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Lob der Langsamkeit

Eine „feuersichere Zigarette“ hat der Tabakkonzern Philip Morris erfunden – wieso ist da nicht längst jemand drauf gekommen? „Feuersicher“ trifft die Sache allerdings nicht ganz – anzünden kann man die Zigarette schon noch; so weit wollte Philip Morris der Anti-Raucher-Lobby nicht entgegenkommen, nur rauchen lässt sich das Ding nicht richtig. „Schmale zusätzliche Papierstreifen hemmen den Sauerstofffluss und verringern Brenngeschwindigkeit und Hitze“, teilt der Hersteller mit, und: „Die Papierringe wirken wie Temposchwellen auf der Straße“! Eine urgrüne Idee: die Fußgängerzone unter den Zigaretten!

Ob man beim sauerstoffgebremsten Quarzen weniger Schadstoffe zu sich nimmt, teilt der Hersteller wohlweislich nicht mit; am langsamer kokelnden, schneller ausgehenden Stengel muss heftiger gesaugt werden – da nimmt der Delinquent womöglich sogar mehr Dreck zu sich als bisher! Dafür hilft die neue Langsam-Lulle an anderer Stelle: Ungefähr 1.000 Menschen sterben jährlich in den USA bei Wohnungsbränden in Folge heruntergefallener Zigaretten; mit der neuen Sorte gelang es bei Tests zwanzigmal seltener, einen Baumwollteppich zu entzünden. Allerdings sind Leute, die mit brennender Zigarette einnicken und dadurch ihre Wohnung abfackeln, doch wohl in den meisten Fällen nicht nur leichtsinnige Raucher, sondern auch beim Rauchen sturzstrack gewesen – bräuchte es da also nicht gleich noch die Erfindung eines Alkohols, der nicht mehr richtig knallt?

Oder sagen wir: Müsste es nicht Rauschmittel geben, die zwar den Geist angenehm vernebeln, die Motorik aber weitgehend unangetastet lassen? Eine Zigarette, die langsam brennt und in der der Rausch bereits enthalten ist – denkt drüber nach, Philip-Morris-Philanthropen. Mehr Tipps geben wir Euch nicht! Klaus Nothnagel

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