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Rassismus in den USADer Schrei verhallt

Eine Studentenverbindung grölt rassistische Lieder und filmt sich dabei. Nach kurzem Shitstorm wird sie aufgelöst, eine Debatte gibt es nicht.

Dass Alkohol Menschen verändert, weiß man. Was, wenn der Vollsuff gefilmt wird? Bild: imago/Ralph Peters

Ein Bus voller gut gelaunter Studenten. Direkt vor der Linse der Handykamera steht ein junger Mann. Er trägt Jackett und Fliege, singt am lautesten und reckt die geballte Faust in die Luft. Der ganze Bus skandiert mit ihm einen rassistischen Sprechgesang über dunkelhäutige Menschen.

Nur neun Sekunden dauert das Video, das eine Studentenverbindung der University of Oklahoma auf dem Weg zu einer Party zeigt. Nur wenige Stunden hat es gedauert, bis das Video über das Internet zum Aufreger wurde.

Was die Studenten auf ihrem Bustrip singen, ist alles andere als harmlos. Im Chor beleidigen sie dunkelhäutige Menschen und feiern, dass sie diese niemals in ihre Verbindung aufnehmen würden. Das Lied ist ohne Zweifel rassistisch und dafür gibt es keine Rechtfertigung. Aber was bringt der Shitstorm im Internet?

Das Netz differenziert nicht

Ob nur einfach dahergesagt oder tief sitzender Rassismus – das Netz differenziert nicht. Es lässt keinen Dialog auf Augenhöhe zu. Vielmehr soll der, der am Online-Pranger steht, büßen. Die totale Aufklärung wird suggeriert. Aber der Aufschrei im Netz dient weder einer ehrlichen Debatte noch dem kritischen Hinterfragen des eigenen Verhaltens. Eine kurze Empörung, vielleicht ein neues Hashtag – das war’s. Der Schrei verhallt, die Ursachen bleiben. An den wohl tatsächlich rassistischen Gedanken der Jugendlichen aus dem Bus wird sich dadurch nichts ändern.

Wer Fehler macht, soll die Konsequenzen im richtigen Leben tragen – im Gespräch mit seinem Umfeld. Und nicht nur schweigen. Die Studentenverbindung aus dem Video wurde unmittelbar aufgelöst. Dialog sieht anders aus.

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Anmerkung der Redaktion: In einer vorherigen Version des Texts konnte eine Passage missverstanden werden und wurde entsprechend geändert. Danke für den Hinweis der Kommentator_innen.

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3 Kommentare

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  • Hallo Herr Lohmaier,

     

    ihr Verständnis geht enorm weit und führt mich als Leserin von dem eigentlichen Thema, nämlich dem öffentlich gemachten rassistischen Gedankengut der Studenten, weg und hin zu der Frage, wie es den Studenten denn mit ihren (gefährlichen) Äußerungen nun so ergeht. Klar, sie lassen noch anklingen, dass der "pädagogische" Effekt des Anprangerns und des Shitstorms im Internet nicht nachhaltig genug sei, aber Frau Lefebvre bringt es in ihrem Kommentar absolut auf den Punkt, sie verfallen hier in eine Opfer-Täter-Verdrehung und lenken dadurch von der eigentlichen Problematik ab. Warum?

  • Verehrter Herr Lohmaier,

    habe die Ehre Ihnen hiermit die verdiente Mitgliedschaft im Verein zum Schutze jugendlich-leichtsinniger Rassismen anzutragen. Oberstes Ziel unseres Vereins ist die Durchsetzung eines Rechts auf Vergessen jeglicher rassistischer Äußerung, von der man am nächsten Morgen oder nach einer Beschwerde zum eigenen Nachteil nichts mehr wissen will. Das gilt auch für im Vollsuff geschriebene Meinungsäußerungen in öffentlichen Publikationsorganen.

    Wir suchen für unsere Vereinsarbeit immer nach guten Kontakten, die uns bei der Organisation und Moderation der gesellschaftlichen Diskussion am Katermorgen unterstützen und freuen uns deshalb sehr über Ihren Beitritt. Rassistische Organisationen sollten nicht verboten, sondern gerade gepflegt werden, damit all die Jugendsünden endlich im unmittelbaren Umfeld - natürlich kritisch - gewürdigt werden können. Auch wir denken, dass die Ursachen des gesellschaftlichen Rassismus nicht mit Aufregung oder gar einer Auflösung rassistischer Strukturen bekämpft werden können, vielmehr muss es, wie Sie fordern, eine Diskussion auf Augenhöhe geben.

    Ihren Pokalpreis "Hurrah hurrah Rassismus ist eine Jugendsünde" können Sie bei Gelegenheit in unserer Geschäftsstelle in der Seelenbinderstr. 42 in Berlin abholen.

  • Was Sie, Herr Lohmaier, in Ihrem Artikel hier machen, ist, quasi als Pendant zum sonst üblichen Blaming the Victim die Victimization of the Offender.

    Bitte antworten Sie mir, dass ich das falsch lese, aber stellen Sie sich gerade wirklich auf die Seite von dumpf grölenden RassistInnen, gegen die hier wieder mal - echt alter Hut - als nur vorübergehend aufgeregt porträtierte Netzgemeinde?

    Why??