Rache nach Terrorakt im Baskenland: Ein Mann gegen die ETA
Vor der Wahl des Autonomieparlaments im Baskenland hat sich ein Mann an der Terrororganisation ETA für die Zerstörung seiner Wohnung gerächt - auf recht derbe Art.
MADRID taz Das Video ist in jeder Nachrichtensendung immer und immer wieder zu sehen. "Auge um Auge!", schreit ein junger Mann, als er verhaftet wird. "Diese Hurensöhne haben meine Wohnung zerstört! Jetzt zerstöre ich ihr Haus." Es handelt sich um Emilio G., Bewohner des baskischen Dorfes Lazkoa. Er tat etwas, was es bisher noch nie gab. Nur fünf Tage vor der Wahl des Autonomieparlaments im Baskenland am kommenden Sonntag drang der Metallarbeiter mit einem Vorschlaghammer in die Kneipe der ETA-nahen, radikalen Nationalisten ein. Dort zerstörte er alles, was ihm unter den Hammer kam. Emilio G. rächte sich damit für eine Bombe der bewaffneten Separatistengruppe ETA, die am Montag das örtliche Lokal der Sozialistischen Partei zerstörte. Emilio G., der direkt darüber wohnte, wurde zwar nach einem Drohanruf rechtzeitig evakuiert. Aber seine Wohnung wurde völlig verwüstet. Als Emilio G. auch noch in aller Öffentlichkeit mitanhören durfte, wie sich ETA-Anhänger über die Opfer des Anschlags lustig machten, platzte ihm der Kragen. Er schlug zurück. Während er den einen als Held gilt und sie für ihn im Internet Geld sammeln, haben andere Lazkoa mit Plakaten zugepflastert: "Emilio Faschist", steht dort zu lesen. Emilio wird wohl gehen müssen, wenn ihm sein Leben wichtig ist. ETA und Umfeld können es nicht zulassen, dass jemand die Mauer der Angst einreißt.
Seit ETA im Juni 2007 einen Waffenstillstand brach, greifen Polizei und Richter hart durch. Immer wieder werden Mitglieder der ETA-Führung verhaftet. Und bei den Wahlen am Sonntag wird das politische Umfeld der Separatisten erstmals nicht auf dem Stimmzettel stehen. Das Oberste Gericht in Madrid hat zwei Listen für illegal erklärt. Es seien reine Nachfolgeorganisationen der seit 2003 verbotene Batasuna. Die bisher im Parlament vertretene Kommunistische Partei der Baskischen Heimat (EHAK) wurde bereits im Herbst verboten.
"Verbote a la carte" nennt der Chef der Autonomieregierung und erneuter Kandidat der gemäßigteren Baskisch Nationalistischen Partei (PNV), Juan José Ibarretxe, die Entscheidung des Obersten Gerichts. Ibarretxe versucht die heimatlos gewordenen, radikalen Wähler an sich zu binden. Und er braucht sie nötig. Denn die Umfragen zeigen, dass seine PNV nur knapp vor den sozialistischen PSE-EE liegt. Ibarretxe, der seit zehn Jahren im Baskenland regiert, sorgte mit seinen Plänen für eine Volksabstimmung, die den Weg zur Unabhängigkeit ebnen sollte, stets für Aufregung. Innerparteiliche Kritiker drängte er an den Rand.
Auch unter den PNV-Wählern sind längst nicht alle mit Ibarretxes Linie einverstanden. Genau diese Unzufriedenen will der Spitzenkandidat der PSE-EE, Patxi López, für sich gewinnen. Mit wem er allerdings regieren will, falls seine Partei tatsächlich stärkste Kraft im neuen Parlament werden sollte, darüber schweigt er sich bisher aus.
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