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■ QuerspalteDer Club der Teufelinnen

Yoko Ono hat gerade eine Platte mit unbekannten Aufnahmen des Ex-Beatles John Lennon veröffentlicht. Höhepunkt der Scheibe ist eine Heimorgel-Version von „Imagine“. Die Welt, klagt die Witwe von John Lennon bei dieser Gelegenheit, habe ihr immer noch nicht verziehen. Denn bevor Yoko auftauchte, ging Lennon gemeinsam mit seinem Kumpel, dem schönen Paul McCartney, unter dem Namen „The Beatles“ auf Tour. John an der Gitarre, Paul am Baß, und beide brüllten Wange an Wange: „Yeah, Yeah, Yeah“ – da fielen die Mädels reihenweise in Ohnmacht. „Beatlemania“ nannte man das. Aber dann tauchte Lennon plötzlich mit einer seltsamen Japanerin auf. Sie redete ihm ein, er sei ein Genie, aus dem Duo Lennon/McCartney wurde Lennon/Ono, und bald waren die Beatles nur noch Geschichte. Weil enttäuschte Liebe immer in Haß umschlägt, hat Yoko es noch immer schwer bei Beatles-Fans.

Auch Christa Müller wird noch lange unbeliebt sein. Denn bevor Christa auftauchte, ging Oskar Lafontaine gemeinsam mit seinem Kumpel, dem schönen Gerhard, unter dem Namen „New SPD“ auf Tour. Oskar als Parteivorsitzender, Gerhard als Kanzlerkandidat – kein Blatt Papier ging zwischen ihre Wangen. „Innovation, Innovation, Innovation“ brüllten sie auf allen Bühnen, da fielen die Wähler reihenweise in Ohnmacht. „Neue Mitte“ nannte man das damals.

Bis Oskar plötzlich mit einer seltsamen Finanzexpertin auftauchte. Sie redete ihm ein, er sei Karl Schiller, aus Lafontaine/Schröder wurde Lafontaine/Müller, und bald war der Wahlsieg der SPD nur noch Geschichte. Schon heute kann man in Stern und Woche nachlesen, wie enttäuschte Liebe in Haß umschlägt. Christa Müller wird es noch lange schwerhaben bei ehemaligen New-SPD-Fans. Oskar wird sie trotzdem immer lieben. In 20 Jahren wird sie revolutionäre Steuerkonzepte veröffentlichen – von Oskar „in allen seinen Dimensionen“. Eine Heimorgel-Version des Uralt-Evergreens „Keynes“ ist sicher dabei. Robin Alexander

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