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Eine Frage der Ehre

Ich denke, wir sollten das Duell wieder einführen. Es wäre eine saubere Lösung der gegenwärtigen politischen Krise. Wenn im 19. Jahrhundert ein Politiker von einem satisfaktionsfähigen Gegner beleidigt wurde, konnte er ihn herausfordern; ein Duell wurde anberaumt, und er wurde zum Helden – oder zum Märtyrer. Beides war gut für die Karriere. Heute haben wir Untersuchungsausschüsse und Staatsanwälte, die jahrelang tagen und verhandeln und sich vertagen – und am Ende ist jeder so schlau wie zuvor. Mir persönlich würde etwas reinigendes Blut besser gefallen. Sagen wir mal: Zehn Duellgänge im Tegeler Forst bis zur Kampfunfähigkeit.

Auch Helmut Kohl sehnt sich nach simpleren Zeiten. Aber ihn interessiert nicht so sehr die Ehre, sondern mehr sein Ehrenwort. Herr Kohl will sein Versprechen nicht brechen. Aus der Sicht eines Ehrenmannes ist das eine ganz legitime Position. (Und der alten Unschuldsvermutung die Ehre gebend, halten wir ihn natürlich immer noch für einen Ehrenmann.)

Also steht hinter seiner Aussageverweigerung die Überzeugung eines Duellanten im 19. Jahrhundert, dass die legalen Forderungen des Rechtsstaates nicht immer mit den unbedingten Ehrenverpflichtungen zu vereinbaren sind. Aber ich möchte Herrn Kohl daran erinnern, dass es zu dieser unbedingten Ehre gehört, rückhaltlos für sie einzustehen – wenn schon nicht im Wort, so doch mit der Tat.

Anstatt zu reden, muss sich Helmut Kohl daher duellieren. An möglichen Gegnern dürfte es ihm nicht mangeln. Rita Süssmuth und ich werden sekundieren. Und ich würde bei meinem Schützling darauf achten, dass er seinem Opponenten frontal gegenübersteht. Denn dreht er sich zur Seite, ist er eine viel zu große Zielscheibe. Kevin McAleer

Übersetzung: Sabine Vogel

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