Quarantäne-Hotels in Peking: Isolierte Vorbereitung
Coronapositive Athleten werden in China weggesperrt. Dabei hätte das IOC für bessere Bedingungen sorgen können – mit einfachen Mitteln.
Wenn es um Politik geht, um Menschenrechtsverletzungen etwa, dann reagieren die Verantwortlichen des Internationalen Olympischen Komitees immer auf die gleiche Weise. Darum gehe es doch nicht bei den Spielen, es gehe allein um die Sportler. Die stünden auch in Peking im Mittelpunkt. Und die Vertreter des chinesischen Organisationskomitees sagen dann immer, man wolle sichere und glanzvolle Spiele veranstalten. „Safe and splendid“, heißt das auf Olympisch. Womit wir beim Thema wären: der Sicherheit.
Das verdammte Coronavirus soll sich nur ja nicht ausbreiten in der olympischen Blase. Und so wird jeder, der beim täglichen Test ein auffälliges Ergebnis hat, in die Isolation geschickt. 32 Sportler saßen da am Dienstag. Wer die ersten Hilferufe aus den Isolationshotels gehört hat, von der belgischen Skeletoni Kim Meylemans, die gar nicht wusste, wo sie war, oder vom deutschen Kombinierer Erik Frenzel, der nicht ins Internet gekommen ist, oder von der polnischen Shorttrack-Sprinterin Natalia Maliszewska, die man erst in die Isolation geschickt, dann wieder rausgelassen hat, um sie dann gleich wieder einzukassieren, kommt jedenfalls nicht so schnell auf die Idee, dass die Sportler im Mittelpunkt stehen würden.
Wieder einmal bestimmen die chinesischen Organisatoren, deren erstes Ziel es zu sein scheint, die in ihren Augen verseuchten Sportler wegzusperren, wie es läuft. Und das IOC, das eigentlich die Aufgabe hätte, allen Sportlern, sobald das möglich ist, die Teilnahme an ihren Wettbewerben zu ermöglichen, läuft hinterher. Erst nach lautstarken Beschwerden kümmerte sich das IOC um eine bessere Unterbringung und Versorgung. In welchen Hotels die Sportler in Quarantäne geschickt wurden, dafür hatte sich das IOC zuvor nicht wirklich interessiert.
Dabei wäre es so einfach gewesen. Wenn es wirklich stimmen würde, dass es vor allem um die Athleten geht, auch bei diesen Spielen, warum hat man sie dann nicht einfach in den besten Hotels der Stadt isoliert. Im preisgekrönten Luxushotel Intercontinental Beichen zum Beispiel. Dort hat das IOC gerade seine Versammlung abgehalten. Das müsste für die Sportler doch gerade gut genug sein. Oder steht da vielleicht doch jemand anderes im Mittelpunkt?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Deutungskampf nach Magdeburg
„Es wird versucht, das komplett zu leugnen“
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Aktionismus nach Magdeburg-Terror
Besser erst mal nachdenken
Gedenken an den Magdeburger Anschlag
Trauer und Anspannung