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Rapper Talib Kweli über Trump„Wir tragen alle die Verantwortung“

US-Präsident Donald Trump ist seit zwei Wochen im Amt. Talib Kweli hat sich nach der Wahl entschuldigt, obwohl er wählen war. Über HipHop als Hoffnung.

Bei einem Festivalauftritt: Talib Kweli (Archivbild März 2016) Foto: imago/Future Image
Interview von David Bedürftig

taz: Talib Kweli, früher sind Sie Wahlen oft ferngeblieben. Dieses Mal haben Sie abgestimmt und sich nach der Wahl entschuldigt. Fühlen Sie sich verantwortlich für Donald Trump?

Talib Kweli: Es war auf keinen Fall mein Fehler. Ich habe mich aktiv gegen Trump gestemmt und habe sogar für Hillary Clinton gestimmt, obwohl ich wusste, dass meine Stimme nur symbolischen Charakter besaß.

Warum die Entschuldigung?

Als Bürger tragen wir alle die Verantwortung, dass es so weit kam. Dass wir Trump überhaupt erlaubt haben, nominiert zu werden.

In einem der ersten HipHop-Songs, „The Message“ von Grandmaster Flash (1980), heißt es: „Don’ t push me, ’ cause I’ m close to the edge / I’ m trying not to lose my head.“ Stehen die Amerikaner heute wieder am Abgrund?

Die Armen sind der Brennstoff, der das Feuer der Gesellschaft entzündet – und sie werden immer direkt am Abgrund leben. Egal, in welche Richtung wir uns entwickeln. Egal, wer Präsident ist oder welches soziale Klima in den USA herrscht.

Im Interview:  Talib Kweli Green

geboren 1975, ist Galionsfigur des Conscious Rap. Bekannt wurde der New Yorker mit Mos Def als Black Star (1998). Es folgten u. a. die Soloalben „Quality“ (2002) und „Prisoner of Conscious“ (2013). Kweli unterstützt Black Lives Matter.

Ist HipHop heute überhaupt noch Ausdruck von Rebellion?

Wie alles, was maßgeblich von jungen Leuten gestaltet wird, bleibt HipHop rebellisch. Gegenüber Autoritäten und musikalischen Normen – und gegenüber dem Status quo.

Und was bringt Widerstand?

Der Schlüssel zum Erfolg lautet: Wir müssen diesen rebellischen Geist für das Gute nutzen.

Wie funktioniert das konkret?

Klar, junge Leute mögen immer noch Partys und Musik über Sex und Drogen. Aber wenn die Musikindustrie nicht mehr ihre Distribution kontrollieren kann, wächst die Chance, dass man Künstler entdeckt, die mehr als Dekadenz feiern.

Mit Ihren Fans stehen Sie auf Twitter in Kontakt, wo Sie Ihre Meinung kundtun und über Politik diskutieren. Ist das nicht Sisyphusarbeit, sich im Netz auseinanderzusetzen?

Ich werde Faschismus auf allen Ebenen herausfordern. Tue ich das nicht, wird er an Macht gewinnen. Für mich ist es einfach wichtig, gegen alle Formen von Rassismus zu kämpfen – und Trumps erste Woche im Amt hat gezeigt, warum das wichtig ist.

Manche nennen Trump schon Twittler, weil er Twitter so intensiv bespielt.

Ja, Trumps Team hat dafür gesorgt, dass viele Bürger nun soziale Medien als Hauptnachrichtenquelle nutzen. Trump ignoriert konsequent die Mainstreammedien und verbreitet seine Ansichten via Twitter.

Im Song „Killing Season“ auf dem Album „We Got It From Here … Thank You 4 The Service“ der HipHop-Crew A Tribe Called Quest rappen Sie als Gast, dass jetzt Winter in den USA herrsche.

Das ist ein Zitat von „Winter in America“, bekannt durch Gil Scott-Heron. Der Soulsänger hat diesen Song schon in den Siebzigern, zur Amtszeit von Richard Nixon, komponiert. Donald Trump fährt eine ähnliche Strategie wie Nixon. Auch Trumps Amerika wird sich besonders für marginalisierte Gruppen wie ein harter Winter anfühlen.

Was bedeutet das für Ausgegrenzte?

Die Wahl Trumps basiert unter anderem auf einem System der weißen Vorherrschaft. Weiße Vorherrschaft braucht Misogynie, um zu überleben. Und diese Frauenfeindlichkeit zeigte sich im US-Wahlkampf 2016 sehr krass.

Trumps Kabinett besteht hauptsächlich aus weißen Männern mit teils ultrarechten Ansichten: Was kann HipHop dagegen ausrichten?

Wir müssen noch näher an den Geist von HipHop, bei dem es um Teilhabe für Arme durch Kunst geht. Die HipHop-Community muss viel stärker Solidarität mit Unterdrückten zeigen.

Ist Engagement von Musikern da nicht ziemlich wohlfeil?

Positive, ehrliche Musik ist immer gefragt – aber sie muss organisch sein. Je offener der Raum, in dem der Künstler sich bewegt, desto besser und hilfreicher die Musik.

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