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■ QuerspalteDer Racheengel ist männlich

Deutschlands junge Männer sind Frevler vor dem Herrn. 50 Prozent der unter 30jährigen und 27 Prozent aller Männer haben sich schon mal an jemandem gerächt, hat die Brigitte Young Miss herausgefunden. „Mein ist die Strafe und die Vergeltung“, spricht aber der Herr, nachzulesen im 5. Buch Mose und bei den Römern. Blasphemisch sind sie also, unsere Heißsporne. Trotz guter Kunde der Bibel, denn das alttestamentarische Motto „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ ist den meisten Racheengeln ein Begriff, weiß die Young Miss. Die Frauen kommen in der Studie besser weg; von ihnen wischen nur 16 Prozent dem Kontrahenten eins aus. „Wenn Frauen sich rächen, reagieren sie spielerischer“, sagt die Psychologin Claudia Clasen-Holzberg. Sie zerschnipseln dann gerne das Lieblingsjackett des Ex-Geliebten oder toasten seine Disketten, während Männer schon mal morden und totschlagen.

Ein weites Feld auch für die AggressionsforscherInnen. Die wissen, daß Frauen blutige Rache gar nicht nötig haben: Ein „richtiger“ Mann sehe seine Position als Leitbulle schnell gefährdet und müsse sie aggressiv-spektakulär wiederherstellen. Frauen hingegen müßten nicht ständig klären, wer die Größte ist. Die Erklärung liege mal wieder in den Genen. Die Auslöser weiblicher Racheakte hätten sich seit Urzeiten nämlich kaum geändert. Wenn Frauen rotsähen, dann gehe es weniger um ihren Stolz als vielmehr um den Fortbestand der Sippe: um ihren Beschützer, sprich Gatten, um die Ressourcen, sprich Knete, oder um ihre Brut.

„Rache ist eine Art wilder Justiz, je mehr des Menschen Natur ihr zuneigt, desto mehr sollte sie vom Gesetz ausgerottet werden“, schrieb vor 370 Jahren der englische Philosoph und Staatsmann Francis Bacon. Dabei bräuchten die Gehörnten und Betrogenen doch einfach nur das himmlische Gericht abzuwarten. Denn wie heißt es so schön in den Psalmen? „Wie lange noch dürfen die Frevler, o Herr, wie lange noch dürfen die Frevler frohlocken?“ Vergelt's Gott. Kerstin Willers

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