Rasentennis-Turnier in Berlin verschoben: Harter Rückschlag
Die Premiere des Tennisturniers auf Rasen in Berlin kann allenfalls verspätet stattfinden. Sicher scheint nur, dass künftig weniger Geld da ist.
„Wir waren voll im Plan, es ging nur noch um kosmetische Änderungen wie neue Umkleiden“, sagt heute Turnierdirektorin Barbara Rittner. Die neuen Rasencourts beim gastgebenden LTTC Rot-Weiß sind fertiggestellt, und kein Artikel lässt die Erwähnung von deren hervorragenden Zustand aus.
Viel Hoffnung ruhte auf dem groß beworbenen, ursprünglich für Mitte Juni geplanten neuen Rasenturnier, das den Namen eines Sponsors trägt und mit einem kolportierten Budget von vier Millionen Euro das große Tennis in die Hauptstadt zurückbringen sollte. Als Vorbereitungsturnier für Wimbledon mit Angelique Kerber, Julia Görges, Sofia Kenin und Cori Gauff. Nun ist die Verschiebung klar, ein völliger Ausfall aber sehr denkbar.
Ende April soll die Entscheidung fallen, und wie so viele Sportveranstalter hofft man auch beim Tennis darauf, das Turnier irgendwann in irgendeiner Form noch dieses Jahr austragen zu können. „Wir haben einen Hauptsponsor und einen Verein, die die Verschiebung unterstützen, technisch ist es also möglich“, so Rittner. „Das große Problem ist die Frage: wie geht es mit der Tennis-Tour weiter?“
Die WTA-Tour pausiert bis mindestens Mitte Juli, und schon jetzt ist klar, dass die Saison, sofern sie überhaupt weitergeht, bis Mitte Dezember dauern würde. Auf dem Berliner Rasen kann aber nach Angaben der Veranstalter nur bis Ende August gespielt werden, das Zeitfenster beträgt damit eher Wochen als Monate. Weiterhin müssten, so Rittner, für eine Fortsetzung der WTA-Tour alle Reisebeschränkungen aufgehoben sein. „Ich persönlich sehe das nicht. Dann muss man erwägen, welche Turniere geographisch Sinn machen.“ Und zu erwägen sind auch die finanziellen Folgen für den LTTC Rot-Weiß.
„Wir brauchen das Publikum“
Die Berliner Zeitung schrieb jüngst vage von der Befürchtung, der Klub könne „in ernsthafte finanzielle Probleme kommen“. Der Verein selbst möchte sich weder zum Turnier noch zur eigenen Situation äußern, mit Verweis auf die noch unklare Terminlage. Auch der Veranstalter Emotion Group erwidert auf Anfrage, man könne „zum jetzigen Zeitpunkt zu möglichen Verlusten nichts sagen“. Auch nicht dazu, ob die Emotion Group einen Teil der Kosten übernehme.
Rittner sagt: „Rot-Weiß ist ein Verein, der in den letzten Jahren seine Probleme hatte. Gerade deshalb hatten sie Interesse an dem Turnier. Manchmal braucht es so eine Initialzündung, Dinge anzupacken. Sie wären unglaublich enttäuscht, wenn das Turnier ausfällt, und die Mitglieder machen sich natürlich Gedanken um finanzielle Folgen. Aber die Kostenübernahme zwischen Verein und Veranstalter wurde bis ins Detail geregelt.“
Wie sie geregelt ist, bleibt offen. Ein Vorteil besteht offenbar darin, dass der namensgebende Hauptsponsor schon für 2021 zugesagt hat. Sollte das Rasenturnier in diesem Jahr ausfallen, wird es wohl, sofern die Pandemie nicht unabsehbar eskaliert, zum Juni-Termin im kommenden Jahr stattfinden, das Projekt ist nicht am Ende. Die Einnahmen könnnten dann indes geringer ausfallen als geplant. Nach eigenen Angaben standen die OrganisatorInnen bis vor kurzem in Gesprächen zu TV-Übertragung mit den Öffentlich-Rechtlichen, Sky und Eurosport.
Nun sind die Verhandlungen unterbrochen, und es ist kein Geheimnis, dass die Sender nach Ende der Krise weniger in Sportrechte investieren werden. Zwischen der großen Absage für 2020 und der großen Verschiebung übt man sich derweil in kleineren Gedankenspielen. „Wir müssen uns fragen: Was passiert, wenn international noch keine Turniere erlaubt sind, aber in Deutschland beispielsweise schon wieder Tennis vor Zuschauern gespielt werden darf?“, fragt Barbara Rittner.
„Machen wir dann vielleicht ein kleineres Einladungsturnier?“ Das liege aber weit in der Zukunft. Nach aktueller Lage erscheint es unrealistisch, dass im August wieder Stadionpublikum erlaubt sein wird. Ein Thema nämlich ist fürs Berliner Rasentennis, im Gegensatz etwa zum Fußball, keine Option: Geisterspiele. Laut Turnierdirektorin erwirtschafte man üblicherweise 25 bis 40 Prozent der Einnahmen durch Eintrittsgelder. „Wir brauchen das Publikum.“
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