■ Querspalte: Holland-Schröder 2:0
Mittwoch abend gab es ein vielversprechendes Fußballspiel: Deutschland gegen Holland. Endlich ist das alte Fossil Berti Vogts entsorgt. Der neue Teamchef, Erich Ribbeck, sieht richtig fesch aus im TV. Und mit Uli Stielike steht ihm ein kleiner Mann fürs Grobe zur Seite. Jetzt wird endlich auch bei uns moderner Fußball gespielt!
Daraus wurde nix, wie der Vergleich mit Holland bewies. Die praktizieren Viererkette und Raumdeckung schon seit Jahren. Deutschland dagegen hat einen veralteten Ausputzer: Lothar Mätthäus. Für Holland zaubern schöne Rastas aus Surinam. Unsere dribbelstarken Türken dürfen hingegen nicht für Deutschland kicken. Sogar die Farbe der Trikots ist bei den Niederländern schöner: satt-grelles Oranje.
Am 27. September gab es einen eigentlich vielversprechenden Wahlausgang. Endlich das alte Fossil Helmut Kohl entsorgt. Der neue Regierungschef Schröder sieht richtig fesch aus im TV. Und mit Finanzminister Lafontaine hat auch er einen kleinen Mann fürs Grobe an seiner Seite. Jetzt wird endlich auch bei uns moderne Politik gemacht!
Daraus wurde nix, schaut man zum Vergleich nach Holland. Dort praktiziert man Ökosteuer und liberale Drogenpolitik schon seit Jahren. Wir dagegen haben schon wieder einen uralten Innenminister: Ausgerechnet Otto Schily gibt den Ausputzer. Unser Schwabentürke Cem Özdemir darf in der Bundesregierung nicht als dribbelstarker Ausländerbeauftragter antreten. Sogar die Farbe der niederländischen Regierung ist schöner als unser langweiliges Rot-Grün: eine lila Koalition. Der eigentliche Souverän demokratischer Politik, das Volk, ist wie immer eher ratlos. Der Souverän des deutschen Fußballs schweigt gottlob nie. Franz Beckenbauer tat gestern in Bild kund, wie es doch klappen könnte mit modernem Fußball – und der entsprechenden Politik. Es liegt gar nicht am Spielmacher oder am Kanzler. Der Kaiser schrieb: „Bei den Holländern ist die ganze Mannschaft in Bewegung – bei uns nur derjenige, der den Ball hat.“ Robin Alexander
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