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■ QuerspalteWir sind uns nahe

Es ist schon was dran an dem männlichen Gerücht, daß Frauen unter sich gerne über Bauchfettabsaugung und „Beziehungen“ plaudern. Im Frauengesprächskreis meiner Freundin Gesine taut Luzi nach 22 Uhr immer so richtig auf, erinnert sich an ihre letzte heterosexuelle Begegnung und leitet daraus eine Männertheorie ab, die so plausibel klingt, daß keine mehr nachfragt, ob sie denn auch stimmt.

Gesine wollte das Thema „Männlichkeit“ aber heute abend auf eine empirisch gesicherte Basis wuchten. Sie zieht zwei Zeitschriften hervor: äM beginnt mit einem Selbstporträt einer Potsdamer Männergruppe: „Wir wollen uns nicht über Leid definieren. Wir sind uns nahe“. In Moritz11 berichtet „Blasius“ von einer „Initiation ins Mannsein“ irgendwo am „Übergang zwischen Zivilisation und Wilder Natur“. Morgens wurde getrommelt, abends gehts zum „Spießrutenlauf“: Die Männer bildeten eine Gasse, durch die jeder von ihnen zu gehen hatte. Dabei wurde er beschimpft und ein bißchen gehauen. „Es ging darum, uns mit der Erfahrung schmerzhafter Lebenswirklichkeit zu konfrontieren“, liest Gesine laut vor. Die Frauenrunde guckt peinlich berührt. Totenstille. Kichern wäre jetzt zu billig. Doch da naht Rettung.

Luzi klingelt an der Tür, sie kommt später, aus privaten Gründen. Ihr letzter Typ hat sich mal wieder schweinisch benommen, irgendwas von „Angst vor Nähe“ gefaselt, obwohl er schon über 40 ist. Luzi, erzähle! Gib uns eine Theorie! Barbara Dribbusch

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