Qualität der Kindergärten in Deutschland: Eine Fachkraft für 9,3 Kinder
Die Betreuung in Krippen und Kitas verbessert sich, ist aber immer noch nicht ausreichend. Es bestehen weiterhin große Unterschiede zwischen den Ländern.
GÜTERSLOH afp | In Deutschlands Krippen und Kindergärten verbessert sich die Qualität, wenn der Personalschlüssel als Gradmesser dafür genommen wird. Auf eine Erzieherin kamen im vergangenen Jahr weniger Kinder als drei Jahre zuvor, wie eine von der Bertelsmann-Stiftung am Mittwoch veröffentlichte Studie ergab. Doch es gibt enorme Unterschiede zwischen den Ländern. Im Osten müssen sich Erzieherinnen um mehr Kinder kümmern als im Westen.
Bundesweit war der Untersuchung zufolge Anfang März 2015 eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft für durchschnittlich 4,3 ganztags betreute Krippen- oder 9,3 Kindergartenkinder zuständig. Drei Jahre zuvor waren es 4,8 beziehungsweise 9,8 Kinder. Allerdings wird damit noch nicht das von der Stiftung empfohlene Verhältnis erreicht, wonach sich eine Erzieherin um höchstens drei Krippen- oder 7,5 Kindergartenkinder kümmern sollte.
Die Bertelsmann-Stiftung verweist zudem darauf, dass das tatsächliche Betreuungsverhältnis im Alltag ohnehin ungünstiger ausfalle als der rechnerisch ermittelte Personalschlüssel. Erzieherinnen würden nämlich mindestens ein Viertel ihrer Zeit für Team- und Elterngespräche, Dokumentation der Arbeit und Fortbildungen aufwenden.
In den Bundesländern ist die Situation auch sehr unterschiedlich. Bei den Kindergärten ist Baden-Württemberg Spitzenreiter mit einem Personalschlüssel von eins zu 7,3, in Mecklenburg-Vorpommern liegt das Verhältnis dagegen bei eins zu 14,1. Auch bei den Krippen liegt Baden-Württemberg vorn: Dort kommen auf eine Erzieherin drei Kinder, beim Schlusslicht Sachsen kümmert sich dagegen eine Fachkraft um 6,4 Kinder.
Grundsätzlich ist der Personalschlüssel im Westen besser als im Osten. Eine ostdeutsche Erzieherin ist für 6,1 Krippenkinder zuständig, ihre westdeutsche Kollegin nur für 3,6 Kinder. Ähnlich sieht es bei den Kindergärten aus: Das Verhältnis liegt in den westdeutschen Ländern bei eins zu 8,6, in den ostdeutschen Ländern bei eins zu 12,3.
Um den empfohlenen Personalschlüssel zu erreichen, werden nach Berechnungen der Bertelsmann-Stiftung bundesweit zusätzlich 107.000 vollzeitbeschäftigte Fachkräfte gebraucht. Dies kostet demnach jährlich rund 4,8 Milliarden Euro.