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Putschversuch in Guinea-BissauWestafrika außer Kontrolle

Kommentar von Katrin Gänsler

Es häufen sich Staatsstreiche oder zumindest Versuche. Die tieferen Gründe sind ähnlich: Es gibt keine gute Regierungsführung in der Region.

Bewaffnete Soldaten in der Nähe des Präsidentenpalastes, Bissau Foto: reuters

F ast sah es so aus, dass es neun Tage nach dem Staatsstreich in Burkina Faso zu einem weiteren Regierungsumsturz in Guinea-Bissau kommt. Zwar gibt es mittlerweile Entwarnung, doch die Entwicklung zeigt, wie instabil die Lage in zahlreichen Ländern Westafrikas ist.

Einerseits sind diese Länder anfällig für globale Entwicklungen wie den aufkeimenden Terrorismus. In Mali und Burkina Faso haben die Anschläge wesentlich zu den Militärcoups beigetragen. Den Sol­da­t*in­nen war lange klar, dass sie einen aussichtslosen Kampf führen, da sie weder passend ausgebildet noch adäquat für den Anti-Terror-Kampf ausgerüstet sind.

Wie leicht die Sicherheitskräfte zu Opfern wurden, davon zeugen Angriffe auf Polizeiposten und Kasernen. Das hat ebenso Wut geschürt wie Unzufriedenheit über interne Hierarchiestrukturen. Gerade junge, gut ausgebildete Mitglieder der Streitkräfte haben häufig den Eindruck, über zu wenig Aufstiegsmöglichkeiten zu verfügen.

Dazu kommt die Unzufriedenheit mit den eigenen Regierungen. In Guinea, wo im September 2021 geputscht wurde, bestand großer Zorn über das dritte Mandat von Alpha Condé, das er trotz zahlreicher Proteste mit Dutzenden Toten unbedingt haben wollte. Unzufriedenheit herrscht auch über die mangelnde Bekämpfung der Korruption und die längst überfälligen Reformen. Die Versprechen, das zu ändern, bleiben meist Worthülsen.

Die Ursachen für die Staatsstreiche sind letztlich gleich: Es gibt keine sogenannte gute Regierungsführung. Während es beispielsweise in Burkina Faso nicht gelingt, in eine verlässliche Armee zu investieren und die Lebensbedingungen der Bevölkerung zu verbessern, zeigt das Beispiel von Guinea-Bissau: Dro­gen­schmugg­le­r*in­nen konnten viel zu lange unbehelligt agieren. Die Verantwortlichen waren mit ihren eigenen Querelen beschäftigt und haben möglicherweise noch gut von den illegalen Geschäften profitiert.

Erst wenn sich das nachhaltig ändert und es zu einer internen Stabilität kommt, lässt sich auch die Gefahr neuerlicher Coups eindämmen.

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Westafrika-Korrespondentin
Nach dem Abitur im Münsterland bereiste sie zum ersten Mal Südafrika und studierte anschließend in Leipzig, Helsinki und Kopenhagen Journalistik und Afrikanistik. Nach mehreren Jahren im beschaulichen Schleswig-Holstein ging sie 2010 nach Nigeria und Benin. Seitdem berichtet sie aus ganz Westafrika – besonders gerne über gesellschaftliche Entwicklungen und all das, was im weitesten Sinne mit Religion zu tun hat.
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1 Kommentar

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  • Und wenn man noch tiefer einblickt, stellt man fest, dass der Kolonialismus schuld daran ist, dass Westafrika blutige Kämpfe und Elend aufweist: Armut auf der einen Seite, Machthungrigkeit weil es ja die Kolonialherren vorgemacht haben, Müllkippe für Elektronikschrott der ersten Welt. Es ist da ganz klar, dass Unzufriedenheit herrscht und Korruption und Morde im Sekundentakt geschehen. Was nicht bedeutet, es gutzuheißen selbstverständlich.

    Aber "interne Stabilität" wird niemals erreicht werden, solange der Wohlstand auf der Welt so ungleich ist.