewalt in Deutschland: eine öffentliche Fachtagung mit Berichten von Migrantinnen/ Geflüchteten, Drogendealern und Straßenjungen.



    - Wie finden die Übergriffe statt?



    - Wie nutzt die Polizei ihren Ermessensspielraum?



    - Welche Formen der Fixierung gibt es? - Wozu und wann Fixierung?



    Auf die Person knien und "I can‘t breath"- ersticken- eines der häufigsten Muster des Tötens.



    - Copculture



    - Befehlsstrukturen.



    Vergleiche zwischen den Länderpraxen Britain, France, USA, Spanien, Deutschland, Griechenland, u.a.



    - Formen polizeiunabhängiger Kontrollorgane der Polizei.



    Diese Konferenz sollte Vorschläge für eine Performance-Reform der Polizei vorstellen. Das heißt: Reviere in Randstadtteilen schließen ist keine Option.



    Die Polizisten sagen auf der Wache zu dem Anzeigewilligen: keine Zeit, gerade alle im Einsatz. Wo? Beim Drangsalieren von 12 Jugendlichen, die deshalb draußen sind, weil im Ramadan die Sonne spät untergegangen ist? Diese Selektivität der Polizeieinsätze umkehren!



    An der Uni Bochum gibt es den bekannten Forscher Tobias Singelnstein zum Thema Polizeigewalt.

  • was war nochmal der grund ...

    für den einsatz der polizeikräfte ?

    und, woran scheiterte die kooperation mit den vollzugsbeamten ?

  • "Während der laufenden Ermittlungen würden keine Kontakte zu der syrischen Familie aufgenommen."



    Warum auch? Zeugenbefragung in einer Ermittlung? Das würde ja an Arbeit erinnern, für die die Polizei angeblich da ist!

    • @Hannes Hegel:

      Zeugenbefragungen sind nicht gemeint.

      Lesen Sie sich die Passage noch mal durch.

      Es wurde nach einer Entschuldigung gefragt.

      Wäre schon peinlich, wenn die Polizeiführung sich entschuldigt und die Richter_innen später zu dem Schluss kommen, dass das alles gar nicht so wild war.

  • Einzelfälle also.

    Herr Akmann und die GdP machen hier (mal wieder) den Fehler "strukturelle Probleme" mit "Generalverdacht" zu verwechseln. Strukturelle Probleme sind solche mit der Struktur: Korpsgeist. Behinderung der Aufklärung. Mangelnde Unterstützung derer, die etwas ändern wollen. Alleinelassen der Polizist*innen mit sehr schwierigen Situationen (machen wir uns nichts vor, es ist ein harter Job).

    Dinge, bei denen eben die Chefs ranmüssten.

    Die lenken ab mit diesem Unsinn, vielleicht, weil sie nicht ranwollen.

    • @tomás zerolo:

      Vor wenigen Tagen sprach Bundeskanzler Olaf Scholz auf dem diesjährigen Bundeskongress der GdP in Berlin. Die derzeitigen Missstände (strukturelle Probleme) bei der Polizei - in mehreren Bundesländern - waren dem Bundeskanzler keine Erwähnung wert. Stattdessen übte sich der Kanzler gegenüber den anwesenden Polizistinnen und Polizisten in Harmonie. Wieder einmal wurde eine Chance vertan, die Probleme in der deutschen Polizei offen anzusprechen, um Lösungen herbeizuführen.



      Rede von Bundeskanzler Scholz anlässlich des Festakts beim GdP-Bundeskongress am 14. September 2022 in Berlin



      www.bundesregierun...-in-berlin-2126218