Queere WählerInnen: Bunt und links
Wie stimmt sie ab, die Lesbe, was wählt er, der Schwule? Welche politische Vorlieben haben Intergeschlechtliche? Darüber ist nicht viel bekannt, auch nicht im queeren Berlin. Seit Montag gibt es einen kleinen Einblick: Da stellte der Lesben- und Schwulenverband eine Studie von WissenschaftlerInnen der Universitäten Gießen und Wien vor. Das Überraschendste war am Ende nicht das Ergebnis, aber dazu später.
„Wir wollen ein buntes Berlin“, so Heiko Großer, Vorsitzender der Berliner Aidshilfe, „aber das Blau der AfD, das wollen wir nicht.“ Dennoch: 7 Prozent der 1.058 Teilnehmenden wollen die Rechten wählen, mehr als die CDU (4 Prozent). Nikolas Ferch von der Uni Gießen sagt es so: „Es ist möglich, rechts zu sein und doch nicht hetero.“
Andererseits ist das weniger als die Hälfte der Zustimmung, die die AfD von der Gesamtbevölkerung erwarten darf. Dorothée de Nève, Gießener Professorin, betont: So klar ist das auf einer abstrakten Ebene ja nicht, dass queere Menschen anders wählen als nicht queere. De facto zeige sich aber, dass die Lebenssituation von Nichtheteros spezifische Interessen mit sich bringt. Und da Themen wie Homo- und Transphobie für die Community wichtig sind, bekommen jene Parteien die größte Zustimmung, die sich klar positionieren: Grüne (33 Prozent) und Linke (24 Prozent). Die SPD liegt mit 17 Prozent unter der Landesprognose.
Repräsentativ ist das alles nicht: Bei der Studie hat mitgemacht, wer wollte oder wen der Aufruf über Medien und soziale Netzwerke erreicht hatte.
Nun die Überraschung: Es gibt zu wenige Lesben in Berlin. Oder sie interessieren sich nicht für Politik. Oder misstrauen Studien. 78,1 Prozent der Teilnehmenden identifizierten sich als Männer, nur 21,4 Prozent als Frauen. Warum, konnten die ForscherInnen nicht beantworten. Die queere Wahlforschung hat noch viel zu tun.
Claudius Prößer
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