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■ QuerspalteRühe tötet Babys!

Armer Bundesverteidigungsminister! Alles futsch, alles hinne, die ganze Mühe umsonst. Erst das Wunder am Deich von Hohenwutzen. Dann den letzten verbleibenden Störer elegant abgewehrt. Und dann, auf dem Höhepunkt dieser Erfolgsstory, die Tölpel von Labrador.

Da schickt er nun Tausende Soldaten an den Oder-Deich, um Verteidigungslinien aufzubauen, Fronten zu halten, den Feind in die Knie respektive das Flußbett zu zwingen. Und wirklich: die deutsche Wertarbeit am Oder-Deich hält den ausländischen Wasserfluten stand. Kein Werbefeldzug (!) hätte solch einen Propagandaerfolg zeitigen können: Pazifisten wie der Brandenburger Umweltminister Matthias Platzeck bekennen neuerdings, die Organisationskraft der Bundeswehr sei einfach unschlagbar. Kriegsdienstverweigerer stehen auf Deichkronen und applaudieren. Bundeswehrhasserinnen allen Alters nicken beifällig und bemerken, Sandsackwerfen sei auf jeden Fall weniger sexistisch als Vergewaltigungsvideos drehen. Ein letztes Aufbäumen des letzten aktiven Antimilitaristen verhallte selbst in der taz-Redaktion ungehört. Jetzt werde er der Bundeswehr halt allein zeigen, was eine Schaufel sei – so zog Christian Specht beleidigt Richtung Oderbruch davon.

Besser also hätte die Woche für Volker Rühe gar nicht laufen können. Wenn nicht diese Idioten in Kanada gewesen wären. Die Insel Bonavanture, zu deutsch „gutes Abenteuer“, ist eine der größten Schutzzonen für Tölpel – eine Meeresvogelart, die in Kolonien brütet. Die Nato- Basis Goose Bay in Labrador ist eine der größten Kampfzonen für Tölpel – eine Menschenart, die in deutschen Kampfjets Krieg übt. Zwei deutsche Kampfflugzeuge waren im Tiefflug über die unter Naturschutz stehende Insel hinweggerast, Hunderte von Vögeln waren in Panik aufgeflogen und hatten ihre frischgeschlüpften Jungen alleingelassen. Verzweifelte Küken verließen ihre Nester und stürzten auf der Suche nach ihren Eltern von den hohen Klippen. Deichretter Rühe tötet Tölpelbabys! Ute Scheub

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